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ELENI MANDELL
 
Simpatico!
Eleni Mandell
Während bereits der Titel des neuen Eleni Mandell-Albums eine gewisse Leichtigkeit verheißt, überrascht es dann doch, wie gelassen, heiter und gelöst sie hier - unterstützt von der kompletten Nick Lowe Band - aufspielt. Vergangen und vergessen sind die Tage, an denen Eleni fast verbissen ihre Stücke aufbrach und verbog, um in der Tradition ihres Idols Tom Waits zu einer eigenen, musikalischen Sprache zu finden. Dass sie diese nun auf einem ganz anderen Gebiet fand, war so wohl kaum vorauszuahnen, oder? "Das ist lustig", meint Eleni, "ich denke, es wäre mir sehr schwer gefallen, mir damals vorzustellen, dass ich mal so glücklich und inspiriert sein würde. Ich hatte nämlich den falschen Eindruck gewonnen, dass glücklich zu sein damit gleich zu setzen wäre, nichts zu sagen zu haben. Aber dann stellte ich fest, dass es so viel Musik gibt, die mich glücklich macht und die das Leben zelebriert. Das wollte ich dann irgendwann auch tun. Die Arbeit in meiner anderen Band, The Living Sisters (Inara George und Becky Sharp) hat mich das auch gelehrt. Wir singen nämlich sehr fröhliche, gut gelaunte Songs und ich mag dann auch die Gesichtsausdrücke der Leute im Publikum. Es macht Spaß, ein Publikum sich gut fühlen zu lassen."
Eleni ging früher so weit, dass sie einräumte, nicht nur wie Tom Waits klingen, sondern gar Tom Waits sein zu wollen. Wer wäre sie denn heute gerne? "Hm, ich denke Tom Waits wäre immer noch geeignet. Er hat künstlerisch nie Kompromisse gemacht und er ist immer noch enorm erfolgreich. Er hat auch sein Familienleben. Und er ist auf so vielseitige Weise kreativ - mit Musik, Büchern, Filmen. Ich denke, ich wäre immer noch gerne Tom Waits." Wie kam denn die Zusammenarbeit mit der Nick Lowe Band zustande? "Ich habe 2012 für Nick in den Staaten für einen Monat Support gemacht", berichtet Eleni, "da habe ich mich mit seinem Tour-Manager Neil Brockbank angefreundet. Ich habe dabei gar nicht darauf spekuliert, dass eine solche Connection zwangsläufig in einer guten Scheibe resultieren müsse. Als ich in Denver endlich den Mut fand, ihn auf ein gemeinsames Projekt anzusprechen, stimmte er nicht nur zu, sondern bestand darauf, dass das im Grunde seine Idee gewesen sei und ich ihm in die Falle gegangen sei. Sehr witzig!" Der eigentliche Grund, warum Elenis neue Songs so gut gelaunt, positiv und heiter erscheinen, ist zweifelsohne der, dass sie sich - nach der Geburt ihrer Zwillinge - sehr glücklich fühlt. Ist das neue Material demzufolge autobiographisch? "Ja, schon", räumt Eleni ein, "da es aber so oft von meinen Kindern inspiriert wurde, habe ich versucht, es ein wenig zu verschleiern und hoffe, dass die Leute es auch als romantisch und sexy wahrnehmen werden. Es sollten ja nicht nur langweilige Geschichten über meine Kids sein. Ein Stück für meine Großmutter, einen Drummer, mit dem ich mal spielte und einen netten Jungen gibt es auch - das übliche Zeug eigentlich."
Welche Emotion verbindet Eleni selbst mit dem neuen Material? "Hauptsächlich Freude und die Wertschätzung des Lebens als solchem", überlegt Eleni und fügt noch hinzu: "was für eine verrückte Sache ist es, das Leben bewusst zu erleben. Es fühlt sich gut an, das zu zelebrieren." Was interessiert Eleni als Songwriterin heutzutage? "Es geht mir immer darum, eine ehrliche Geschichte zu erzählen", erläutert sie den Prozess, "ich liebe es, ein Wort oder eine Phrase zu hören, die mich inspiriert und so gleichzeitig eine sehr kurze Geschichte über einen Moment oder Ort in der Zeit erzählt. 'Midnight Hauler' ist z.B. der Song über meinen alten Drummer, der beim Fahren immer so wütend wurde. Der hat uns immer Angst gemacht, war aber andererseits auch sehr charmant." Wer ist denn für die subtilen Arrangements zuständig gewesen? "Neil und Bob Trehern (der Co-Produzent und Drummer der Lowe-Band) und ich haben da sehr eng zusammen gearbeitet. Und auch die anderen Musiker hatten wertvolle Ideen. Wir haben geprobt und diskutiert und es war dann schon klar, ob etwas funktioniert oder nicht. Deswegen war es auch so wichtig, den Leuten vertrauen zu können. Es hilft auch, einander simpatico zu sein. Wir waren so alle auf derselben Seite, obwohl Neil und Bob Dinge über die Musik wissen, die ich einfach nicht weiß. So schlugen sie z.B. Pauken für 'Put My Baby To Bed', eine Blockflöte für 'Cool Water' oder Mariachi-Bläser für 'The Man Who's Always Lost' vor. Das war anders als alles, auf das ich von mir aus gekommen wäre."
Eleni Mandell
Worauf achtet Eleni als Musikerin, Songwriterin und Performerin besonders? "Ich denke, es ist wichtig, eine gute Show zu bieten, sich ordentlich anzuziehen (Eleni schneidert ihre Kleider teilweise selbst) und auch witzig zu sein und sich dem Publikum mitzuteilen." Das war aber früher nicht immer so. Da hatte man öfter den Eindruck, als sei Eleni regelrecht grummelig - auf jeden Fall aber bierernst. "Ach, ich denke, ich bin darin heute einfach besser als früher. Etwas herzugeben ist das, was man als Musiker lernt, wenn man wächst: Dass es darum geht, dem Zuhörer etwas zu geben. Wenn du etwas hergibst und das Publikum auch, dann ist das eine kraftvolle Kombination." Wofür steht denn nun der Drachen in dem Titel? "Alle meine Songs sind zugleich wörtlich zu nehmen wie auch metaphorisch", meint Eleni, "manchmal offenbart sich die doppelte oder tiefere Bedeutung nicht unmittelbar. In dem Fall ging es darum, dass ich z.B. seit 30 Jahren keinen Drachen mehr habe aufsteigen lassen. Plötzlich lassen meine Kinder also Drachen aufsteigen und das ist dann schon eine spaßige Angelegenheit, die aber auch ein wenig Anstrengung erfordert. Das zu beobachten, war schon erstaunlich. Ich wollte diesen Song für meinen Sohn schreiben, weil ich schon einige für meine Tochter geschrieben hatte. Genau genommen geht es darum, dass er eben Drachen mag. Die tiefere Bedeutung ist aber, dass es um die kleinen Freuden im Leben geht." Wohin geht die musikalische Reise für Eleni Mandell? "Wäre es denn nicht lustig, schreckliche Popsongs zu schreiben und einen Haufen Geld zu verdienen?", überlegt sie nicht ganz ernsthaft, "nun ja, falls das nicht klappen sollte, kann ich ja immer noch einen guten Job machen, eine gute Show spielen, dich für 5-10-30 Minuten happy machen. Ich würde gerne mal für andere Leute schreiben oder aber auf eine andere Art schreiben - für ein Musical vielleicht oder ein Buch. Wer weiß? Das tolle an meinem Leben ist gerade ja, dass ich für den Moment lebe. Es ist schwierig, zu weit in die Zukunft zu blicken. Am Ende könnte ich mir sogar vorstellen, mit einem regulären Job meine Familie zu unterstützen. So ist das Leben!" Gewiss. Und wenn es dann noch möglich ist, dieses Lebensgefühl in Musik umzuwandeln, dann darf wohl angenommen werden, dass Eleni Mandell mit sich im Reinen ist.
Weitere Infos:
www.elenimandell.com
www.facebook.com/EleniMandell
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Eleni Mandell
Aktueller Tonträger:
Let's Fly A Kite
(Make My Day/Indigo)
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