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MARY GAUTHIER
 
When you suck, you know you suck!
Mary Gauthier
Wenn man sich die Bio von Mary Gauthier so anschaut, dann enthält diese alles mögliche - vom durchgebrannten Teenager über den Punk-Freak via Philosophie-Studium zur erfolgreichen Restaurant-Besitzerin. Nur einen Hinweis auf eine musikalische Laufbahn läßt sich nicht finden. "Ich weiß", wiegelt Mary ab, "hört sich alles irgendwie Rückwärts an, nicht wahr? Ich mache professionell erst seit etwa 3 Jahren Musik." In gewisser Weise schon. Worauf man nie käme, denn Mary's Songs sind geradezu Musterbeispiele klassischen Storytellings und hören sich an, als musiziere sie bereits ihr Leben lang.
"Was ich besser auch getan hatte", bedauert sie diesen Umstand, "ich bin unter anderem deswegen erst so spät zu meiner Berufung gefunden, weil ich immer so viel zu tun hatte. Mein Restaurant in Boston lief nämlich sehr erfolgreich." Und wie ist es dann passiert? "Nun, Gitarre habe ich immer schon gespielt - auch geschrieben. Keine Romane, aber Tagebuch und so. Das Restaurant lag gleich neben der Musik-Fakultät der Berkley-Uni. Es waren also immer auch Musiker anwesend. Irgendwann hat mich dann mal eine Serviererin, der ich von meinen Gehversuchen in der Richtung erzählte, zu einem Open-Mike mitgenommen. Und das war dann der entscheidende Anstoß." Open-Mikes sind hierzulande vollkommen unbekannte Plattformen für angehende Performing Artists, sich mal einem Publikum präsentieren. Nur: Von so was wird man doch nicht von heute auf morgen zum Songwriter? "Nein, das war eine harte Zeit", stimmt Mary zu, "als ich aber mal den Beschluß gefaßt hatte, mich der Musik zu widmen, gab ich das Restaurant auf. Ich ging nach Nashville - wo es die besten Songwriter der Welt gibt - und besuchte eine Songwriterschule." Noch so was, was es hier nicht gibt. Das erklärt ja so manches. "Das war eine lehrreiche Sache", führt Mary aus, "ich schrieb meine Songs und dann wurden diese auseinandergenommen. Dann schrieb ich Re-Writes und diese wurden wieder zerpflückt. Das ging dann so lange hin und her, bis ich meine Fehler ausgebügelt hatte." Und warum wählte Mary die Country-Musik? "Ich komme aus Baton Rouge, habe also einen Südstaaten Akzent - da war Country fast zwangsläufig die Musik meiner Wahl".

Mary's Songs scheinen nun alle aus ihrem reichhaltigen, persönlichen Erfahrungsschatz zu stammen. Oder gibt es da auch fiktionale Charaktere? "Weißt Du was: Ich wüßte gar nicht, wie man einen Charakter erfindet", erläutert Mary, "wenn ich meine Songs schreibe - und das ist etwas, was ich erst lernen mußte - habe ich immer zuerst einen Titel. Drumherum schreibe ich dann die Story. Sollte ich mich verzetteln, kann ich immer wieder zum Titel zurück und habe einen Ansatzpunkt. Und natürlich müssen die Songs von mir ausgehen. Ich hoffe, daß Leute, die ähnliches erlebt haben wie ich, einen Zugang dazu finden können." Mary's Songs sind von der Art her mit denen von Townes Van Zandt zu vergleichen. "Ehrlich gesagt, kannte ich Townes gar nicht", gibt Mary zu, "als mich dann mein Agent damit konfrontierte, war ich natürlich hin und weg. Ich denke, die Ähnlichkeit ergibt sich vermutlich daraus, daß Townes und ich einen ähnlichen Background hatten und vom Typ her ähnlich geartet sind." Ein anderer Künstler, mit dem Mary immer verglichen wird, ist John Prine. "Ja, das ist auch ein großer Einfluß", gesteht sie, "als ich John Prine das erste Mal hörte, war das eine Offenbarung für mich. Das deshalb, weil ich bis dato immer Punk und Patti Smith und so gehört habe. Da war plötzlich jemand, der mit wenigen Worten auf eine ganz einfache Art großartige Stories erzählte. Das hat mir gefallen." Wenn Mary jetzt zurückblickt: Was war denn das Schwierigste, und warum ist es die Sache dennoch wert? "Das Schwierigste waren meine Lehrjahre bei den Open-Mikes", erinnert sie sich, "wenn Du nicht total naiv bißt, dann weißt du ja, wenn du schlecht bist. Und damals war ich schlecht. Die Leute erduldeten mich bestenfalls. Was aber die Sache lohenswert macht, ist, wenn ich auf der Bühne stehe und das Leuchten in den Augen der Zuhörer sehe, merke, daß sie mitkriegen, worum es geht. Das liebe ich. Das Gefühl läßt sich schwer beschreiben, aber es geht darum Gänsehaut zu bekommen und es muß dir kalt den Rücken herunterlaufen. Wenn mir das passiert - auch beim Songwriting - dann weiß ich, daß ich was richtig gemacht habe."

Weitere Infos:
www.marygauthier.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Foto: -Pressefreigabe-
Mary Gauthier
Aktueller Tonträger:
Drag Queens In Limousines
(Munich Records/Indigo)

 
 

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