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DAVID KITT
 
Raumkunst
David Kitt
David Kitt ist ein irischer Songwriter, der nun, mit seinem zweiten Werk "The Big Romance", auch bei uns den Durchbruch schaffen möchte, wie in seiner Heimat, wo er mit zu den Superstars zählt. Zunächst einmal gilt es aber, den Abend zu überstehen. David ist mit den Tindersticks unterwegs, und heute, beim Konzert im Kölner Gürzenich ist der Drummer der Tindersticks verschwunden. Am Tag zuvor war er noch da und genaueres weiß man nicht. David soll hier einspringen. "Oh Mann, das macht mich nervöser als mein ganzes eigenes Ding", meint er und kramt nach Zigaretten. Ganz so schlimm wird es dann doch nicht. David muß nur bei einem Track einspringen und braucht auch nicht zu trommeln, sondern muß nur ein paar Maracas schütteln.
Dennoch liegt die Frage nahe, welche Instrumente er denn so spielt. "Also auf meiner CD habe ich fast alles selber gespielt", erklärt er, "außer den Blasinstrumenten und echte Drums sind auch keine drauf." Die Blasinstrumente spielt - auch live - mit z.T. beängstigender Intensität Diarmuid Mac Diarmada und was die Drums betrifft, so wird hier viel gesampelt, geloopt und gefrickelt. Was daran liegt, daß David ein musikalischer Einzelgänger ist. "Ja, das stimmt. Ich habe zwar auch mit anderen Musikern zusammengespielt und mit anderen Produzenten, aber ich habe immer das Gefühl, ich bräuchte mehr Kontrolle und mehr Raum. Das gilt auch für meine Musik. Kunst braucht Raum, das ist das wichtigste." Was wohl auch der Grund ist, warum David's Musik - trotz aller technischen Raffinessen, immer luftig und transparent 'rüberkommt. "Ja, ich mag klare Töne. Ich bin nicht so für Tremolos und Echos zu haben. Es ist für mich wichtiger, z.B. anstelle klassischer Drumtracks kleine, verstörende Geräusche zu verwenden oder Gitarrenkaskaden aufzubauen, und somit Räume zu erzeugen. Auch wenn das verdammt viel Arbeit ist. An 'Pale Blue Light' z.B. habe ich sehr, sehr lange arbeiten müssen." Besagter Track ist das Zentrum der neuen Scheibe - ein sieben Minuten langes Stück, welches sich langsam aufbaut und von einem federnden Rhythmus lebt, über den David Gitarren und auch vielschichtige Stimmen gehäuft hat - ohne das Werk übrigens zu überfrachten. Die Balance stimmt durchaus.
David hat sich seit Beginn seiner musikalischen Karriere für das Frickler-Dasein entschieden. "Mein Vater ist auch ein Musiker - allerdings mehr so ein James Taylor-Fan - und meine Mutter ist eher klassisch orientiert. Musik habe ich aber immer schon gemacht. Ich habe sehr früh angefangen, Gitarre zu spielen und bekam mit 10 meinen ersten Cassettenrecorder. Dann habe ich auch angefangen Songs aufzunehmen. Zunächst eher Instrumentals, und das hat sich dann weiterentwickelt. Ich habe immer schon den Drang gespürt, Sachen aufzuzeichnen." Was ja heutzutage etwas mehr als ein Cassettenrecorder sein darf? "Natürlich, ich habe eine 8-Track-Maschine zu Hause. Zwei der Tracks auf der CD sind auch darauf entstanden. Der Rest im Studio. Ich kann Dir sagen: Das war ein ganz schöner Streß - wegen der Deadline. Für das letzte Stück war ich zwei Tage ununterbrochen im Studio, um das noch rechtzeitig fertig zu bekommen. Die nächste CD möchte ich auch anders machen. Ich träume davon, mit einem portablen Studio an verschiedenen Orten aufzunehmen. Mal sehen, ob das was wird. Auf jeden Fall soll die nächste CD extremer werden. Lauter als diese - und auch leiser." Da David ein Ire ist und diese ja bekanntlich immer viel Wert auf Tradition legen, ist es auffällig, daß dies in seiner Musik kaum eine Rolle zu spielen scheint. "Das ist bei mir mehr subtil. Wenn Du genauer hinhörst, kannst du zwischen den Tönen typisch irische Rhythmen und Tonfolgen schon entdecken. Was ich aber nicht mag, ist dies offensichtlich zu tun. Die irischen Melodien sind so traurig und lamentös und das mag ich nicht so. Ich habe früher mehr melancholische Songs geschrieben, finde es aber schwierig, diese zu singen ..." Warum das denn? "Weil es - zumindest für mich - schwieriger ist, mich emotional an den Punkt zu bringen, an dem man sich befinden muß, wenn man diese vorträgt."
David Kitt
David's Songs sind in der Tat ein Hybrid zwischen Melancholie und Unbeschwertheit. Es klingt in den düsteren Partien immer auch ein Hoffnungsschimmer mit durch. Seine Texte hingegen helfen hier nicht weiter. Sie sind ziemlich unkonkret und ambivalent. "Ja, das mache ich aber absichtlich so, damit jeder sich selbst etwas dazu denken kann. Sowas mag ich persönlich auch am Liebsten. Damit wären wir auch wieder beim Thema Raum in der Kunst. Wie gesagt, das ist für mich das Wichtigste." Beim anstehenden Live-Konzert zeigt David dann auch noch, daß er nicht unbedingt die ätherische Schiene bevorzugt. Auch ohne Schlagzeug (die Rhythmen kommen von der Harddisk) legt das zeitweise zum Quartett aufgestockte Trio zum Teil ganz schön heftige Soundkaskaden und Feedbackorgien hin. Dreh- und Angelpunkt ist auch hier "Pale Blue Light", was dann nahezu 10 Minuten lang ist. Weitere Höherpunkte sind eine Cover-Version von "Ain't No Sunshine", eingebettet in einen eigenen Song, ein akustisch solo vorgetragenes Stück und Online-Sound-Spielereien mit Samples, eingespielten Radio-Sprach-Fetzen und Stereo-Ping-Pong-Effekten. David Kitt hat eine interessante Methode entwickelt, den üblichen Singer-Songwriter-Approach ein wenig aufzubrechen. Immerhin: In Irland hat das ja bereits funktioniert.
Weitere Infos:
www.davidkitt.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigabe / Ullrich Maurer (live)-
David Kitt
Aktueller Tonträger:
The Big Romance
(WEA)
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