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Arab Strap - I'm Totally Fine With It Don't Give A Fuck Anymore

Platte der Woche

KW 19/2024


Arab Strap - I'm Totally Fine With It Don't Give A Fuck Anymore
Rock Action/Pias/Rough Trade
Format: LP

Nachdem sich sowohl Aidan Moffat 2022 mit dem Projekt Nyx Nott wie auch Malcolm Middleton 2023 mit Lichen Slow - teilweise wegen Schlaflosigkeit und teilweise aus Langeweile heraus - mit eher obskuren musikalischen Eskapaden beschäftigt hatten, sprach offensichtlich wenig dagegen, dem brillanten "Comeback"-Album "As Days Get Dark" von 2021 ein neues Arab Strap-Werk mit dem malerischen Titel "I'm Totally Fine With It Don't Give A Fuck Anymore" folgen zu lassen.

Wir erinnern uns: Nachdem sich Arab Strap 2006 mit viel Tamtam aufgelöst hatten, hatten sich die beiden musikalischen Schrate 2021 wieder zusammengerauft und ein neues Album eingespielt, das offensichtlich von der dystopischen Grundtendenz unserer Tage inspiriert worden war. Arab Strap waren 2021 deutlich ernsthafter und politischer geworden als von früher gewohnt - und hatten das mit einer gewissen musikalischen Schroffheit gekürt, die sich nun auch auf dem neuen Werk wiederfindet, das dann auch thematisch dort weitermacht, wo "As Days Get Dark" aufgesetzt hatten. Grob gesagt, ließe sich sagen, dass sich Arab Strap auf dem neuen Album mit dem arrangiert haben, was sie 2021 noch zu lähmen drohte. Und so finden sich auf dem neuen Album (den Titel sollte man besser nicht allzu inflationär einsetzen) jede Menge politischer und sozialer Kommentare - oder sollte man besser "Anklagen" sagen? Da machen sich die Herren über das "Höher, Schneller, Weiter" unserer Tage her, klagen die Fake-News-Bedrohungen der Sozialen Medien an, lassen sich zu Verschwörungstherorien aus, widmen sich dem Thema Isolation und Einsamkeit (wofür es im UK ja mittlerweile ein eigenes Ministerium gibt) und singen über Drag Queens, Maulwürfe und Information-Overflow. Diese neue "Alertness" ist es dann auch, die die "neuen" Arab Strap von der früheren Inkarnation der Band absetzt. Der Titel des Albums ist daher mit der nötigen Vorsicht zu genießen: Hier sind keine Leute am Werk, die resignieren, sondern stattdessen mit einer kämpferischen Resilienz an die Sache herangehen.

Musikalisch schlägt sich das insofern nieder, als dass die Jungs mit Longtime-Producer Paul Savage ein intelligentes Sounddesign entwickelten, das diesem Anspruch Rechnung trägt. Im wesentlichen wird das Projekt von drei musikalischen Säulen getragen: Einer fast schon brutalen Interpretation der rhythmischen Aspekte, einer dezidiert transparent und klar definierten Auslegung der oft von Club-Sounds inspirierten elektronischen Elemente und brachial verzerrter Bassläufe, mit denen Arab Strap sich mangels Gitarren ihren musikalischen Druck von der Seele spielen. Fast schon eigenartig, dass Moffat und Middleton in diesem Umfeld mit dem Techno-Pop von "Bliss", der Dreampop-Elegie "Summer Season", der munter pulsierenden Disco-Hymne "Haven't You Heard", oder dem Noir-Folk-Track "Safe & Well" - zumindest musikalisch - einige der zugänglichsten Stücke ihrer gesamten Karriere gelingen. Es darf angesichts der Selbstverständlichkeit, mit der Moffat und Middleton mit diesem Album zu ihrem bestmöglichen musikalischen Ich finden, also wohl angenommen werden, dass Arab Strap wiedergekommen sind, um nun auch erst mal zu bleiben.


-Ullrich Maurer-


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