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SUN KIL MOON
 
Alles Zufall
Sun Kil Moon
"Die Idee kam mir ungefähr zur Hälfte der Aufnahmen, aber erst als die Platte fertig war, entschied ich mich endgültig, ihr einen Bandnamen zu geben. Ich dachte, die Öffentlichkeit und die Leute, die mich schon kennen würden das neugierig machen." So erklärt Mark Kozelek - lange Jahre Kopf der Red House Painters - im Gespräch mit Gaesteliste.de, warum er nach diversen Solo-Platten seinem neuesten Werk "Ghosts Of The Great Highways" den neuen Bandnamen Sun Kil Moon verpasst hat. "Ich denke, der neue Name hat sich bezahlt gemacht, denn das Interesse an dieser Platte ist größer als an allem, was ich in den letzten fünf oder sechs Jahren gemacht habe. Zum einen hat das hoffentlich damit zu tun, dass das Album gut ist, aber zum anderen sind sicherlich auch einige Leute durch den neuen Bandnamen darauf aufmerksam geworden." Doch auch wenn der Name neu ist und Kozelek sich musikalisch und textlich etwas öffnet - eine 180-Grad-Kehrtwende bedeutet auch das neue Werk - zum Glück - nicht.
Dieser Tage startet Kozelek in den Staaten auch seine erste Bandtournee seit längerer Zeit, nachdem er davor recht erfolgreich auch als Solist unterwegs war. "Wenn ich solo spiele, habe ich natürlich alle Freiheiten. Ich kann nach der Hälfte das Programm ändern, oder je nachdem, wie die Kommunikation mit dem Publikum läuft, kann ich mich darauf einstellen. Mit einer Band ist alles viel kontrollierter. Man kann nicht zu viel verändern. Wenn du in einer Band spielst, in der du eine Menge 'open tunings' verwendest, bist du noch mehr eingeschränkt, weil du auf einen Techniker angewiesen bist, der die Gitarren für dich stimmt und dir dann die richtige auf der Bühne anreicht. Bei den Red House Painters hatten wir den Vorteil, dass wir schon so lange zusammen gespielt haben, aber jetzt mit der neuen Band ist das anders. Die Tournee von Sun Kil Moon beginnt in vier Wochen, und wir haben noch kein einziges Mal geprobt!", sagt Kozelek und muss lachen. "Ich denke mal, wir werden so ziemlich jeden Abend das gleiche Set spielen. Das hat auch seine Vorteile. Die Leute sehen einfach lieber eine Band als nur einen Solokünstler, und ich verkaufe definitiv mehr Tickets, wenn ich nicht alleine spiele. Die Zahlen sind nicht astronomisch gestiegen, aber auf einer Solotournee habe ich nie mehr Tickets verkauft als auf der gerade abgelaufenen!"
Dass Kozelek nichts dagegen hätte, auch in größeren Hallen zu spielen, mag ein wenig verwundern, immerhin scheint seine Musik gemacht für kleine, intime Säle. "Ja, natürlich ist es großartig, in einem ausverkauften Saal vor 200 Leuten zu spielen, aber es ist genauso toll, bei einem Festival in Europa vor 10 000 Menschen zu stehen. Diese Masse gibt dir eine Energie, die du von einem kleinen Publikum einfach nicht bekommen kannst. Es hat beides seine Vorteile." Forcieren würde er seine kommerziellen Ambitionen allerdings nie. Schließlich hat der Mann aus San Francisco noch nicht einmal einen Manager. "Meine ganze Karriere - wenn man es denn so nennen will - ist auf Zufälle aufgebaut. Ich hatte ja zum Beispiel einige Parts in Kinofilmen [zum Beispiel "Almost Famous"], um die ich mich nicht gerissen habe. Manchmal wünscht sich bei einem Konzert ein Zuschauer eine Nummer, die ich acht Jahre nicht gespielt habe. Ich probiere sie aus, und manchmal funktioniert sie so gut, dass ich sie danach Abend für Abend spiele."
Zufall hin, Zufall her - seit "Down Colorful Hill", dem 1992er Debüt der Red House Painters, hat Kozelek wenig falsch gemacht. "Ja, von dem Tag an, an dem wir unsere erste Platte veröffentlichten, waren alle davon hellauf begeistert. Ich konnte sehr schnell meinen Job aufgeben und musste seitdem nie wieder eine andere Tätigkeit annehmen. Natürlich hatte ich nie wirklich großen Erfolg. Die Dinge haben sich für mich einfach ergeben, und ich konnte davon ein gutes Leben führen. Zumindest bisher gab es für mich keinen Grund, aufzugeben und umzukehren." Was nicht heißt, dass sich der Amerikaner nicht durchaus auch kritisch mit seiner musikalischen Vergangenheit auseinander setzt. "Vor ungefähr zwei Jahren ist ein Buch mit meinen Texten in Portugal erschienen, zu dem ich das Vorwort geschrieben habe, und um die Richtigkeit zu gewährleisten, musste ich mir alle meine alten Platten noch mal anhören. Das war sehr interessant. Wirklich peinlich ist mir der Gesang auf den frühen Platten, der Klang meiner Stimme. Viele Texte klingen zudem auch rückblickend ziemlich amateurhaft. Früher wollte ich immer äußerst präzise in meinen Songs sein und habe mich unglaublich darauf konzentriert. Heute investiere ich viel weniger in meine Songs, und wenn ich jetzt eine Zeile schreibe, bei der ich mir selbst nicht sicher bin, wovon sie handelt, ist mir das egal. Früher habe ich mir viel mehr Mühe gegeben, und das klingt rückblickend manchmal etwas gewollt. Trotzdem bin ich stolz auf meine Band und die Art von Musik, die wir gemacht haben. Die alten Songs sind immer noch ein wichtiger Teil von mir. Viele der Leute, über die ich damals geschrieben habe, kenne ich auch heute noch, weil ich ja nach wie vor im gleichen Stadtteil wohne." Trotzdem bedeutet das nicht, dass Kozelek sich heute mehr Gedanken darüber macht, wie autobiographisch seine Texte sein dürfen. "Das läuft gar nicht auf einem persönlichen Level ab", erklärt er abschließend. "Es ist eher die Wortwahl, oder es sind klischeebehaftete Reime wie 'friend / again', die ich heute zu vermeiden suche. Das ist ähnlich wie bei einem regulären Job: Anfangs bist du sehr nervös, du schläfst schlecht, das wiederum wirkt sich auf deine Arbeit aus. Zehn Jahre später kommst du zu spät und musst dir nicht mehr besonders viel Mühe geben, weil du dich schon so gut auskennst. Ich weiß nicht, ob das eine gute Analogie ist, aber so fühle ich mich."
Weitere Infos:
www.sunkilmoon.com
Interview: -Simon Mahler-
Foto: -Pressefreigabe-
Sun Kil Moon
Aktueller Tonträger:
Ghosts Of The Great Highways
(Jet Set/Rough Trade)
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