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SOFIA PORTANET
 
Der schmale Grat
Sofia Portanet
"Chasing Dreams" heißt das zweite Album der Berliner Musikerin Sofia Portanet. Anders als noch auf ihrem Debüt-Album "Freier Geist" beschäftigt sich die multilingual agierende Songwriterin aber nicht damit, die Gedichte romantischer Dichter wie Goethe, Heinrich Heine oder Rainer Maria Rilke auch zur Basis ihrer neuen Songs zu machen, sondern in den Texten ihrer Songs mit Titeln wie "Ich bin", "My Time" oder "Real Face" ihr wahres Gesicht zu zeigen - also aus dem persönlichen Leben und Empfinden heraus zu agieren. Ein weiterer Unterschied zum ersten - damals noch in Eigenregie entstandenen - Debüt-Album ist die bewusste Entscheidung, mit Produzenten zusammenzuarbeiten, um dem Anliegen, sich über den Gesang zu repräsentieren, Vortrieb leisten zu können. Der Titel des Albums "Chasing Dreams" lädt dann geradezu dazu ein, das Gespräch mit Sofia mit der Frage aus unserem 10+10-Repertoire "Lebst du deinen Traum bereits oder hast du immer noch Träume?" zu beginnen.
"Ja gut", meint Sofia, "ich glaube, ich lebe ihn schon teilweise - aber ich ich glaube auch, dass ich immer noch viele Träume habe. Würde ich heute dem kleinen Mädchen erzählen, das ich früher war, was ich heute mache, dann ist das schon ein großer Teil dessen, was ich mir damals erträumt hatte. Ich glaube an dem Ausmaß dessen kann aber noch weiter gearbeitet - oder geträumt - werden." Was bedeuten denn Träume für Sofia Portanet? "Für mich sind Träume auf verschiedenen Ebenen wichtig", erläutert sie, "zum einen geht es natürlich darum, dass ich auch weiter Musik machen und auftreten möchte - aber dann geht es auch darum, auch all die Dinge zu verwirklichen, die man sich auf der persönlichen Ebene erträumt." Auf ihrer ersten Scheibe arbeitete Sofia ja mit literarischen Vorlagen. Warum hat sie sich dafür entschieden, auf der zweiten Scheibe darauf zu verzichten? "Na ja, weil diese Gedichte schon ein unendlicher Kosmos von Geschichten und Bildern darstellen, worin man sich auch irgendwo verlieren kann", erläutert Sofia, "ich wollte aber dieses Mal ganz konkret nah an meinen Erfahrungen und Erlebnissen bleiben, die mir in der Zeit, in der ich an der neuen Platte gearbeitet habe, wichtig waren. Es ging mir besonders darum, mich nun nicht hinter abstrakten Dingen zu verstecken, sondern die Dinge einfach zu benennen, wie sie sind." Geht es Sofia dabei auch um die klassische Form der musikalischen Autotherapie? "Also alle meine Songs sind eigentlich eine Form der Selbstreflexion", gesteht Sofia, "dann würde ich also auch sagen, dass da eine Art von Selbsttherapie mit drin steckt. Bei manchen Songs mehr, bei anderen weniger, denn manche habe ich ja auch mit anderen Leuten geschrieben."

Musikalisch legt Sofia mit "Chasing Dreams" insofern nach, als dass sie sich auf diesem Album ziemlich hemmungslos mit der Pop-Musik versöhnt. Gab es einen Plan in dieser Hinsicht? "Ja, auf jeden Fall", bestätigt Sofia, "die erste Platte haben ich und Steffen Kahles ja ohne Produzenten in Eigenregie gemacht. Das war eine sehr intensive Zeit - ich wusste aber damals schon, dass ich für die zweite Scheibe mit einem Produzenten zusammenarbeiten wollte. Dafür habe ich mir John Fortis (Ellie Goulding, Lana Del Rey, Aurora oder Lucy Rose) und Sven Ludwig (Giant Rooks) ausgesucht. Das einfach, weil ich das Gefühl hatte, dass das ganze Projekt davon profitieren könnte. Erstens, weil man so auch wieder ein eigenes Leben hat und nicht jeden Tag im Studio sitzt und alles alleine machen muss - und dann wollte ich auch, dass die Produktion auf ein anderes Level kommt. Dabei bestehe ich nicht darauf, ein Genre zu bedienen oder mit einem Genre identifiziert und bekannt zu sein, sondern für mich wird die Stimme immer der rote Faden sein. Deswegen ist es mir wichtig, dass diese greifbar ist - jedenfalls greifbarer als auf der ersten Platte, wo die Musik und die Stimme mehr miteinander verwoben war. Das haben wir dann auch geschafft - und das war der Plan dahinter." Und woher kommt dann die Hingebung zur Pop-Musik? "Na, ich habe auf jeden Fall bei der Vorbereitung zu diesem Album mehr Pop-Musik gehört", räumt Sofia ein, "mich hat dabei dann auch interessiert, wie die Sachen, die jetzt gerade laufen und total in sind, so klingen. Und wie sich die Sachen von Land zu Land - also Deutschland, Frankreich oder Spanien - unterscheiden. Ich habe also schon ein bisschen darauf geachtet, was gerade so geht - aus Interesse aber auch. Um mich inspirieren zu lassen." Ist Sofia denn heutzutage auch vielleicht von anderen Sachen musikalisch inspiriert als damals? "Ja schon", bestätigt sie, "ich höre schon viel Radio und generell viel Pop-Musik. Ich bin ja auch mit Pop-Musik groß geworden. Als ich die erste Platte geschrieben habe, war ich aber in einer ganz anderen Phase und jetzt bin ich ein bisschen zu dem zurückgekommen, was ich früher gehört habe. Ich habe dabei aber kein Genre, von dem ich sage, dass ich das immer höre - das sind bei mir immer so Lebensabschnitte."
Was ist für Sofia denn die größte Herausforderung als Musikerin? "Also was ich halt schwer finde, ist mit den Sachen umzugehen, die von außen kommen", überlegt Sofia, "also wenn man von außen gedrängt wird, dass das, was man macht, so und so sein sollte und nicht länger als dies und jenes und gesagt bekommt, was gar nicht geht - wenn ich doch einfach nur einen Song schreiben möchte, den ich schön finde und mit dem ich meine Gefühle ausdrücken wollte. Es ist schwer sich einerseits treu zu bleiben, aber sich andererseits einzugestehen, dass man Erwartungen zu erfüllen hat. Ich würde zum Beispiel niemals sagen, dass ich keinen Erfolg haben möchte oder dass es mir egal ist, ob etwas gut läuft oder erfolgreich ist. Sicher: Wäre ich steinreich und hätte ich noch einen anderen Job, mit dem ich viel Geld verdienen könnte, dann könnte ich mir so etwas leisten - aber das wäre auch sehr unehrlich. Irgendwie möchte ich das zusammenbringen - also dass ich etwas mache was ich liebe UND dass es erfolgreich ist. Ich glaube, das ist ein schmaler Grat, sich nicht zu verlieren, wenn man etwas schreibt in dem Gedanken, dass es ein Riesen-Hit werden soll. Das ist die größte Herausforderung für mich, das alles auseinanderzuhalten. Ich habe dann auch ganz deutlich die Ansage gemacht, dass wir im Studio nicht über Playlisten und Marketing, Spotify, Algorithmen, Labels oder Verlage würden, weil das meine ganze Energie ruiniert hätte."
Sofia Portanet
Aufgrund ihrer internationalen Roots hat Sofia ja die Möglichkeit, sich in mehreren Sprachen ausdrücken zu können und singt auf "Chasing Dreams" auf Deutsch, Englisch, Französisch und erstmals auch Spanisch. Wie entscheidet sich, welcher Song in welcher Sprache vorgetragen wird - und welchen Unterschied macht das für Sofia aus? "Das ist eher so, dass sich die Entscheidung für mich immer erübrigt", führt Sofia aus, "beispielsweise gibt es auf er Scheibe den Song 'Entre nous levres', der aus einem ganz bestimmten Lebenskontext heraus geboren wurde. Den Song habe ich mit dem Journalisten Leo zusammen geschrieben, den ich in Berlin kennengelernt habe. Wir hatten ein Super-Gespräch über die Bedeutung von Liebe, Leidenschaft und Nähe und wir sprechen auf Französisch. Deswegen war klar, dass - wenn wir etwas zusammen machen würden - das auf Französisch sein würde. Dann gibt es den Song 'Coplas', der deswegen auf Spanisch sein musste, weil das halt ein Cover eines Songs meines Vaters ist. Der Song 'Lust' etwa war der erste, den ich für die neue Scheibe geschrieben habe - und der ist einfach auf Deutsch aus mir herausgekommen. Es ist dann auf jeden Fall immer ein anderes Gefühl in einer anderen Sprache zu singen, weil ich halt jedes Mal anders damit umgehe." Als Gäste sind dieses Mal Tobias Bamborschke von Isolation Berlin und Chilly Gonzales dabei, mit dem Sofia eine Solo-Version des Single-Titels "Real Face" einspielte. Im Anschluss an die Veröffentlichung geht Sofia Portanet - vermutlich mit einer neu zusammen gestellten Band - dann auch gleich auf Release Tour.
Weitere Infos:
www.instagram.com/sofiaportanet
www.facebook.com/sofiaportanet
www.youtube.com/@sofiaportanet7461/videos
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Tomas Eyzaguirre-
Sofia Portanet
Aktueller Tonträger:
Chasing Dreams
(Duchess Box/Bertus)
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