John Vincent III setzt sich für die musikalische Ausgestaltung eines während der Pandemie begonnenen, dreijährigen Trips durch die USA für sein zweites Album "Songs For The Canyon" zunächst mal hinter ein Klavier und ließ sich songwriterisch - wie er zurecht sagt - von den Piano-Balladen einer Carole King und dem Laurel Canyon-Flair der späten 60er inspirieren. Obwohl sich Vincent für dieses Projekt mit dem Produzenten Tom Elmhirst zusammen tat (der immerhin Adele und David Bowie betreute), funktioniert der Songwriter und Performer Vincent immer dann am besten, wenn er sich freiwillig auf das Wesentliche reduziert - beispielsweise im Falle des Piano-Balladen Openers "Highway Woman" oder dem romantischen Folk-Track "Juniper And Yellow". Und wenn Elmhirst mal mit Opulenz und Fülle arbeitet - wie bei dem Track "Dandelion" -, dann mit Übersicht und eher unauffällig und romantisch. Und überhaupt "Romantik": Anstatt sich mit seinen Songs dem mondänen Männerschmerz hinzugeben, packt John Vincent III seine on the Road aufgesammelten Stories in konfessionelle Selbstfindungstracks, in denen er seine Gefühle schildert und in philosophische Gedankengänge über die großen Zusammenhänge im Leben packt. Mag sein, dass der Grund dafür in dem Umstand zu suchen ist, dass Vincent seine Reise zusammen mit seiner Freundin unternahm (die ihn dann auch gesanglich unterstützte) und somit gar keinen Grund hatte, in grüblerischer Kontemplation zu versinken, aber es führt zu einer letztlich überzeugenden, romantischen Songwriter-Elaborate der letzten Jahre - und das ganz ohne Hipster-Faktor. Weitere Inspirationsquellen, die sich heraushören lassen - etwa Nick Drake, Gram Parsons oder Robert Zimmerman - zeugen von Vincents ausgezeichnetem Musikgeschmack und wirken sich förderlich auf das eigene Tun aus.