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15.03.2019
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10+10

VIVIE ANN

Vivie Ann
Dass handgemachte, englischsprachige Popmusik, die in Deutschland unabhängig produziert wird, dann auch erfolgreich sein kann, bewies zuletzt Alice Merton eindrucksvoll. Auch Vivie Ann aus Hamburg, die mit "When The Harbour Becomes The Sea" bereits ihr zweites Album vorlegt, hat sich darauf spezialisiert ihre organisch inszenierten, stilistisch äußerst vielseitigen und musikalisch dementsprechend abwechslungsreich dargebotenen Songs auf Englisch zu singen. "Ich bin mit der englischen Sprache aufgewachsen", erklärt Vivie Ann das, "ich bin zwar keine Native - aber dadurch, dass meine Eltern auch Künstler sind, sind wir immer durch ganz Europa gereist, und da war die Verständigungssprache immer Englisch. Für mich hat die Sprache auch etwas sehr magisches. Ich habe mehr Möglichkeiten mich auszudrücken, die nicht gleich so altbacken klingen." Als engagierte Indie-Künstlerin gründete sie hierfür auch ein eigenes Label, besserte ihr Budget per Crowdfunding auf und behielt alle kreativen Aspekte - vom Songwriting über die Produktion (mit Partner Christoph Klinger) und die Gestaltung des Artworks - selbst in der Hand. Dabei gibt es auf dem neuen Werk stilistisch und Formal kaum Grenzen. Was aber hat es mit dem Titel des Albums auf sich? Warum wird denn der Hafen zur See? "Das Album handelt von meinem Leben in den letzten Jahren - und die waren sehr chaotisch", erklärt sie das, "weil man das auch in den Songs ein wenig heraushört, dass es da auch sehr schwere Zeiten gab, wollte ich das in dem Titel auch verdeutlichen. Man fühlt sich ein wenig wie in einem sicheren Hafen - wie ich in meinem Hamburg - und dann passieren plötzlich Dinge, die einen komplett rausreißen und dann landet man plötzlich mitten in der offenen See, obwohl man sich mitten im Leben in Sicherheit wähnte und alles okay gewesen zu sein schien und muss sich dann mit den neuen Gegebenheiten zurechtfinden." Das erklärt dann vielleicht auch die abwechslungsreiche Natur der recht unterschiedlich aufgebauten Stücke. Darf man dann also diese CD sozusagen als eine Art Autotherapie betrachten? "Bei mir sowieso", lacht Vivie Ann, "ohne Musik würde ich - glaube ich - gar nicht existieren können. Aber es ist auch so, dass man solche Situationen, die etwas düsterer sind und aus denen man sich herauskämpfen muss, mit einer Portion Optimismus ganz gut begegnen kann. Denn wenn man nicht wüsste, was Optimismus ist, würde man die guten Dinge ja gar nicht sehen. Deswegen ist es wichtig ist, sich in einer solchen Situation anzupassen und zu lernen, wie man sich an den eigenen Haaren herausziehen kann. Das hört man ja auch in der Musik - etwa in Stücken wie 'Euphoria'." Wie sich so etwas anhört, kann man auch auf der anstehenden Tour im Mai begutachten. Vorher beantwortet uns Vivie Ann aber noch schnell die berühmten zehn Fragen.


1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Musik ist dann gut, wenn sie in mir etwas anstößt und eine Resonanz in mir erzeugt.

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Das ist eine gute Frage. Wir hatten eigentlich keinen Plan außer dem, ohne Grenzen drauflos zu arbeiten - etwa indem wir Instrumente spielten, die wir eigentlich nicht können - einfach um auf andere Ideen zu kommen. Musik ist tatsächlich dabei als Inspiration aber gar nicht so wichtig. Es gibt natürlich sehr viele Künstler, die ich sehr schätze, aber als Inspiration bevorzuge ich Menschen, die mich umgeben und die mich beeindrucken bzw. von deren Leidenschaft ich beeindruckt bin... und ein bisschen auch die Stadt Hamburg.

3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?

Das neue Album ist eines der spannendsten Alben, weil es sehr sehr unvorhersehbar ist. Es hat sehr viele Kehrtwendungen, ist eckig und kantig - aber gleichzeitig unheimlich schön plätschernd.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Oh mein Gott, da gibt es eine Super-Story. Wir haben uns nämlich noch nie Gage ausgezahlt, weil wir die immer in einen Topf tun, aus dem wir rein musikalische Sachen bezahlen. Wir haben aber ein Mal vor vier oder fünf Jahren Straßenmusik gemacht, weil wir eine Crowdfunding-Aktion gestartet hatten, die wir damit bewerben wollten. Und da haben wir uns von dem Geld, was wir dabei eingenommen haben, dann einen Döner gekauft. ((schnippt mit dem Finger)). Und der war richtig schlecht - aber es war egal!

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Der Auslöser war meine musikalische Früherziehung - in dem Sinne, dass meine Eltern eben auch Musiker sind und ich dadurch in diese Welt entführt wurde. Ich hatte also nie eine andere Möglichkeit. Das war dann aber besser als Harry Potter.

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

Ich lebe meinen Traum zu 100%.

7. Was war deine größte Niederlage?

Hm...das ist eine gute Frage...eine der größten Niederlagen war, dass ich mit einem Orchester arbeiten sollte und in der Vorbereitung einen Song übersehen hatte und den dann nicht drauf hatte. Bei der Generalprobe fing dann auf ein Mal das Orchester an diesen Song zu spielen und ich hatte gar keine Ahnung davon und der war auch noch auf Finnisch. Ich habe dann versucht, ad hoc Finnisch zu singen - das hat aber nicht funktioniert.

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

Dass ich mir als Popmusikerin keine Grenzen zu setzen brauche. Obwohl das ja heutzutage schon fast verpönt ist, Popmusik zu machen. Ich finde das schade, weil man als Pop-Künstlerin auch schließlich viele Freiheiten hat. Ich kann ja sagen, dass ich Popmusik mache und dann auch in andere Genres abdriften.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

Oh Gott - das ist schwer. Weil es sehr viele Lieder gibt, die echt nicht gut sind, die aber dadurch, dass sie so schlecht sind, schon wieder witzig sind - wie z.B. "Sonnenlicht" von Grup Tekkan. Ich möchte mich da aber nicht festlegen. So richtig schlechte Songs gibt es sowieso nicht, weil das krass Geschmackssache ist.

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?

Ich hätte ja doch schon gerne mal Michael Jackson im Publikum.

Weitere Infos:
www.vivieann.com
www.facebook.com/vivieannmusic
www.instagram.com/vivieannmusic
www.youtube.com/watch?v=yeFIV2BCytU

Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Ullrich Maurer-
Vivie Ann
Aktueller Tonträger:
When The Harbour Becomes The Sea
(Believe Digital/Soulfood)
 

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