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Interview-Archiv

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MEREDITH BROOKS
 
Die Songwriter-Maschine
Meredith Brooks
"The Bitch Is Back" heißt es in der offiziellen Info der Plattenfirma zur neuen Scheibe von Meredith Brooks. "Bitch" war der Hit-Song ihres '97er Albums "Blurring The Edges", mit dem Meredith eine Solo-Karriere anstrebte, nachdem sie vorher z.B. in der Band The Graces der ehemaligen Go-Go's Gitarristin Charlotte Caffey von sich reden machte (und nachdem sie vorher bereits 10 Jahre lang "getingelt" hatte). Ist es nicht irgendwie lästig, stets an einem einzigen Song gemessen zu werden? "Ich wünschte, das hätten sie nicht gesagt", räumt Meredith in Bezug auf die offizielle Bio ein, "ich wünschte, sie hätten stattdessen gesagt: 'Schaut mal, Meredith hat zwei CDs selbst produziert'. Ich meine damit meine eigene Scheibe, 'Bad Bad One' und die von Jennifer Love-Hewitt, 'Barenaked', die ich auch produziert habe und auf die ich genauso stolz bin. In den USA bin ich glücklicherweise über den Punkt hinaus, immer nur an 'Bitch' gemessen zu werden. Das war kurz nach der Veröffentlichung von 'Bitch' so. Heutzutage, nach der Veröffentlichung meiner zweiten CD 'Deconstruction' und seitdem ich produziere, bin ich als feste Größe im Business akzeptiert."
Die neue CD hat den Titel "Bad Bad One". Einmal abgesehen, dass das der Name eines Songs ist: Warum heißt diese so? "Um die Wahrheit zu sagen: Weil ich dachte, dass der Songtitel ziemlich cool ist", erklärt Meredith, "der Song selbst ist einer meiner Lieblingssong. Und ich denke, dass ich keine schlechte Gitarristin bin - besonders auf der Bühne. So sehe ich mich: Als ziemlich gute Gitarristin ["Bad" heißt im Umgangssprachlichen bekanntlich ja nicht schlecht, sondern "gut"]." Nun könnte man aufgrund dieser Sache und anderer Beispiele auf der CD - "High", "Pain" - darauf kommen, dass Meredith absichtlich Songtitel wählt, bei denen derselbe das Gegenteil dessen aussagt, was im Text zu Sprache kommt: In "High" geht es darum, eben NICHT high zu sein, "Pain" handelt davon, dass Schmerz durchaus auch etwas positives sein kann - und "Bad Bad One" eben davon, gut zu sein. "Oh nein - das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Es ist aber interessant, dass dieser Zusammenhang entstand", wundert sich Meredith, "ich bin nur kein Fan von langen, blumigen Titeln, die dann versuchen, etwas über den Song selbst auszusagen. Mein Ansatz ist: Bring' es auf den Punkt und hör' dir den Song an." Wie gesagt, hat Meredith die Scheibe selbst produziert. Wie kam es dazu? "Ja, das begann als Experiment. Ich habe mir ein Studio eingerichtet und war mir gar nicht bewusst, dass ich eine Scheibe machte, bis ich es dann irgendwann merkte", erinnert sich Meredith, "ich war es ja gewohnt, immer mit Musikern zusammenzuarbeiten und kam dann irgendwann zu dem Schluss, dass mich das auf eine gewisse Art einengte. Als ich nun zu Hause alleine arbeitete, merkte ich, dass ich dadurch kreativ unabhängiger wurde - und zwar dadurch, dass ich tun und lassen konnte, was ich wollte und weil mich keiner dabei beobachtete. Es hat mir auch geholfen, ein besserer Techniker und Produzent zu werden, weil ich von keinem mehr abhängig war." Das hört man selten in dieser Art. Meistens sagen die Musiker, die diese Erfahrung - aus welchen Gründen auch immer - machen, dass das Arbeiten alleine zu Hause sie vor neue Probleme stellt. Das Arbeiten mit dem Computer ist nämlich eine grundsätzlich andere Disziplin als das Live-Spielen. "Nun, ich habe mit Pro-Tools gearbeitet und fand, dass das sehr spannend war", berichtet Meredith, "außerdem hatte ich natürlich immer meine Gitarren und Verstärker zu Hand. Man muss natürlich bei dieser Art zu arbeiten mehr Entscheidungen treffen - das stimmt schon - aber es wird bei diesem Prozess leichter deutlich, wenn etwas richtig ist. Ein Beispiel war z.B. ein Song bei dem Jennifer Album: Ich hatte eine Idee in meinem Kopf und machte ein Demo um es auszuprobieren. Dann fummelte ich in endlosen Variationen daran herum, um zu sehen, was man damit machen kann. Schließlich war die ursprüngliche Idee die beste. Zu dieser Erkenntnis hätte ich aber nicht kommen können, wenn ich die anderen Sachen nicht ausprobiert hätte. Was nur mit dem Computer möglich gewesen war. Es brauchte drei Tage und 25 Versionen, um zu dieser Erkenntnis zu kommen. Man kann das als Nachteil ansehen - aber anderseits kommt vielleicht etwas Bemerkenswertes dabei heraus? Ich habe jedenfalls auf diese Art zwei - wie ich finde - erstaunliche Scheiben produziert. Und noch etwas: Jetzt experimentiere ich natürlich nicht mehr so viel, weil ich die Technik ja kenne."
Auf das Songwriting hat sich das aber nicht ausgewirkt, oder? "Nicht wirklich", überlegt Meredith, "ich habe mit einem Programmierer zusammengearbeitet, der mir ein paar Ideen vermittelt hat, aber für gewöhnlich schreibe ich jeden einzelnen Song doch auf meiner Gitarre mit meiner Beat-Box. Ich beginne zumeist mit dem Refrain und arbeite dann an den Strophen. Ich weiß auch nicht, warum das immer passiert, aber das ist die Art, in der ich arbeite. Vielleicht liegt es daran, dass mir immer zuerst eine dominierende Melodie im Kopf herumgeht." Melodien sind eh wichtig bei Meredith Brooks. Viele ihrer Melodien setzen sich gleich im Kopf fest, andere sind weniger offensichtlich: Aber wenn man sich mal die Vocals auf dem neuen Album anhört, dann kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier einiges an Energie aufgewendet wurde, um auf die vielschichtigen Gesangsarrangements zu kommen, die sich im wesentlich darauf konzentrieren, weitere Melodien aus den Songs herauszuschälen. "Hm. Ich weiß jetzt nicht, ob das wirklich meine Absicht war", überlegt Meredith, "aber andererseits: Wenn ich manchmal einen simplen kleinen Song schreibe, möchte ich schon, dass die Melodie ein wenig interessanter klingt. Interessant also, dass du das anmerkst. Ich versuche nämlich, mich selbst ein wenig herauszufordern, indem ich nicht die erstbeste Melodie nehme, die mir einfällt, sondern stattdessen ein wenig daran herumarbeite. Ich möchte nicht ein Klischee meiner selbst sein. Deswegen habe ich härter als jemals zuvor an meinen Melodien und meinen Vocals gearbeitet - oder soll ich sagen: Experimentiert." Was ist denn für Meredith Brooks der perfekte Song? "Einer, den ich nicht aufhören möchte zu singen", sagt sie wie aus der Pistole geschossen, "einer, der mir nicht aus dem Kopf geht. Mir ist neulich folgendes passiert: Ich hatte diese Melodie im Kopf und begann, einen Song zu schreiben - bis mir dann plötzlich aufging, dass dies ein Song war, der bereits existierte: Auch wenn mich das in dem Moment nicht weiterbrachte: Das ist das beste Beispiel für einen großartigen Song. Und so etwas versuche ich auch zu erreichen. Große Songs sind zeitlos. Es geht übrigens nicht darum, dass du dir die Melodie sofort merken kannst. Anders als viele Songwriter versuche ich das auch gar nicht, wenn ich Songs schreibe. Die besten Songs sind die, die sich nach einiger Zeit festsetzen."
Meredith Brooks
Was gilt es denn beim Songwriting zu vermeiden? "Glaube es oder nicht, aber ich versuche nicht allzu narzisstisch zu sein", meint Meredith. Was meint denn das? "Nur weil ich etwas mag, heißt das noch nicht, dass es gut oder richtig ist", erläutert sie, "wenn dir genug Leute immer wieder sagen, dass etwas nicht stimmt, dann stimmt es wahrscheinlich nicht. Wenn dir drei Leute sagen, dass deine Vocals zu penetrant sind, dann sind sie es vielleicht - egal was du selber darüber denkst. Dann musst du dran arbeiten. Es wäre narzisstisch dies zu ignorieren. Ich habe z.B. mal einen Song für einen Film gemacht, den ich absichtlich 'übersungen' habe, nur um zu zeigen, dass ich es kann. Das würde ich heute nicht mehr tun. Warum soll ich den Leuten etwas aufzwingen, dass sie nicht mögen? Und: Es macht doch Spaß zu experimentieren und sich weiterzuentwickeln. Man braucht sich ja deswegen nicht zu verleugnen." Was war denn der größte Schritt für Meredith bei dieser neuen Scheibe? "Sie selbst zu produzieren und sie zu produzieren, obwohl ich kein Label hatte", erzählt sie, "ich war an dem Punkt angekommen, wo mir alles zuviel wurde, an dem ich begann zu zweifeln. Also machte ich eine Pause, ging nach Europa, nach Nashville und New York. Ich kam zurück und hatte beschlossen, dass ich keinem mehr verpflichtet sein wollte. Ich fühlte mich kraftlos, aber nicht hilflos. Mein Manager machte mir klar, dass Künstler heutzutage total ersetzbar sind. Es gibt heute nur ganz wenige Bruce Springsteens und U2s, die auch nach langer Zeit noch da sein werden. Ich bin schon neugierig, wer von den heutigen neuen Acts in 20 Jahren noch da ist. Ich wollte also nicht ersetzbar erscheinen. Also baute ich mein Studio auf, begann zu produzieren und da wurde mir klar, dass ich die Musik doch liebe und ich beschloss, weiterzumachen. Es gelang mir dadurch, innerhalb von zwei Jahren zwei Scheiben zu machen - meine und Jennifers. Das war das phänomenalste Ereignis meines Lebens. Ich war quasi eine songschreibende Maschine."

Das kann man nachvollziehen: Auf Merediths Album scheinen sich nur potentielle Hits zu befinden. "Das ist das, was die Plattenfirma auch sagte. Ich habe sogar noch ein paar Tracks weggenommen und auf Jennifers Scheibe untergebracht. Ist das nicht haarsträubend?!? Aber andererseits: Warum denn nicht? Das ist ja meine Arbeit. Hier bei uns bin ich dadurch ja auch zu einer gewissen Größe im Songwriter-Zirkel geworden." Und was möchte Meredith Brooks mit den Songs ihres neuen Albums erreichen? "Ich hoffe, dass sich die Leute mit diesen Songs beschäftigen und auseinandersetzen werden und zum Beispiel versuchen, mehr über mich herauszufinden, denn ich schreibe ja ehrlich und über mich." Und wie kam es zu der Zusammenarbeit mit der Schauspielerin Jennifer Love-Hewitt? "Oh, ich hatte gerade mein Studio eingerichtet und einige Songs geschrieben, die nicht richtig für mich schienen. Mein Manager machte mich dann darauf aufmerksam, dass die doch für Jennifer geeignet erschienen. Ich kannte sie gar nicht, aber sie suchte nach einem Produzenten und so sind wir zusammengekommen. Sie ist eine sehr gute Sängerin, der man bisher noch nie die Möglichkeit gegeben hatte, Songs zu schreiben. Also haben wir uns zusammengesetzt und die Songs zusammen geschrieben. Ich denke, dass ich noch nie mit jemandem so hart zusammengearbeitet habe und es war ein großartiges Erlebnis und ich bin sehr stolz auf diese Scheibe." Nun, es schient ja nicht gerade so zu sein, dass sich Meredith Brooks langweilt. Dennoch hat sie ernsthaft vor, im Herbst auch bei uns auf Tour zu gehen. Und dann kann man ja mal überprüfen, wie "bad" sie auf der Bühne wirklich ist...

Weitere Infos:
www.meredithbrooks.com
www.jennifer-love.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Meredith Brooks
Aktueller Tonträger:
Bad Bad One
(Gold Circle/Go! Entertainment/Alive)
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