Gästeliste: Warum ausgerechnet Portland?
Stephen: Ich habe davor in New York City gelebt und hatte dort Gründe zu gehen. Ich hatte es ganz einfach satt, in dieser verrückten Stadt zu leben, und außerdem war gerade meine Beziehung in die Brüche gegangen. Ich wollte einfach wieder frei sein. Ich habe Portland immer schon gemocht, vor allem wegen des Klimas und weil die Stadt nicht so groß ist, auch wenn sie derzeit rasant wächst und das nicht gerade von Vorteil ist. Trotzdem ist das Leben dort noch recht billig und ziemlich mellow. Mit diesem Album manifestiert sich dieser Schritt nun. Die Platte handelt zwar nicht direkt von Portland, aber der Einfluss kommt durch die Leute, die daran mitgearbeitet haben, zustande. Die Leute, die du in Portland kennenlernst, sind alle irgendwie im Musik-Business, denn das sind die einzigen über 30, die überhaupt noch zu Konzerten gehen (lacht). Dort gibt es noch ein echtes Underground-Feeling und es gibt ein wirkliches Gemeinschaftsgefühl. Dort ist es nicht so wettbewerbsorientiert wie vielleicht in L.A. oder auch Chicago, wo jeder über jeden hinter dem Rücken schlecht redet, man aber nett zueinander ist, wenn man sich gegenübersteht.
Gästeliste: Ist Jicks jetzt deine neue feste Band, oder ist das mehr eine Ein-Album-und-vielleicht-noch-eine-Tour-Konstellation?
Stephen: Ich sehe die Besetzung schon als permanente Lösung an, obwohl das schwer zu sagen ist zum jetzigen Zeitpunkt. Für die Platte haben wir uns für Stephen Malkmus und nicht Jicks entschieden, weil ich vermeiden wollte, dass alles in festgefahrene Bahnen kommt und jeder nur eine bestimmte Rolle zu spielen hat. Ich möchte vermeiden, dass John sauer ist, wenn mal bei einem Song kein Schlagzeug dabei ist. Er kann dann vielleicht Gitarre spielen oder nur an den Shakern beteiligt sein. Ich wollte sicherstellen, dass es so funktioniert, und das ist bei einer normalen Band meistens nicht der Fall. Pavement waren ein gutes Beispiel dafür. Solange wir flexibel bleiben, bin ich loyal. Ich plane auf jeden Fall, auch die nächste Platte mit John und Joanna zu machen.
Gästeliste: Du hast dir für dein neues Projekt ziemlich kultige Gestalten ausgesucht. Besonders Joanna ist als Schreiberin bei "Tape Op", als Musikerin von Calamity Jane und The Spinanes und als Tontechnikerin der frühen Elliott Smith Alben nicht gerade eine Unbekannte.
Stephen: Stimmt. Sie ist auch Elliotts Ex-Freundin, die Elliott-Fans dürften sie also kennen. Ich rede allerdings nie über Elliott mit ihr, denn ich glaube, sie versteht sich nicht mehr besonders gut mit ihm, seitdem sie sich getrennt haben. Sie spielt auch noch in der Indieband The Minders aus Portland. Sie hat eine Tour mit ihnen abgesagt, um in meiner Band spielen zu können, das war nicht so toll und deswegen hab ich ein schlechtes Gewissen. Sie hat jetzt Krach mit denen (lacht).
Gästeliste: Hast du John auch in Probleme gestürzt, damit er in deiner Band spielen kann?
Stephen: Eigentlich nicht. Naja, vielleicht mit seiner Freundin, schließlich wird er ewig auf Tour sein. Er spielt auch noch in einer anderen Band, The Maroons, wo er der Sänger ist. Außerdem war er in den Dharma Bums, einer Gruppe, die ein bisschen in Richtung Walkabouts/REM ging und in den 80er Jahren aktiv war. Er ist also schon sehr lang dabei, obwohl er kaum 30 ist. Er freut sich, glaube ich, wirklich auf das kommende Jahr und wir sind alle ziemlich aufgeregt. Demnächst werden die beiden auch auf Photos auftauchen und bei Interviews dabeisein, aber jetzt erschien es einfach zweckmäßiger, dass ich das alleine durchziehe, alleine aus Kostengründen.
Gästeliste: Grandaddy haben kürzlich "Here" von Pavement gecovert und das in einer sehr schönen Version. Sind Coverversionen eine Art Bestätigung, dass man doch irgendeinen Einfluss gehabt hat auf die Musikszene?
Stephen: Covers sind immer eine gute Sache. Ich habe die Version von Grandaddy noch nicht gehört, aber es gibt da auch diese junge Band aus Japan, die mich gefragt hat, ob sie Coverversionen von uns rausbringen könnten, ohne sich um die Rechte zu kümmern. Ich sagte: "Na, klar", schließlich wollten sie nur 500 Stück davon pressen. Das war eine ziemlich witzige Sache, denn sie haben die seltsamsten Stücke ausgewählt. Zum Beispiel die B-Seite der "Cut Your Hair"-Single. Stücke, die ich noch nie vorher gehört hatte (lacht)!