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Interview-Archiv

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THE CURE
 
Schwermut im vierten Jahrzehnt
The Cure
The Cure. Robert Smith. "Boys Don't Cry". "Pornography". "Kiss Me Kiss Me Kiss". "Disintegration". Müssen wir noch mehr sagen? Eigentlich wohl kaum. Bliebe höchstens noch zu erwähnen, daß es pünktlich zum Fest der teuren Geschenke ein neues Album der englischen Vorzeige-Melancholiker gibt. Nun gut, nicht wirklich ein neues Album, aber zumindest eine hörenswerte Platte namens "Greatest Hits". Während die meisten Compilations ja eine äußerst zwiespältige Angelegenheit sind, bei der irgendwelche Plattenfirmenbosse ohne jegliche Phantasie die kommerziellen Highlights einer Band wahllos aneinanderfügen, hat Robert Smith darauf bestanden, die Stücke für die neue The-Cure-Retrospektive höchstpersönlich auswählen zu dürfen, um der Platte auch als ALBUM Wirkung zu verleihen.
Um dieses Ziel zu erreichen, hat er sogar auf einige seiner persönlichen Lieblingsstücke verzichtet, wie er uns unlängst an einem verregneten Donnerstagabend im Interview mit Gaesteliste.de erklärte: "'Charlotte Sometimes' zum Beispiel fehlt, weil der Song gleich zu Beginn die Stimmung nach unten gezogen hätte, aus einem ähnlichen Grund ist 'A Letter To Elise' auch nicht dabei." Den Auswahlprozeß bestritt der bekanntlich als musikalischer Diktator verschrieene Robert übrigens zusammen mit seinen Bandkollegen. Wie bitte paßt das zusammen? Die Antwort ist einfach: "Sie hatten alle einen Stift und ein Blatt Papier in der Hand, aber ich habe keine Notiz davon genommen", erzählt Robert schelmisch und fügt lachend an: "Bei uns geht es nur scheinbar demokratisch zu. Man könnte es vielleicht als südamerikanische Demokratie bezeichnen..." Was nicht heißt, daß Robert der Auswahlprozess leicht gefallen ist. Gerade beim Hören der frühen Songs wie "Boys Don't Cry" wurde es dem Engländer ganz anders. "Das gleiche gilt für 'Let's Go To Bed' oder 'A Walk'. Diese Songs hören sich für mich an wie aus einem anderen Leben! Wirklich nostalgisch bin ich trotzdem erst geworden, als ich die alten Videos für die [parallel erscheinende] DVD zusammengestellt habe. Da fiel mir erst auf, wie jung ich gewesen bin, als ich mit der Band angefangen habe." Inzwischen ist Robert 42 Jahre alt und länger als die Hälfte seines Lebens Kopf von The Cure. Und genau deshalb soll sich auch einiges ändern, wenn er und seine Band nächstes Jahr den Nachfolger für das 2000er Studioalbum "Bloodflowers" in Angriff nehmen. Zum ersten Mal überhaupt sollen die Stücke weniger autobiographisch sein, dafür "philosophischer", wie Robert meint: "Ich habe dieses Jahr den 'Oxford Companion To Philosophy' gelesen, um mich auf die Aufgabe vorzubereiten. Selbst, wenn es nicht funktioniert, hab ich zumindest mein Vokabular erweitert!"
The Cure
Aber auch schon für die aktuelle "Greatest-Hits"-Kopplung hatten sich The Cure etwas Besonders ausgedacht. Robert hatte der Plattenfirma das Versprechen abgerungen, den alten Hits eine zweite CD mit neuem Material hinzufügen zu dürfen, die das Album selbst für Cure-Komplettisten noch interessant machen würde, und so gibt es ein Akustikkonzert mit allen Hits als freundliche Gratis-Dreingabe. "Das Schöne war, daß wir bei den Aufnahmen kein Publikum hatten, wir konnten uns also wirklich konzentrieren und dabei ruhig ganz dumm aus der Wäsche gucken", erinnert sich Robert. "Genau so entstehen übrigens auch neue Cure-Songs, und auch die Proben zu unseren Konzerten laufen so ab: Wir sitzen im Kreis zusammen und spielen akustisch, damit ich nicht so brüllen muß!" Eine Platte wie das Akustikalbum live und ohne Overdubs aufzunehmen war für Robert eine nette "back to the roots"-Erfahrung, die ihn sogar an die Aufnahmen zur zweiten Cure-LP von 1980 erinnerte: "Es gibt einige Elemente in Songs wie 'Seventeen Seconds' oder 'At Night', die sehr Cure-mäßig sind. Wenn wir heute zu der damaligen Produktionsweise zurückkehren würden, bei der wirklich jeder nur ein Instrument spielt, und heute ein Album machen würden, auf dem bei jedem Song nur fünf Instrumente auftauchen, würde das Ergebnis wahrscheinlich sehr nach 'Seventeen Seconds' klingen."

Weil die Band bei den Aufnahmen der Unplugged-Session unter enormem Zeitdruck stand, ist das Ergebnis angenehm ungehobelt. Und es hat sogar Roberts private Hörgewohnheiten beeinflusst. Derzeit hört Robert, sonst ein großer Anhänger von Bands wie Mogwai oder Air, vor allem viel klassische Klaviermusik. Der Grund dafür ist einfach, wie er uns abschließend mit einem Lachen gesteht: "Auf unserer Akustik-CD sind so viele Fehler, da wollte ich danach unbedingt etwas Superperfektes hören!"

Weitere Infos:
www.thecure.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Rob O'Conner-
The Cure
Aktueller Tonträger:
Greatest Hits
(Fiction/Polydor)

 
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