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SHERYL CROW
 
Queen Of The Middleground
Sheryl Crow
Als Sheryl Crow vor fast 10 Jahren aus dem Übungskeller hervorkletterte, in dem der Tuesday Night Music Club getagt hatte, da hatte sie - außer einer brauchbaren Scheibe - auch bereits eine solide Karriere als Background-Sängerin (u.a. bei Bob Dylan und Michael Jackson) vorzuweisen. Doch wer will schon als Background-Sängerin enden? Sheryl Crow jedenfalls nicht. Damals ergab sich folgendes Bild: Wer Sheryl auf einer der beiden Touren sah, die sie innerhalb weniger Monate mit der Debüt-CD absolvierte, der erlebte eine bemerkenswert knarzige, rauhe, laute und lebendige Rock N Roll Show, deren zentraler Punkt zu sein schien, dass Sheryl "Happy" im Sinne von Keith Richards war, wenn sie z.B. Songs wie diesen Stones Klassiker vortrug. Das hatte so gar nichts zu tun mit dem stilistisch eher uneinheitlichen Mischmasch auf der CD. Diese jedoch enthielt den Über-Hit "All I Wanna Do" - nicht unbedingt das beste Stück der CD -, der sie indes quasi über Nacht zum Star machte.
Das Problem war nur, dass man nicht so recht wusste, in welchem Genre. War Sheryl Crow nun eine Rock N Rollerin oder eine Gitarren-Pop-Queen? Diese Frage stellte sich eigentlich auch bei jeder weiteren CD. Jedes "If It Makes You Happy" musste sich der Hörer mit einem "Soak Up The Sun" verdienen - oder umgekehrt, je nach Neigung. Ob Sheryl dieser Prozess selber jemals bewusst geworden ist, kann man gar nicht so leicht sagen. Immerhin betrachtet man als Künstler das, was man tut ja von einer ganz anderen Warte. Oder denkt überhaupt nicht in Kategorien wie "Rock" oder "Pop". "Ich hatte sehr vie Spaß dabei, diese 'Greatest Hits'-Platte zusammenzustellen", erzählt sie von der neuen "Very Best-Of"-Scheibe, die diese Sache noch einmal eindrucksvoll illustriert, "denn für gewöhnlich höre ich mir meine eigenen Platte nie an." Was übrigens eine typische Tendenz bei Musikern ist. "Deshalb hat es eine Menge Spaß gemacht, sich die alten Songs wieder anzuhören und dabei darüber nachzudenken, was mich damals dazu inspiriert hat, sie zu schreiben. Ich war dabei nicht zu kritisch und ich hab mich auch nicht über die kleinen Fehler aufgeregt, die mich damals ärgerlich gemacht haben, deshalb kann ich nicht sagen, dass ich heute irgendetwas anders machen würde. Es gibt auf jeder Platte ein paar Songs, die ich in der Rückschau besser weggelassen hätte, aber wenn du ein neues Album aufnimmst, bist du so emotional dabei, dass du nicht abschätzen kannst, welche Songs dir später mehr bedeuten werden. Die Songs sind Momentaufnahmen meines damaligen Lebens, deshalb geht das schon in Ordnung."
Sheryl Crow
Eine Sache, die eigentlich zu dem uneinheitlichen Bild der Scheiben passt, ist die eigenartige Wahl der Coverversionen. Neben "Happy" sind das so grundverschiedene Stücke wie "Gold Dust Woman" von Fleetwood Mac, "All By Myself" von Eric Carmen oder jetzt, auf der Scheibe, "The First Cut Is The Deepest" - eigentlich von Cat Stevens, aber bekannter in der Version von Rod Stewart. "Bei 'First Cut...' war es so, dass wir noch nicht einmal dachten, dass das Stück je veröffentlicht würde", räumt Sheryl ein, "wir haben den Song einfach aufgenommen, weil wir ihn mochten und im Studio viel Rod Stewart gehört haben. Als die Plattenfirma dann sagte, sie wollten vier neue Stücke für die Compilation haben, war ich völlig perplex und wir einigten uns darauf, dass ich ihnen einen neuen Song und eine Coverversion geben würde. Meine Sichtweise ist, dass die alten Songs als das gesehen werden sollten, was sie sind - ohne einen zusätzlichen Promotiontrick. Mit 'First Cut...' bin ich sehr zufrieden. Wir haben weder Rods, noch Cat Stevens' Version vorher genau seziert, wir haben den Song einfach aufgenommen." Was vielleicht nicht unbedingt der schlechteste Ansatz bei Cover-Versionen ist. Man kann das jedenfalls so sehen. Die anderen neuen Stücke sind "A Change Would Do You Good" sowie zwei Neu-Einspielungen von der letzten Scheibe "C'mon, C'mon" - eine davon mit den Corrs und die andere mit - ähem - Wolfgang Niedecken. Das mag übrigens auch einer der Gründe sein, warum Sheryl gar keine reinen Rock N Roll Scheiben machen kann: Sie ist schlicht zu groß für ein einzelnes Genre geworden. Wer von Bob Dylan Stücke auf den Leib geschrieben bekommt ("Mississippi") oder es sich leisten kann, bloß als Hobby zu schauspielern ("The Minus Man"), der hat es ja zweifelsohne irgendwie geschafft. Wichtig festzuhalten ist in diesem Zusammenhang übrigens, dass Sheryl Crow als "Mensch und Musiker" (wie es Peter Rüchel vom Rockpalast immer auszudrücken pflegte) und besonders in unbeobachteten Momenten - so gar nichts Diven- oder Ikonenhaftes an sich hat. Da ist sie immer noch derselbe "Underdog" wie in den Anfangstagen. Jetzt wird es ja auch eine Tour geben, auf der das "Best Of"-Programm dargeboten wird, nicht wahr? "Wir haben uns zum Programm der 'Greatest Hits'-Tour noch keine Gedanken gemacht, aber wir haben vor wenigen Wochen eine Show gespielt und dort tauchten einige völlig obskure Songs auf. Wir können auch haufenweise andere Coverversionen spielen, 'Peace, Love And Understanding' zum Beispiel und das macht auch eine Menge Spaß. Ich habe dieses Mal wirklich nicht das Gefühl, dass ich die Songs der Compilation promoten muss, denn die Leute haben sie ja alle schon gehört. Wir werden also eine Menge Sachen spielen, die es bisher noch nicht ans Tageslicht geschafft haben."
Sheryl Crow
Nun ja, so lange die Sachen in der gewohnt rockigen Form gespielt werden, ist die Songauswahl ja auch nicht so wichtig. "Normalerweise legen wir vor einer Tour eine Setlist fest - und um ganz ehrlich zu sein: Wir sind schon bemüht, die Stücke wie auf der Platte klingen zu lassen", meint Sheryl dann indes - doch ein wenig überraschend. Wenn dem so ist, dann klappt das - s.o. - aber nicht so richtig, oder? Auch dafür hat sie eine Erklärung. "Ob uns das immer gelingt, ist eine andere Frage. In der Studiosituation hast du alles unter Kontrolle, aber wenn du auf der Bühne stehst, ist es unmöglich, die gleiche Kontrolle zu behalten - es sei denn, du greifst auf jede Menge Tapes zurück. Ich weiß, dass es viele Leute gibt, die die Stücke so wie auf der Platte hören wollen, aber ich persönlich würde mir lieber jemanden anschauen, der mit seinem Herzen und seiner Seele dabei ist. Wir fangen also für gewöhnlich mit einer festgelegten Setlist an, aber es gibt immer bestimmte Optionen, während des Konzertes etwas zu verändern. Und manchmal spielen wir beim Soundcheck einen Song, den wir seit Jahren nicht ausprobiert haben und er landet an diesem Abend dann auch im Set. Das sind die Dinge, die dich auf einer langen Tour davon abhalten, durchzudrehen." Nun ja, diese Antwort ist mindestens so widersprüchlich wie Sheryls Oeuvre - passt also, mit anderen Worten, ganz gut.
Weitere Infos:
www.sherylcrow.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Mark Seliger-
Sheryl Crow
Aktueller Tonträger:
Very Best Of
(A&M/Polydor Island Group/Universal)
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