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MATTHEW
 
Losing My Religion
Matthew
Da gibt es also diese neue Rockband aus Chicago. Matthew heißen sie und haben sich dortselbst schon eine gewisse Reputation als Live-Band erspielt. Ihr Sound schwankt irgendwo zwischen dem programmatischen Drive, den junge amerikanische Bands vorweisen müssen, wenn sie in die Charts wollen, und einer gewissen philosophischen Melancholie, die man sich von englischen Vorbildern wie z.B. Radiohead abgeschaut hat, und die von Sänger/Songwriter Brian McSweeneys evokativen Texten und der z.T. schwermütigen Musik ausgeht. (Was nicht verwundert, denn Radiohead-Engineer Paul Q. Kolderie saß am Mischpult). Doch jeder, der heutzutage eine Rockband gründet, muss sich - wenn man sich nicht in die Tasche lügen möchte - bewusst sein, dass es diesbezüglich eigentlich alles schon einmal gegeben hat.
"Das stimmt wohl", stimmt Brian McSweeney zu, "es ist alles schon mal dagewesen. Deswegen legen wir auch sehr großen Wert auf unseren Zusammenhalt. Nur so kommen wir zu einer eigenen Identität. Wir haben eher darauf geachtet, dass alle Bandmitglieder gut zusammenpassen - und nicht darauf, dass alle fehlerfrei und perfekt spielen können. Ich hätte auch im Prinzip alle Instrumente auf unserem Album selber spielen können. Darum geht es aber nicht. Wir sind eine Band, das ist das Wichtige." Dennoch ist Brian der Motor und Kopf des Projektes. Schließlich schreibt er alle Songs. Hierbei fällt vor allen Dingen auf, dass sich ein Thema wie ein roter Faden durch das Schaffen zieht: Die Religion, nämlich. "Das stimmt. Auch der Titel, 'Everybody Down', handelt von der Religion - bzw. davon, wie sie in ihrer Industrialisierten Form die Leute runterzieht." Bevor wir darauf näher eingehen, sei die Frage erlaubt, warum eine junge Band nicht die üblichen Boy-Girl-Themen aufbereitet? "Die gibt es auch", wirft Brian ein, "nur nicht so offensichtlich. Es hat heute zu mir jemand gesagt, meine Songs vermittelten alle so ein Gefühl der Verlorenheit. So habe ich das selbst noch gar nicht gesehen, aber es stimmt." Und das kommt von der Religion? "Nun ich habe ein sehr problematisches Verhältnis zur Religion", führt Brian aus, "mittlerweile habe ich meinen Weg gefunden, aber es war sehr schwer. Ich bin ein gläubiger Mensch, lehne aber die institutionalisierte Form der Religion ab. Vor Matthew habe ich z.B. in einer Pop-Rock Band aus dem christlichen Umfeld gespielt - das habe ich aber drangegeben, weil es da zu viele Einschränkungen gab." Inwiefern? "Nun es gab immer nur Vorschriften und man durfte keine Fragen stellen. Wie gesagt: Ich bin gläubig, aber ich habe trotzdem Fragen." Und diese stellt Matthew heute in den Songs. Sind diese deshalb so philosophisch angelegt? "Auf jeden Fall. Ich möchte bloß nicht für einen Prediger gehalten werden, deswegen sind die Texte möglichst ambivalent gehalten." Wie sieht das denn mit dem Prediger im Live-Kontext aus? Dort steht man ja - ähnlich wie in der Kirche - auf der Bühne quasi einer Gemeinde vor? Und Gerüchte aus den USA besagen ja, dass Matthew live ein Knaller seien. Was machen die Jungs denn anders? "Nun, ich kann da nur von mir ausgehen", überlegt Brian, "ich selbst mag Bands, die außergewöhnliche Live-Shows machen - egal welcher Richtung. Radiohead, Sunny Day Real Estate oder Sigur Rós zum Beispiel. In dieser Richtung möchte ich den Leuten auch einen gewissen Unterhaltungswert auf der Bühne bieten." Muss Rock-Musik größer als das Leben sein? "Nein", meint Brian bestimmt, "die Idee vielleicht, aber nicht die Musik oder die Performance - aber sie muss dich berühren, das ist es, was wir möchten." Gehört es dazu, ein gewisses Image aufzubauen? Für amerikanische Bands ist das ja wohl besonders wichtig? "Ja, das stimmt", stimmt Brian zu, "wenngleich das nicht in eine Mode ausarten darf. Wir möchten jedenfalls so eigen wie möglich rüberkommen." Das muss den Jungs auch ganz gut gelungen sein. George Howard, der Chef des Ryko-Labels, auf dem sich Matthew jetzt befinden, wurde jedenfalls auf sie aufmerksam. "Ja, das war recht witzig. Wir haben wie üblich Demos rumgeschickt und sind abgelehnt worden - auch von Ryko. Dann hat uns George gehört und beschlossen, uns zu signen." So soll das ja auch sein. Howard nahm die Band dann auch unter seine Fittiche. Das reichte bis ins Studio hinein. Aber nicht, indem er ihnen erzählte, was sie zu tun haben... "Nein, es ging eher um Ratschläge - wie man einen Song besser strukturieren könne, wo man etwas weglassen könne und so. Und dann empfahl er uns in letzter Minute noch, einen Song auf die Scheibe mit draufzunehmen, den wir im Studio einfach mal so ausprobiert haben."
Matthew
Okay - da bleibt also nur noch eine Frage offen: Der Drummer der Band heißt Matt Sumpter - heißt die Band deswegen Matthew? (So ähnlich wie bei Buffalo TOM)? "Nein. Matthew ist einfach ein Name der schön klingt", schmunzelt Brian, "wir mussten uns natürlich einen Namen geben, der haften bleibt und das ist ganz schön schwierig. Am einfachsten war es da, uns einen richtigen 'Namen' auszusuchen. Und Matthew gefiel uns allen." Jetzt geht's zunächst mal in den USA für die Jungs los, und dann in England. Wir sind zuletzt an der Reihe - das hat aber auch den Vorteil, dass die Band dann im Herbst gleich zu uns auf Tour kommt...
Weitere Infos:
www.matthew-music.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigabe-
Matthew
Aktueller Tonträger:
Everybody Down
(Rykodisc/Zomba)
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