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Interview-Archiv

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TANYA DONELLY
 
Sleepless in Boston
Tanya Donelly
Throwing Muses, Breeders, Belly - das sind die ersten musikalischen Stationen von Tanya Donelly. Danach hatte sie die Schnauze voll vom Band-Dasein ("Wir sind einfach implodiert", meinte sie damals zur Auflösung von Belly). Ihre erste Solo-CD "Lovesongs for Underdogs" war allerdings für Tanya eher eine Enttäuschung. Die Scheibe verkaufte sich nicht so gut, die Tour war eher mäßig besucht und ihre Halbschwester, Kristin Hersh, verriet gar unter der Hand, daß die Plattenfirma in den USA sie gezwungen haben sollte, die ganze CD neu einzuspielen. Sowas fördert ja nicht eben den kreativen Geist. Egal: Auf dem neuen Album ist davon nichts mehr zu hören. Nach fast drei Jahren gibt es jetzt ein neues Lebenszeichen namens "Beautysleep". Der Grund hierfür ist eine Babypause (das entsprechende Resultat hört auf den Namen Gracie). Die Songs weisen alle Qualitäten auf, die Tanyas Arbeit immer schon auszeichneten: Schöne Melodien, vertrackte Arrangements, lyrische Texte, und den markanten, mädchenhaften Gesang. Darüber hinaus klingen sie deutlich gereifter als bisherige Werke.
Ein Thema des Albums scheint "Die Nacht als solche" zu sein. Ständig tauchen Worte wie "Sleep", "Dream" und "Moon" in den Texten auf - niemals bedrohlich, sondern immer im Kontext des Träumerischen. "Oh ja, ich bin immer schon daran interessiert, was nachts passiert", gibt Tanya zu, "Ich tendiere dazu, meine Träume zu ernst zu nehmen. 'Moon' zum Beispiel ist aber einfach ein schön klingendes Wort - auch losgelöst vom "Nacht"-Kontext. Ich habe so was in der Vergangenheit aber auch schon gemacht." Der Opening-Track geht auch in diese Richtung. "'Das Leben ist ein Traum' stimmt auf das Thema ein", erläutert Tanya, "die Songs mögen alle schläfrig klingen - und vielleicht auch verträumt - aber es geht eigentlich immer um das Aufwachen." Warum erscheint das Album gerade jetzt? "Nun, ursprünglich hatte ich vor, das Album vor der Geburt meiner Tochter aufzunehmen - und dann danach ein paar Monate zu touren", erzählt Tanya, "dann jedoch wurden aus diesen Monaten Jahre, weil ich herausfand, daß ich mich ganz auf sie [die Tochter] konzentrieren wollte. Während dieser Zeit haben ich und mein Mann [Dean Fisher] natürlich mehr Songs geschrieben - und die wollten wir natürlich auch auf das Album nehmen. Es wurde dann endlich letzten Sommer fertig."
Zwei der besten Songs des Albums, "The Night You Saved My Life" und "Darkside", hat Tanya mit Dean zusammen geschrieben. "Ich mag diese beiden Songs auch sehr", schwärmt Tanya, "wenn Dean im Haus Gitarre spielt, beginne ich automatisch dazu zu singen - und dann haben wir schon einen neuen Song. Es passiert alles sehr natürlich und es ist auch toll für mich, weil ich dann meine Hände für Gracie frei habe. Und sie singt auch gleich mit. Zwar schreibe ich die meisten meiner Songs alleine, aber ich mag es auch, mit jemandem zusammen zu schreiben, weil das Ergebnisse zeitigt, die sonst nie das Licht gesehen hätten." Was hat es eigentlich mit dem Song "The Night You Saved My Life" thematisch auf sich? "Den Song kannst Du fast wörtlich nehmen", verrät Tanya, "es geht darum, daß ich mich quasi orientierungslos ohne spirituelle Führung im Wald verirrt sah. Aber es gibt eine Art 'Happy End', weil es da eine starke, helfende Person gibt - und das ist auch gut so." Tanyas Songs scheinen immer sehr persönlich und autobiographisch strukturiert zu sein. "Manchmal erfinde ich auch Charaktere, die mich quasi repräsentieren, auch wenn ich in der dritten Person singe", relativiert sie, "während ich andererseits 'ich' singe, es aber gar nicht um mich geht. Es geht hier aber nicht um Kalkül oder das Vermeiden von bestimmten Situationen, sondern darum, was am besten klingt."
Tanya Donelly
Auf dem Album ist mit "Moonbeam Monkey" eine der letzten Aufnahmen des verstorbenen Morphine Frontmannes Mark Sandman zu hören. "Nun, Mark und ich waren keine engen Freunde", erinnert sich Tanya, "aber wir haben uns in Boston natürlich oft gesehen und haben auch ein paar Mal zusammen gespielt. Er brachte mich immer zum Lachen." Was nicht weiter verwundert: Mark hatte einen bemerkenswert scharfsinnigen, trockenen Humor. "Ich wollte seine Stimme auf 'Moonbeam Monkey', weil irgendwie die Schärfe fehlte, die ich für nötig hielt. Mit meiner Stimme alleine konnte ich den Song irgendwie nicht so verankern wie ich es wollte. Ich brauchte Marks gespenstische Coolness. Was mir auch gefiel, ist, daß das Geschlecht des Engels in dem Song unbestimmt bleibt - genau wie seine Motive, ein verlorenes Kind zu finden." Die Songs auf dem neuen Album erscheinen "besser organisiert", als auf dem letzten. Oder liegt man mit dieser Ansicht falsch? "Ich denke nicht, daß Du falsch liegst", gesteht Tanya zu, "aber es nicht absichtlich so geschehen. Mit ein paar Ausnahmen habe ich die Songs nicht verändert, seit ich sie schrieb. Was wir uns dieses Mal geleistet haben - mit dem Luxus der Zeit auf unserer Seite - ist, daß wir uns die Stücke monatelang angehört haben und dann Sachen entfernt haben, die unnötig erschienen." Unnötig? Wie versteht sich das denn mit den komplexen Vokal-Arrangements - die stets schon Bestandteil von Tanya Donelly-Produktionen waren? "Ich habe immer mehrstimmige Arrangements im Kopf, wenn ich schreibe", überlegt Tanya, "das Schwierigste daran ist manchmal indes, die meisten Spuren wieder rauszueditieren, damit die Worte Raum zum atmen haben." Inwieweit wirkt sich das Mutter-Sein eigentlich auf die Arbeit aus? "Also für mich wirkt sich der Umstand, daß ich eine Mutter bin, auf alle Aspekte des Musik machens aus", gibt Tanya zu, "die Songs werden ein bißchen langsamer, die Tage im Studio kürzer, das Touren muß kurz gehalten werden. Gracie wird mit dabei sein. Sie geht dahin, wo ich auch hingehe. Die größte Veränderung ist jedoch innerlich. Ich ging früher ganz im kreativen Prozeß auf, währen dieser mittlerweile ein untergeordneter Teil meines Lebens ist. Das ist aber nicht unbedingt schlecht."

Wie sieht es denn überhaupt mit dem Thema "touren" aus? "Nun, das schwierigste an meinem Beruf ist für mich das Touren", meint Tanya, "und das schönste das Live-Spielen - da kannst Du Dir also mein Dilemma vorstellen." Warten wir also mal ab, was daraus wird. Wie geht's denn musikalisch weiter? "Oh, das nächste, was ich machen möchte, ist ein ganz einfaches und sparsames Album. Zwei Instrumente, eine Stimme. Dean und ich haben schon eine ganze Menge Musik in Arbeit. Ich hoffe, wir bekommen das hin, wenn wir mit der gegenwärtigen (US)-Tour fertig sind. Im Moment sind die Inspirationen für meine neuen Songs alte Mythen, wie Tristan und Isolde. Es gibt eine Menge, daß man bei traurigen, alten Geschichten ausleihen kann." Okay - gibt es noch irgendetwas, was die Fans unbedingt wissen sollten? "Oh ja: Daß ich ihnen treu bin."

Weitere Infos:
www.tanyadonelly.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Tanya Donelly
Aktueller Tonträger:
Beautysleep
(4AD/Beggars Group/Connected)

 
 

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