Fred: Wir haben alle schon in verschiedenen Bands in Dublin gespielt. Eine davon hieß Rejoice. Das wurde aber schnell schal und schrecklich. Wir langweilten uns schlicht. So nutzten wir einen Urlaub in Griechenland, um uns neu zu definieren. Wir haben darüber gesprochen, was wir tun wollten und was nicht. Der ganze Ansatz änderte sich dahingegend, daß wir bei unserer Rückkehr lernen wollten, wie man Sampler, Sequenzer und digitales Equipment verwendet.
Sängerin Deirdre erläutert die Sache:
Deirdre: Der Plan war ganz simpel: Wir wußten, was wir tun wollten, konnten es aber nicht umsetzen. Das mußten wir erst lernen. Die Sachen entwickelte sich dann dahingehend, daß wir gar nicht mehr ambitioniert waren. Wir saßen in unserem Keller und probten und als wir ganz aufhörten, nach einem Plattenvertrag zu suchen, bekamen wir einen. Was die elektronische Seite betrifft: Wir gingen das ein wenig anders an als viele andere Bands. Erstens schreiben wir nicht mit elektronischem Equipment. Wir schreiben immer mit akustischer Gitarre, um die organische Seite der Musik zu betonen. Die elektronische Seite verwenden wir eher als Würze. Es gibt eine ganze Menge Bands mit coolen Sounds aber ohne Refrains. Sowas wollten wir nicht. Der andere Unterschied ist, daß wir diese Musik nicht auf die gleiche Weise spielen wollten, wie andere Bands - wie z.B. Garbage. Die spielen mit A-DAT's. Das heißt, daß der Song jeden Abend gleich sein muß. Ich würde mir vor Langeweile die Haare raufen, wenn das bei uns so wäre. Bei uns verwenden drei Leute in der Band, die alle "richtige" Instrumente spielen, elektronische Trigger. Die Jungs müssen sich an mir orientieren, aber können jederzeit eingreifen.
F: Das gibt uns die Möglichkeit, zu improvisieren.
Hier ist ein kleiner musiktechnischer Exkurs angebracht: Ursprünglich dachte man, daß es eine gute Idee sei, elektronische Samples oder Loops mit Hilfe von Computern abzurufen - so wie es z.B. Mouse On Mars machen. Computer sind jedoch sehr anfällig gegen Tourstreß und drohen, auszufallen. Daraufhin arbeitete man mit DAT-Tapes - den sogenannten A-DAT's, die ansonsten im Studio verwendet werden, um schnell Kopien vom Master zu ziehen. Die sind zwar verläßlicher, können aber nur in der einmal festgelegten Reihenfolge verwendet werden (weil es ja Tapes sind). Eine weitere Möglichkeit wäre, Samples und Loops über Keyboards abzurufen - was wiederum die Bewegungsmöglichkeit einschränkte. Die sicherlich eleganteste Methode ist das "Triggering". Damit werden mittlels einer Fußleiste elektronische Sounds aus Keyboards, die aber nicht gespielt zu werden brauchen, abgerufen. Wenn man genügend davon hat - wie z.B. bei Bis oder eben bei Junkster - kann man eine ganze Menge Kombinationen davon erzeugen, was die notwendigen Variationen und Improvisationen ermöglicht.
D: Für das Publikum ist das mit den Tapes ja ganz okay. Aber für uns wäre es langweilig. Es ist eher eine egoistische Sache. Es ist schwer genug, denselben Song eine ganze Tour lang zu spielen. Aber wenn es immer auf dieselbe Weise zu geschehen hätte, dann wäre es ein Disaster.
Wie war denn der Lernprozeß?
D: Wir haben uns die ganze Sache genau angeschaut. Wir haben geschaut, was Bands wie U2 machen. Larry Mullen's Drum-Techniker hat mit uns gearbeitet und Vorschläge gemacht. Dann haben wir mit dem Produzenten Al Stone zusammengearbeitet, der z.B. Stereo Mc's oder Björk produziert hat. Wir haben ihn bei der Produktion immer nach Tips gefragt und am Ende wußten wir ziemlich genau, wie es läuft.
Ist es denn nicht sehr schwierig, sich zu fokussieren, wenn man plötzlich mit einer Technik arbeitet, die einem eine Unzahl von Möglichkeiten eröffnet.
D: Genau, du mußt vorher die Parameter festmachen, sonst gerätst Du in einen Strudel. Unser Bassist z.B. - er hat einen Sampler - sagt immer: "Wenn ihr in 10 Minuten nichts von mir hört, dann holt mich raus." Weil Du ansonsten immer weitermachst und dich verstrickst. Es ist nett, glückliche "Unfälle" zu haben, aber du mußt wissen, wann Du aufzuhören hast. Die Loops und Samples sind einzig dazu da, Texturen und Atmosphäre zu schaffen. Es gibt einen Song "Wane", der hat nur Strings und keine digitalen Effekte. Aber die werden immer in der Minorität bleiben. Es ist nun schwer für uns, einen Song zu schreiben, ohne ihn ein wenig "aufzujunkstern".
"Aufzujunkstern"? Wie kam denn überhaupt der Name der Band zustande?
D: Nun, zunächst mal ist das ein zusammengesetztes Wort: Junk (Müll) Jeepster (= Song von T. Rex) = Junkster. Das klingt gut. Junk ist bei uns all das, mit dem unsere Generation aufgewachsen ist: Junk-Food, Junk-TV, Junk-Music - Drogen etc. Und wir wollten eine kleine Welt für uns aufbauen. Auf der Website gibt es z.B. "Junk-Mail", Junkographies etc. Wir verwenden auch den Begriff "Generation J", die Junk-Generation. Darüberhinaus bin ich ein großer Fan von Willian S. Burroughs. Deshalb wollte ich unbedingt eine Referenz im Namen. ("Junk" ist der Name eines Romans des kürzlich verstorbenen amerikanischen Underground-Schriftstellers).
Junkster klingt nicht nur gut, sondern sieht auch gut aus. Die Band verwendet den Namenszug auch als Logo.
D: Ja, wir sind auch beim Artwork involviert. Das Cover zeigt einfach nur den Namen, weil uns ja bisher keiner kennt. Wir wollten nicht irgendwelche kleinen purpur Dinger zeigen oder gar uns, sondern zunächst mal soll sich unser Name einprägen.
A propos Cover: In dem Booklet finden sich einige Textzeilen der Songs: Warum stehen nicht die ganzen Texte da?
D: Nun, wir dachten, daß wir uns nicht so wichtig nehmen, daß wir unbedingt unsere Ergüsse jedem aufzwingen müßten. Deshalb finden sich nicht die ganzen Texte. Darüberhinaus mag ich es persönlich auch immer, die Texte von Songs, die mag, für mich selbst zu entdecken, zu interpretieren.
Schön und gut. Aber andererseits gibt es halt nun mal Songs, deren Texte man beim besten Willen durch bloßes anhören nicht verstehen kann - was dann zu grotesken Fehlinterpretationen führen kann.
D: Stimmt, das ist uns auch aufgegangen. Über's Internet bekommen wir ständig Anfragen nach den Texten. Das war uns einfach so nicht bewußt. Das nächste Mal werden wir wohl die ganzen Texte abdrucken. Im Internet sind sie bereits verfügbar.
Dabei haben es die Texte in sich...