"Leon" ist bereits das vierte Solo-Album der brasilianischen Cellistin Dominique Pinto, das sie unter ihrem Künstlernamen Dom La Nena veröffentlicht - es ist aber das erste, das sie ausdrücklich als musikalische Hommage für ihr Instrument (dem sie den Namen "Leon" gegeben hat) konzipiert hat. Freunden zeitgenössischer Folk-Mucke ist Dominique zusammen mit ihrer Partnerin Rosemary Standly über ihr Duo-Projekt "Birds On A Wire" bekannt und zeitgenössischen Musiker(inne)n wie Jane Birkin, Etienne Daho oder sogar Jeanne Moreau schätzen ihre Fähigkeiten als versierte Instrumentalistin. Erstaunlicherweise spielen aber diese beiden Umstände auf dem Album "Leon" eine eher untergeordnete Rolle. Denn - anders als viele ihrer Cellistinnen-Kolleginnen, die zur Zeit mit Solo-Projekten von sich hören lassen - geht es Dominique hier nicht darum, innovative neue Sound-Konzepte zu entwickeln oder den Sound des Instrumentes mit elektronischen Mitteln oder Effekten zu verändern, sondern darum, die Möglichkeiten von "Leon" über äußerst zugängliche und klassisch strukturierte Kompositionen auf sozusagen persönlicher Ebene auszuloten, die sie in der Art verehrter Komponisten wie z.B. Vivaldi, Chopin oder Philip Glass angelegt hat. Tatsächlich müssen sich Freunde klassischer Cello-Musik ebensowenig verbiegen, wenn es darum geht, dieses Album wertzuschätzen wie Freunde kontemporärer Musik, die den Unterhaltungsfaktor in der Musik wertzuschätzen wissen. Manchem Puristen mag dieses Album vielleicht sogar zu wenig ambitioniert erscheinen - aber gerade darum scheint es Dominique ja gerade nicht zu gehen; und genau das macht die Sache so charmant.