Zu den Newcomerinnen auf ihrem Sektor zählte die zur Zeit in Nashville lebende Songwriterin Madi Diaz ja schon nicht mehr, als sie während eines Aufenthaltes in Los Angeles 2020 für ihr fünftes Album "History Of A Feeling" von dem renommierten Anti Label "entdeckt" und einer größeren Öffentlichkeit bekannt gemacht wurde. Es folgte dann eine Phase, in der sich die bis dahin vor allen Dingen als Session Musikerin arbeitende mittels Support Slots für Acts wie Waxahatchee oder Angel Olsen auch in eigenem Namen einem größeren Publikum präsentieren konnte. Eine Art Adelung erfuhr sie, indem sie Harry Styles bat, als Musikerin und Sängerin in seiner Live-Band tätig zu werden.

Heutzutage kann sich Madi Diaz daraufhin den Luxus erlauben, ihre musikalischen Vorstellungen mit größeren Ressourcen nach eigenen Bedingungen zu realisieren. Dabei geht sie auch auf diesem neuen Album ihrem speziellen songwriterischen Hobby nach und legt mit spitzer Feder selbst tief liegende psychologische Traumata von allen Seiten frei und bloß - und schuf auf diese Weise eine Art psychologisches Selbstporträt. Musikalisch löst sie dabei - mit Hilfe der musizierenden Produzenten Sam Cohen und Konrad Snyder - die musikalischen Versprechen ein, die sie mit einigen Momenten auf dem im Vergleich sperrigeren und spröderen "History Of A Feeling" bestenfalls andeutete. Tatsächlich geht die Sache dieses Mal eher in Richtung einer zeitgemäßen Indie-Pop-Scheibe als in jene der introspektiven Songwriterin - was sich dann durch ein fülligeres Sounddesign und teils rockige Untertöne bemerkbar macht. Alles in allem ist "Weird Faith" zugänglicher und vielseitiger geraten als das Durchbruchsalbum. Was auch daran liegen mag, dass Madi Diaz trotz der komplexen Natur ihrer Gedankengänge hier an das "seltsame Vertrauen" in die Institution der Liebe appelliert.