Dreampop der etwas anderen Art bieten uns Amber Webber und Joshua Wells auf dem inzwischen fünften Lightning Dust-Album. Nachdem sie auf dem Vorgängerwerk "Spectre" noch so ziemlich alles in die Waagschale warfen, was sie in Projekten wie Black Mountain oder Kodiak Deathbed zuvor alles mal ausprobiert hatten - und dafür Steve Malkmus und Dan Bejar als Gastmusikanten beschäftigten -, geht es dieses Mal in eine ganz andere Richtung. Unter Pandemie-Bedingungen erschuf das Paar im Lockdown-Modus, bei dem Webber in Vancouver und Wells in Chicago in selbstgebastelten Heimstudios arbeiteten, ein Sounddesign, das stark von den bisherigen Arbeiten abweicht. Im Prinzip handelt es sich bei den neuen Songs um Tracks, die strukturell angelehnt sind an den Prog-, Klassik- und Bombast-Rock der 70er Jahre. Allerdings nur strukturell - denn statt komplexem E-Gitarren-Gegniedel und opulenten Powerchords gibt es hier pulsierende Basslinien und mächtige Synthie-Soundwände, die den Sound bestimmen. Gitarren gibt es auch - diese wurden aber von Tourgitarrist Rob Buttefield eher mit verzierendem Charakter hinzugefügt.

Das Konzept entstand, nachdem sich Amber und Joshua 2020 nach dem Album "Spectre" privat trennten, aber beschlossen, auf der kreativen Ebene weiter zu machen - ohne romantisierende Nostalgie (deswegen auch der Titel des Albums) und jeder erst mal für sich selbst. Deswegen wirken die neuen, aus vielen verschiedenen Ideen zusammengesetzten Tracks dann auch so komplex, theatralisch und vielschichtig. Zusammengehalten wird das aber wie gewohnt von Ambers empathischem Gesang und grandiosen, hymnischen Melodiebögen, die sehr gut zu dem zuvor beschriebenen Sounddesign passen.