"Da sind doch gar nicht so viele lange Stücke auf der Platte. Die Scheibe selbst ist nur deswegen so lang, weil ich noch 4 B-Seiten von den englischen Singles draufgepackt habe. Auch die Stücke an sich sind nicht sonderlich kompliziert. Ich verwende eigentlich gewöhnliche Strukturen. Was ich aber gerne mache, ist kleine Variationen und Zutaten einzubauen. Das hat einen ganz bestimmten Grund. Ich finde, dass heutzutage viele Sachen zwar brilliant klingen - nimm z.B. Fatboy Slim - das klingt wirklich super - aber Du hast diese Sachen nach 10 Mal anhören dermaßen über, dass Du dich nicht mehr damit beschäftigen magst. Sowas möchte ich bei meiner Musik vermeiden. Ich möchte Platten machen, die man langsam, nach und nach entdecken kann und auf denen man immer auch wieder etwas Neues findet."
Was ist denn ansonsten Bernhard's Ziel?
"Ich möchte in meiner Musik einen Sinn für die Tradition bewahren. Das soll nicht heißen, dass ich Retro eingestellt bin. Für mich kommt es nicht darauf an, die bestehende Musik zu konservieren. Ich klaue nicht bei bestimmten Sounds oder Stücken, aber ich möchte ein bestimmtes Gefühl einfangen. Meiner Meinung nach geht es nicht darum, einer bestimmten Musik zu huldigen, sondern das gegenwärtige Leben zu reflektieren. Dann klingst Du auch nicht altmodisch."
Worum geht es denn inhaltlich auf "Friends & Lovers"?
"Der Titel ist eine Zeile aus einem Song. Es ist diese Art, mit bestimmten Begriffen umzugehen 'Husbands & Wives' oder eben 'Friends & Lovers'. Es geht um die Begriffe und Bedeutungsänderung in Beziehungskisten. Ich schreibe immer sehr persönlich, über alles, was mir zu einem bestimmten Zeitpunkt auf den Keks geht oder am Herzen liegt. Jede Scheibe reflektiert - so gesehen - einen bestimmten Abschnitt in meinem Leben. So sollte das auch sein. Das mag ich auch selber, wenn ich mir Musik anhöre."
Das bringt uns zum Thema Soul: Auf "People Move On" gab es da ja die eine oder andere Anleihe, oder?
"Sicher. Ich bin das des öfteren gefragt worden: Soll das Soul sein, darf man das? Natürlich darf man das. Jeder hat das Recht auf ein wenig Soul. Ich hatte zu der Zeit viel solche Sachen gehört - alles Mögliche von Sly Stone bis zu Isaac Hayes, hauptsächlich aber Curtis Mayfield. Ich mag die Klarheit in den Arrangements, wie hier bestimmte Sachen plaziert sind und akzentuiert werden. Das ist brilliant. Warum sollte man nicht versuchen, so etwas für sich selbst umzusetzen?"
Bernhard zählt dann noch eine ganze Reihe von Scheiben auf - von Television über die Beatles bis zu Stina Nordenstam. Diese möchte er jedoch nicht als Einflüsse verstanden wissen, sondern lediglich als das, was er selber gerne hört. Ist das jetzt eigentlich der Endzustand des Projektes Bernhard Butler, oder wird es wieder Kollaborationen geben.
"Wenn jemand mit interessanten Ideen kommt, vielleicht. Die Sache mit McAlmont war ein einmaliges Ding. Ich brauchte einfach jemanden, der meine Songs singt. Jetzt fühle ich mich sicher genug, das selbst zu tun."
Wird es denn auch eine Tour geben?
"Ja, es sieht so aus, als würden wir in England und ggf. sogar in Deutschland mit Texas touren. Sie haben uns letzte Woche gefragt. In England sind sie z.Z. riesig angesagt - kein Konzert unter 10.000 Leuten - das ist schon ganz gut für uns. Ich würde ja auch gerne mal in Deutschland eine Clubtour machen - das ist aber alles eine finanzielle Sache. Zwar höre ich immer wieder, daß es hier loyale Fans geben soll, aber wenn sich die Platte nicht verkauft, sieht das schwierig aus. Vielleicht schaffen wir es, ein paar Showcases zu spielen. An mir soll's nicht liegen."
Tja, da bleibt wohl nichts anderes übrig, als massenhaft Bernhard Butler-Scheiben zu kaufen, oder?
Ein Gruß per MP3-Datei von Bernard Butler (50KB, gezipped)