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SLOBBERBONE
 
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Slobberbone
Es gibt viele Möglichkeiten, in deren Zusammenhang man den Begriff "Slippage" sehen könnte. Fiskalisch etwa ist das der Unterschied zwischen errechnetem und tatsächlich gezahltem Preis. Verkehrstechnisch wird damit das Durchdrehen der Räder bei nasser Fahrbahn bezeichnet. Man kann sich nur schwerlich vorstellen, dass eine hart arbeitende Rock-Band aus Denton, Texas - wie Slobberbone - etwas mit diesen Begriffswelten im Sinn gehabt haben könnte, als sie ihr neues Album "Slippage" aufnahmen. Wir möchten also von Slobberbone Mastermind Brent Best gleich zu Beginn wissen, was es mit dem Namen auf sich hat.
"In dem Fall bezeichnet 'Slippage' einen Zustand. Den, wo dir die Dinge entglitten sind, und wo du sie nicht mehr unter Kontrolle hast ['losin' it' sagt er wörtlich], wenn du dir die Songs auf dem neuen Album anhörst, wirst du feststellen, dass sie alle recht düster vom Tenor her sind." Das stimmt. Nicht nur, dass das Cover ein desolates Rock'n'Roll-Hotelzimmer zeigt (was den Eindruck der Desorganisation untermalt, die sich in den Songs wiederfindet) - Slobberbone zeigen auf diesem Album auch, dass sie was von Depression verstehen - im Gegensatz zu "No Depression", was zuweilen mit den countrylastigeren Stücken der Band assoziiert wird. "Nein, du wirst keine Happy Go Lucky-Songs auf der neuen Scheibe finden", grinst Brent, "obwohl ich es immer wieder versuche." Die Band, die mit ihren energetischen Live-Shows Furore macht und dafür bekannt ist, immer gerne das Gaspedal bis zum Anschlag durchzutreten (zuweilen bis hin zum punkigen Hardrock-Sound) zeigt sich auf der neuen Scheibe äußerst vielseitig. Neben den üblichen Up-Tempo-Rockern gibt es - besonders in der zweiten Hälfte des Albums schleppende - und eben düstere - Mid-Tempo Nummern und zum Ende hin gar eine Ballade. Das alles aber ist stets mit Muskeln durchsetzt und soundtechnisch durchaus nachdrücklich aufbereitet. Schwierigkeiten, ihre Live-Energie auf CD zu bannen, hatten die Jungs ja noch nie. "Also, mit der Live-Energie im Studio ist so: Du kannst nicht einfach hingehen, und im Studio live spielen und dann hoffen, dass es wie eine Show rüberkommt - da wird immer etwas fehlen. Du mußt dir bewusst sein, dass Studioaufnahmen etwas ganz anderes sind, dass du im Studio ganz andere Sachen machen kannst als live. Wenn du das erst mal verinnerlicht hast, sollte es dir gelingen, das Studio so zu nutzen, wie wir es tun. Und dann hast du auch kein Problem damit, die Live-Energie einzufangen. Ein guter Produzent, der dich unterstützt ohne einen eigenen Sound durchdrücken zu wollen, ist natürlich hilfreich. Deswegen wollten wir auch unbedingt mit Don Smith (Gott und die Welt) zusammenarbeiten, der genau so arbeitet." Und was hat es mit dem thematischen Sinneswandel hin zur dunklen Seite der Macht auf sich? "Das ist ein logischer Prozess", überlegt Brent, "ich entwickle mich ja auch als Songwriter weiter. Eigentlich sehe ich mich eher als Songwriter denn als Gitarrist – denn da bin ich nicht besonders gut. Angefangen Songs zu schreiben habe ich mit 14, 15 - jedenfalls bevor ich sie vortragen konnte. Und je länger du Songs schreibst, desto mehr Einflüsse kommen hinzu - auch die negativen Aspekte. ‚Live On In The Dark’ ist z.B. so ein Stück. Es mag sein, dass die Scheibe etwas viele Mid-Tempo Nummern hat, aber das ist O.K. Live geben wir natürlich immer noch gerne Gas - aber wir sind da für alles offen. Wenn die Situation es erfordert, können wir auch mal zurückschalten oder total abgefahrene Sachen machen." Noch mal zurück zum Songwriting: Die Scheibe beginnt mit dem Stück "Springfield, Illinois" - einer irgendwie holprigen Nummer. Was hat es damit auf sich? "Es geht dabei nicht um Springfield, Illinois", überrascht Brent, "das ist der am wenigsten konkrete Song, den ich bislang geschrieben habe. Ich wollte mal zeigen, dass ich auch Songs schreiben kann, den die Leute für sich interpretieren können, wie es ihnen richtig erscheint. Ich könnte dir jetzt erzählen, worum es in dem Song geht ..." Was aber ja nicht sein muß. Ein bißchen Mystik hat noch keinem Song geschadet. "Musikalisch passte dieses Stück an keine andere Stelle", erklärt Brent den Umstand, gerade "Illinois" an den Anfang der Scheibe zu setzen, "ich habe immer eine sehr klare Vorstellung davon, wie die Reihenfolge der Stücke sein soll - noch bevor sie aufgenommen sind. 'Springfield' ist wichtig für mich und der Song passt ja auch irgendwie zu den anderen Stücken - nur nicht an anderer Stelle. Ich gebe aber zu, dass es bessere Tracks auf der Scheibe gibt." Und wie ist das Bee Gees Cover 'To Love Somebody' auf die Scheibe geraten? Solch eine Coverversion hätte man von Slobberbone ja nicht unbedingt erwartet. "Wir mögen Cover-Versionen - das ist einer der Gründe, warum wir angefangen haben Musik zu machen. Um ehrlich zu sein - wir haben bisher ca. 50 Neil Young Cover gespielt. Aber was die Bee Gees Nummer betrifft: Ich wußte gar nicht, dass es eine Bee Gees Nummer ist. Ich kannte das Stück von einer Flying Burrito Brothers Scheibe. Wir haben dann unsere Version in einem Rutsch aufgenommen - alle Tracks auf 'Slippage' sind zweite oder dritte Takes - und es passte irgendwie recht gut. Erst dann hat mir jemand gesagt, dass es von den Bee Gees ist - was soll's!" Wie wichtig sind Brent denn seine eigenen Texte? Immerhin geht es hier ja um eine Rock-Band. "Wie gesagt, ich entwickle mich ja als Songwriter. Das ist ein harter Prozeß. Lange Zeit habe ich mich damit auch schwer getan, weil ich immer alles, was ich machte, gegen das aufwog, was ich bislang schon gemacht hatte. Da mußt du mal drüber wegkommen - sonst verschwendest du deine Zeit mit lauter halbfertigen Songs, so wie ich. Es ist besser, einen Song auch zu Ende zu bringen, auch, wenn du denkst, er sei nicht so gut. Wenn du dann diesen Status erreicht hast, kannst du aus dem vorhandenen Material auswählen. Und dann möchtest du natürlich, dass dir die Leute auch zuhören. Sicher, bei uns als Rock-Band spielt das nicht so eine große Rolle. Aber am schönsten für mich wäre, wenn die Leute über die Musik zu uns fänden, und sich dann für die Texte interessierten."
Slobberbone
Und wie geht es weiter mit Slobberbone? Immerhin könnte man ja Scheiben wie diese bis in alle Ewigkeiten machen. "Ja, stimmt schon", grinst Brent, "ich habe mir schon mal überlegt, z.B. ein ganz akustisches Album zu machen. Aber meistens wird da nichts draus, denn in dem Moment, wo man sie umsetzten will, erscheinen sie einem dann unpassend. Am besten geht es immer dann, wenn man sich von der Musik lenken lässt und schaut, was passiert." Abschließend würde noch interessieren, wie sich denn eine Band sieht, die sich in einem Genre tummelt, dass nicht eben musikalisches Neuland ist. Wie findet man denn da seinen eigenen Stil? "Ehrlich gesagt, haben wir darüber überhaupt nie nachgedacht", gibt Brent zu, "wie gesagt, wir haben ja angefangen, um die Songs, die ich geschrieben hatte, vorzutragen. Wir wollten einfach Spaß haben, und die Sau rauslassen. Einfach nur gute Musik machen. Und auch wenn wir uns musikalisch weiter entwickeln, ist das doch immer noch das Wichtigste für uns. Und momentan macht es am meisten Spaß, einfach auf die Bühne zu gehen und den Verstärker aufzudrehen."
Weitere Infos:
www.slobberbone.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Slobberbone
Aktueller Tonträger:
Slippage
(Blue Rose Records/In-Akustik)

 
 

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