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04.08.2017
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10+10

TIM MCMILLAN

Tim McMillan
Filigraner Akustik-Jazz, Fingerpicking-Folk und Heavy-Metal-Geschredder mögen auf den ersten Blick nicht viel miteinander gemein haben, aber unter den Händen des australischen Akustikgitarristen Tim McMillan fließen sie - bisweilen innerhalb des gleichen Songs und nicht selten mit einem Augenzwinkern - trotzdem geradezu bruchlos zu einem spannenden Ganzen zusammen. "Hiraeth" heißt das aktuelle, fünfte Album des australischen Weltenbummlers, der gemeinsam mit seinem kongenialen Sidekick, Geigerin Rachel Snow, noch bis Ende August durch Deutschland und das benachbarte Ausland tourt. Während er auf Platte unter Mithilfe berühmter Freunde von Motörhead oder Ugly Kid Joe mit großer Spielfreude, aber doch auch musikalischer Ernsthaftigkeit und Virtuosität punktet, sind die Auftritte eine umwerfende Verquickung von instrumentalem Können und überbordendem Spaß, wenn sich McMillan in ausgiebigen Stimmpausen in Denglisch mit haarsträubenden, nach eigener Aussage "zu 30% wahren" Geschichten um Kopf und Kragen redet und der Weg von akustischen Slayer-Coverversionen bis jazzigen Instrumentals mit Al-Di-Meola-Vibe ganz kurz wird. Nach seinem mitreißenden Gastspiel auf der Freilichtbühne Mülheim Anfang August beantwortete McMillan unsere zehn Fragen.


1. Was ist deine Definition von "guter Musik"?

Meine absolute Lieblingsband, Ugly Kid Joe, ist humorvoll, lebendig, farbenfroh und hat eine großartige Energie - und genau so würde ich Musik beschreiben, die ich liebe (lacht)!

2. Was war der wichtigste Einfluss bei den Aufnahmen zur neuen Veröffentlichung?

Wir haben die Platte aufgenommen, während wir 100 Konzerte am Stück gespielt haben. Deshalb haben wir manche Sachen in einer Flugzeugtoilette aufgenommen oder andere in einem Einkaufszentrum. Die Produktionsqualität ist deshalb nicht immer die beste, aber auf diese Weise hatte ich die Gelegenheit, immer dann an der Platte zu arbeiten, wenn ich den Schwung, den Drang hatte. Das Album ist deshalb sehr schwungvoll geworden.

3. Warum sollte jeder deine neue Veröffentlichung kaufen?

Ich denke, das Album bildet gut ab, wo ich herkomme und wo ich hingehe, und das Zusammenspiel von mir und Rachel, mit der ich jetzt seit zwei Jahren zusammenarbeite, ist entzückend. Verglichen mit dem, was ich zuvor gemacht habe, ist das Album ziemlich einzigartig, denn so weit habe ich noch nie über den Tellerrand geschaut.

4. Was hast du dir von deiner ersten Gage als Musiker gekauft?

Ich spare mein Geld stets für den nächsten Urlaub. Immer, wenn wir auf Tour Geld verdienen, reisen wir anschließend an einen coolen Ort wie Indien oder Island und hauen dort das Geld für Hotels und Eiskrem auf den Kopf (lacht)!

5. Gab es einen bestimmten Auslöser dafür, dass du Musiker werden wolltest?

Ja! Als ich zehn war, sah ich Ugly Kid Joe im Fernsehen, kaufte mir eine Gitarre und lernte, ihr Album zu spielen. Das hat mich auf den Weg gebracht. Danach kamen dann Bands wie Metallica, Slayer oder Pantera, die ich liebte. Mit 18 zog ich mir dann einen Leistenbruch zu, als ich es mit meiner Band zu wild trieb, und anschließend wandte ich mich dann der Akustikgitarre zu, weil das sicherer erschien. Das ist eine wahre Geschichte (lacht)!

6. Hast du immer noch Träume - oder lebst du den Traum bereits?

In den letzten Jahren war ich mit einer Reihe Bands auf Tour, die ich wirklich liebe, das ist dann schon so etwas wie ein wahr gewordener Traum. Jetzt muss ich mir neue Träume ausdenken, zum Beispiel, genug Geld zu sparen, dass wir am Ende des Jahres wieder nach Australien reisen und dort vier, fünf Monate wie die Könige leben können, ohne arbeiten zu müssen. Früher habe ich als Highschoollehrer gearbeitet, und das möchte ich auf keinen Fall wieder machen. Wenn ich jetzt nach Australien zurückkehre, dann nur für Ferien. Die letzten beiden Jahre sind finanziell gut für uns gelaufen, weil wir nonstop auf Tournee waren, aber Zeit mit der Familie zu verbringen, ist natürlich auch prima.

7. Was war deine größte Niederlage?

Dass ich nicht länger mit Bands gespielt habe. Heute spiele ich eigentlich nie mehr in voller Besetzung mit Bass und Schlagzeug und so, und ich denke, das hätte ich noch etwas mehr ausreizen können. Ich habe mich dagegen entschieden, weil als Duo zu touren deutlich weniger stressig ist und ich so mehr Konzerte spielen kann. Wenn ich noch mit meiner alten Band zusammen wäre, würde ich vermutlich nach 30 Konzerten am Stück der Musik für immer den Rücken kehren wollen (lacht)!

8. Was macht dich derzeit als Musiker am glücklichsten?

Ich lebe jetzt seit fünf Jahren viele Monate in Europa und habe inzwischen überall viele Freunde. Sie alle wiederzusehen und uns heimisch zu fühlen, obwohl wir eigentlich obdachlos sind (wir haben ein Apartment in Berlin, aber wir sind nie dort), das ist schon sehr cool.

9. Welches ist das schlechteste Lied, das je geschrieben wurde?

"X - 2" von meinem Album "Angel"! Die Nummer ist ein Desaster! Die Idee war von Anfang an nicht gut, ich spiele schlecht, es gibt zu viele Instrumente und sie ist aus dem Takt! Ich bin sehr enttäuscht davon!

10. Wer - tot oder lebendig - sollte auf deiner Gästeliste stehen?

Dimebag Darrel von Pantera!

Weitere Infos:
timmcmillan.net
facebook.com/timmcmillan

Text: -Gaesteliste.de-
Foto: -Pressefreigabe-
Tim McMillan
Aktueller Tonträger:
Hiraeth
(T3 Records/Galileo)
 

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