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IDLEWILD
 
Kollaboration der Ideen
Idlewild
Die schottische Band Idlewild konnte sich in aller Ruhe entwickeln, kein großer Hype drückte sie in Regionen, für die sie noch nicht bereit war, alles lief auf natürliche Art und Weise ab. Doch eine durch und durch sorglose Reise war es bis zum fünften Album, "Warnings / Promises", dann doch nicht - als Gaesteliste.de Sänger Roddy Woomble vor drei Jahren vor dem Auftritt im Kölner Underground traf, hatte die Band tags zuvor ihren Bassisten gefeuert. Ein äußerst ungünstiger Augenblick, schließlich stand eine große Tour mit Coldplay auf dem Programm. Inzwischen gibt es zwei neue Band-Mitglieder zu vermelden - und ein großartiges Album.
"Mit zwei neuen Mitgliedern hat es so etwas wie einen Neustart gegeben, und auf der neuen Platte präsentiert sich auch eine neue Version von Idlewild", erzählt ein entspannt dreinblickender Roddy Woomble beim Gespräch mit Gaesteliste.de, bevor Gitarrist Rod Jones ergänzt: "Es hat die Band komplett verändert - mit den zwei neuen Leuten kommen auch eine Menge neuer Ideen und Meinungen in's Spiel, und das schlägt sich vor allem beim Songwriting nieder." Aber diese Neuformierung ging sehr natürlich vonstatten, wie Roddy versichert: "Wir haben uns nicht rein geschäftsmäßig an einen Tisch gesetzt und eine Konferenz über die Zukunft abgehalten - es lief alles auf sehr natürliche Art und Weise ab. Allan [Stewart] hat sowieso schon seit längerer Zeit mit uns gespielt, wir kannten Gavins [Fox] Stil, und wir wussten schon irgendwie vorher, dass es funktionieren würde. Was wir nicht wussten, war, dass Gavin auch Erfahrung als Sänger hatte, und somit konnte er auch einige neue Ideen für meinen Gesang beisteuern." Einer Band, die eine solch grundlegende Veränderung durchgemacht hat, muss man doch eigentlich alle Freiheiten der Welt zusprechen können - da könnte man sogar einen Stil-Wechsel verstehen. Roddy: "Ja, das Freiheits-Gefühl haben wir zwar immer, aber bei dieser Platte war es ganz besonders ausgeprägt. In der Vergangenheit hatte ich meistens mit Rod zusammen die Songs geschrieben, von den anderen kam zwar immer mal wieder ein Vorschlag, aber das hielt sich sehr in Grenzen. Auch wenn es bis dahin wunderbar funktioniert hatte, musste eine Veränderung her, so dass die Gefahr der Wiederholung nicht gegeben war. Allan und Gavin wollten von Anfang an nicht einfach nur mitspielen, sondern auch ihre Ideen einbringen, und alleine schon dadurch eröffnen sich scheinbar endlose Möglichkeiten - ich kann mit Allan Songs schreiben, ich kann mit Gavin arbeiten, natürlich mit Rod und Colin [Newton]. Bei Idlewild gibt es keinen Hauptsongschreiber, niemand von uns kann einen Song komplett alleine schreiben, wir schreiben sie gemeinsam, und das macht vielleicht auch den Unterschied zu anderen Bands aus. Bei uns herrscht eine Kollaboration der Ideen vor."
Der allgemeine Idlewild-Sound hat sich dennoch nicht dramatisch geändert, man bekommt nach wie vor eine tolle Melodie, einen Schuss Melancholie und viele Gitarren. Indie-Rock in Perfektion. "Warnings / Promises" deckt die Idlewild-Facetten von den ersten Punkrock-Tagen bis hin zur neuerdings eher Songwriter-orientierten Stücken ab, und stellt mit Sicherheit die herausforderndste Idlewild-Platte dar. Roddy: "Die Scheibe besitzt eine große Dichte, es gibt viele kleine Ecken, die man vielleicht erst nach dem fünften oder sechsten Durchlauf findet. Das kann schon ein Nachteil sein, vor allem in England, wo eine Kultur der Ungeduld vorherrscht - dort wird in der Regel einer Platte keine zweite Chance gegeben, dort wird direkt nach dem ersten Durchlauf die Kritik geschrieben. Sicherlich passiert das auch woanders, aber nicht so häufig wie in England. Dort gibt es auch so eine Debüt-Album-Kultur - und wir gelten inzwischen als alte Band! Das ist absurd, denn wir sind alle zwischen 25 und 28 Jahre alt, das ist doch nicht alt! Wir sind zu alt für den NME - dort darf man höchstens 16 sein..."
Idlewild
16-Jährige haben in der Regel aber nicht so viel zu erzählen, und wissen vielleicht auch nicht, wie man die richtigen Worte für bestimmte Situationen findet. In der Vergangenheit waren Idlewild-Songtexte schon eher kryptisch gehalten, auf dem neuen Album gibt es zwar viel direktere Stücke, doch manchmal gerät man schon in's grübeln - zum Beispiel über das "Happy Birthday" im Refrain der Single "Love Steals Us From Loneliness". Roddy versucht es zu erklären: "Es ist eine Art Kommentar zu der Tatsache, dass es genauso wichtig ist, manchmal alleine und manchmal verliebt zu sein, so dass man die beiden Seiten versteht. Sie treffen sich, um gemeinsam zu existieren. Der Refrain ist ja erzählerisch gehalten, und dort geht um diese grüblerische Romantik, dass die Menschen teilweise mehr Spaß am Trübsal als an Fröhlichkeit haben. Das ist alles wahrscheinlich ein wenig kompliziert, aber so arbeitet mein Hirn einfach... Trotzdem weiß ich heutzutage einfach, wie ich Dinge besser und einfacher sagen kann. Wenn man Musik macht, befindet man sich zugleich in einem Lernprozess, man lernt z.B., wie man sich gegenüber anderen Leuten ausdrücken kann, um eine Verbindung herzustellen. Zwischen Publikum und Band herrscht ein wirkliches Niemandsland - ich kann Musik veröffentlichen, ich kann kontrollieren, wie sehr ich dies alles ausleben kann, aber ich kann nicht kontrollieren, wie die Leute über mich denken und was sie von meiner Musik halten. Je mehr Erfahrung und Übung man darin bekommt, sich selbst besser ausdrücken zu können, desto eher kann man die Verbindung zu den Leuten herstellen. Es ist also nicht so, dass ich irgendwelche komplexen Dinge in meinem Leben durch eine einfache Sprache verstecken will, sondern es hat einfach mit einem gesteigerten Selbstbewusstsein zu tun, so dass ich einfach ich selbst sein kann." Diese Entwicklung kommt garantiert auch beim Tour-Alltag zum Tragen. Roddy: "Sicherlich nimmt man heutzutage eine Tour anders wahr als in der Vergangenheit. Klar gibt es bestimmte Dinge, die sich im Grunde einfach wiederholen - Soundcheck, vielleicht ein paar Interviews, der Auftritt, etc. -, aber alleine schon die verschiedenen Leute machen den Unterschied aus, oder wie das Konzert läuft. Es ist jeden Tag eine einzigartige Erfahrung, ich freue mich auf jeden Tag. Es gibt aber auch eine wirklich schlechte Sache bei einer Tour: Wenn jemand krank wird. Denn die Krankheit breitet sich einfach aus, jeder bekommt sie, man braucht nur denjenigen ansehen und weiß, dass man selbst in spätestens einer Woche dran ist... Ansonsten fühlt es sich eigentlich immer noch wie eine Klassenfahrt an, man hat immer einen Tyrannen an Bord, und es gibt immer jemanden, der die Süßigkeiten klaut... Es ist wie eine Klassenfahrt mit viel Alkohol." Die Idleband-Bande wird übrigens Mitte Mai präsentiert von Gaesteliste.de durch Deutschland touren. Wir halten schonmal die Süßigkeiten bereit.
Weitere Infos:
www.idlewild.co.uk
www.idlewild.de
groups.myspace.com/idlewild
www.idlewilder.co.uk
Interview: -David Bluhm-
Fotos: -Danny Clinch-
Idlewild
Aktueller Tonträger:
Warnings / Promises
(Parlophone/EMI)
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