Es gab in den Nullerjahren eine Zeit, da erschienen jede Woche Scheiben in der Art, wie sie das Sextett Brown Horse aus Norwich nun als Debüt-Album vorlegt: Relaxter Americana-Slow-Core mit einer erkennbaren Neil Young-Affinität ausgelebt und mit Spuren von Genre-Vorreitern wie den Cowboy Junkies, Songs Ohia, The Band oder Uncle Tupelo/Wilco angereichert. Diese Zeiten sind heute vorbei, auch wenn Big Thief & Co. gelegentlich noch mal an den Geist dieser Zeiten erinnern.

Gerade deswegen aber sticht das Debüt von Brown Horse schon wieder aus der Masse der Veröffentlichungen heraus. Das auch, weil das vom Folk-Quartett zum Kleinorchester mutierte britische Ensemble seiner kreativen Arbeit in kollaborativer Hinsicht nachkommt und das brillante Material zunächst gemeinsam erarbeitete, dabei alle möglichen Details und Inspirationen ins Spiel brachte und dann innerhalb von wenigen Tagen live im Sickroom-Studio einspielte. Dieses erinnerte die MusikerInnen (zwei Damen sind mit an Bord - was der Sache einen besonderen Touch verleiht) dann auch nicht ganz zufällig an das legendäre Big Pink-Studio, wo sich einst Bob Dylan und The Band vergnügten. Wer an zeitloser, organischer, bandorientierter Country- und Americana-Rockmusik interessiert ist, die noch nicht auf das Standard-Americana-Format eingedampft wiúrde, der kommt an dieser Veröffentlichung schlicht nicht vorbei - auch wenn diese vielleicht etwas zu spät für den Zeitgeist daherkommtl