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Interview-Archiv

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ECHOBOY
 
Auf die Zukunft!
Echoboy
"Ich habe mir schon Gedanken gemacht, ob das Album nur eine Aneinanderreihung von einzelnen Songs sein soll oder nicht. Zuerst habe ich versucht, ein einziges, sechzigminütiges Stück daraus zu machen, etwas Pink-Floyd-Mäßiges, aber die Idee habe ich inzwischen wieder verworfen", erklärte uns letzten Sommer Richard Warren alias Echoboy seine Pläne. Jetzt ist das Album endlich da und im Gegensatz zu den Weltraumopern, die wir von Pink Floyd gewohnt sind, ist es wirklich eine bescheidene, allerdings sehr gute Platte geworden. Ähnlich simpel wie der Titel (und das Cover, auf dem einfach eine "1" zu sehen ist,) scheint auch das Konzept von Echoboy zu sein: Musik produzieren, die anders ist. Leichter gesagt als getan, aber mit Kraftwerk, den Stooges und vereinzelten Industrial-Anleihen als Haupteinflüsse ist natürlich jede Menge Spannung garantiert. Das alles wäre aber noch nichts Besonderes, könnte man außerdem nicht noch Einflüsse wie Gray Numan, Aphex Twin oder Slint ausmachen, die aus einer einfachen LP ein buntes Ideen-Kaleidoskop machen, das den Hörer zwar nicht permanent vom Stuhl reißt, aber für die Zukunft einiges verspricht.
Richard Warren alias Echoboy ist klein und schmächtig und sieht überhaupt nicht aus wie ein Rockstar. Dabei hat er, wenn man der britischen Journaille glauben darf, letztes Jahr das Angebot abgelehnt, als Bassist bei Oasis einzusteigen. Vielleicht ist das Wort "Star" trotzdem (noch) noch etwas übertrieben, aber wie stand es über den Engländer schon so treffend zu lesen? "Echoboy gibt es erst ein Jahr und trotzdem klingt er schon zeitlos". Richard ist der Inbegriff eines Schlafzimmerproduzenten, denn der 27jährige hat in der Nähe von Nottingham seine ganze Wohnung mit Aufnahmegeräten und alten Platten vollgestopft und ist nun auf dem besten Wege, der neue Überflieger der Lofi-meets-Krautrock-meets-Elektronik-Intelligenz zu werden. "Die Elektronik ist mir schon sehr wichtig", erklärt Richard, "aber nicht weniger als beispielsweise Kraftwerk oder die 13th Floor Elevators." Hier spricht ein Mann, der neben den genannten Bands auch noch Pink Floyd, Metallica und Bruce Springsteen (!) zu seinen Favoriten zählt und diese Vorlieben auch gerne in seiner Musik auftauchen lässt. Das Ergebnis dieser traumhaften Melange kann man nach der letztjährigen EP "Frances Says The Knife Is Alive" nun auch auf seinem Debutalbum für Mute nachhören, nachdem Richard alleine in den letzten zwei Jahren ein schlicht "Echoboy" betiteltes Album und eine Handvoll Singles auf diversen Kleinstlabels wie For Us, Earworm oder seinem eigenen Markennamen Point Blank veröffentlicht hat, die in England überall für helle Begeisterung gesorgt haben. Bei Mute fühlt sich Richard derzeit bestens aufgehoben, was nicht weiter verwunderlich ist, denn mit Add N To (X) und Appliance hat Label-Guru Daniel Miller in den letzten Monaten ja ein goldenes Händchen für Retro-Elektronik-Pop bewiesen. Richards Visionen werden im Hause Mute verstanden und seine neuen Tracks beweisen, dass es für den Engländer keine musikalischen Grenzen gibt: Pop, Psychedelia, Uralt-Synthi-Sounds, Joy-Division-Anklänge - alles, was Richard gefällt, wird für seine Musik recycled, auseinandergebaut und neu zusammengesetzt.
Echoboy
Live ist der Echoboy - dann unterstützt von drei weiteren Musikern - übrigens noch besser, weil wesentlich lauter und wilder, als man sich ihn von seinem eher schüchternen Auftreten beim Interview je vorgestellt hätte. Zu überprüfen ist das noch bis Mai auf der Großbritannientournee mit Elastica und im Sommer hoffentlich auch in Kontinentaleuropa. So ein Talent wie Richard kommt natürlich nicht einfach so aus dem Nichts. Schon seit Jahren wuselt der Engländer durch die britische Musikszene, wenngleich er mit seinen früheren Projekten nie soviel Aufsehen erregen konnte wie nun als Echoboy. 1998 spielte er noch in der Mod-Pop-Combo The Hybrids, die zwar einen Vertrag mit dem renommierten Heavenly-Label, auf dem auch St. Etienne begannen, in der Tasche hatten, aber wenige Wochen vor der Veröffentlichung ihres Debutalbums fallen gelassen wurden. Richard war darüber nicht einmal sehr böse. Ihm gefällt es offensichtlich nach zehn Jahren als Gitarrist in Popbands, nun bessere Songs ganz ohne Gitarren produzieren zu können.

Fazit: "Volume 1" ist hoffentlich nur der erste Versuch von vielen. Und wenn sich Richard Warren weiter so konsequent weiterentwickelt, darf man in zwei, drei Jahren ähnliche Avant-Pop-Meisterwerke wie "C.O.D.Y." von Mogwai oder das neue For-Carnation-Album erwarten. Auf die Zukunft!

Weitere Infos:
www.echoboy.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -www.echoboy.com-
Echoboy
Aktueller Tonträger:
Volume 1
(Mute/EMI)

 
 

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