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MATTIEL
 
Alles easy!
Mattiel
Niemand könnte etwa behaupten, dass der Erfolg Mattiel Brown in den Schoß gefallen sei - aber durch eine Reihe glücklicher Fügungen, Zufälle und der Tatsache zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort die richtigen Leute getroffen zu haben, gelang der jungen Dame aus Georgia mit ihrem selbstbetitelten Debütalbum "Mattiel" vor einigen Jahren das Kunststück, eine bislang brachliegende stilistische Nische zu besetzen und mit ihrem punkigen R'n'B-Pop'n'Roll auch so erfolgreich zu werden, dass sie es sich leisten konnte, ihren soliden Job als Designerin und Illustratorin für das Upstart-Unternehmen MailChimp an den Nagel zu hängen, um sich voll und ganz auf die Musik konzentrieren zu können. Nun gut: Zu diesem Prozess gehört die Erkenntnis, dass auch ein sicher geglaubter Dayjob heutzutage gar nicht mehr so sicher ist, wie es scheint - aber dennoch gehört natürlich einige Chuzpe dazu, einen solchen Schritt zu wagen. Unterstützt wurde sie bei dieser Entscheidung sicherlich auch von ihren kreativen Partnern, dem aus Randy Michael und Jonah Swilley bestehenden, musizierenden Produzententeam The InCrowd, das dann auch für die musikalische Umsetzung von Mattiels Song-Ideen verantwortlich zeichnet.
Es wäre ja nun zu Erwarten, dass eine solche Person vor Begeisterung für ihr kreatives Tun kaum zu halten ist und geradezu darauf drängt, ihre musikalische Vision an den Hörer heranzutragen. Im Gespräch jedoch erscheint Mattiel fast schon distanziert und indifferent. Der Titel ihres neues Album ist "Satis Factory" - offensichtlich einer Wortspielerei. "Ja, klar", erklärt Mattiel, "'satis' kommt aus dem Lateinischen und bedeutet 'ausreichend' und 'factory' heißt ja eine Fabrik. Ich mochte diese Gegenüberstellung zweier leicht gegensätzlicher Ideen in einem Wortspiel. Denn dieses symbolisiert dann sozusagen die niemals enden wollende Suche nach einer Befriedigung, wenn du so willst. Langer Rede kurzer Sinn." Worüber singt Mattiel in ihren neuen Songs? Worum geht es z.B. in Songs wie "Blisters", in denen Mattiel etwa darüber resümiert, Blasen an den Füßen zu haben - die woher stammen? "Nun ich würde sagen, dass ich in dem Song auf sarkastische Art darüber beschwere, dass ich hart arbeiten muss - rede dann aber eigentlich darüber, dass ich mich nicht beschwere - wenn das Sinn macht. Also ich weiß jetzt auch nicht so recht." Nun gut - einigen wir uns also darauf, dass Mattiel keine Geschichten erzählt und auch nicht unbedingt musikalische Portraits präsentiert, sondern eher generelle Ideen in den Raum wirft? "Ja, genau", bestätigt sie ohne weitere Erläuterungen. Was hat es denn mit Rollenspielen in ihren Videos auf sich - etwa jene der Fabrikarbeiterin in "Keep The Change" oder der Crossdresserin aus dem Video zu ihrem Song "Je ne me connais pas"? "Also der Song ist ziemlich schnell entstanden, als ich in Frankreich war", erläutert Mattiel. "Jonah hatte mit einen Song in einer eMail geschickt und ich habe dann ziemlich schnell etwas dazu geschrieben, was sich richtig anfühlte. Da steckt keine besondere konzeptionelle Idee dahinter. Da geht es nur um Spaß. Ich kann dazu nicht viel sagen." Ist das also keine Hommage an französischen Ye Ye Pop? "Nicht direkt - aber ich mag diese Art von Musik durchaus." Das heißt also, dass der Bezug zu Frankreich sich einfach dadurch ergeben hat, dass Mattiel gerade dort war, als der Song entstand. "Ja, ich nutze die Zeit, Songs zu schreiben, wenn sich die Möglichkeit ergibt", antwortet Mattiel, "ich bin sowieso ständig an anderen Orten - im Auto, auf Reisen, zu Hause. Ich habe also keinen bestimmten Ort, an dem ich mich zum Schreiben zurückziehe. Ich bin aber schon gerne zu Hause."
Wie kommen die Songs denn musikalisch zustande? Mattiel erwähnte ja bereits, dass sie Songideen von Jonah Swilley und Randy Michael bekäme. "Ja, und kurz gesagt, ist es das auch", bestätigt Mattiel, "ich konstruiere dann Texte um diese Ideen herum und dann geht es im Studio weiter. Gelegentlich probiere ich mal aus, was ich gerne machen würde - aber im Wesentlichen überlasse ich das dann den Kollegen." Gilt das dann auch für die Arrangements und die Produktion? "Ja, aber ich würde das Ganze nicht machen, wenn ich kein kreatives Input dabei hätte", schränkt Mattiel ein, "ich bin die ganze Zeit im Raum, wenn das passiert und rede dann auch mit." Und worum geht es Mattiel dann? "Ich denke, dass die Musik rhythmisch unwiderstehlich sein sollte. Vor allen Dingen aber neu und einzigartig. Ich denke, das ist auch das beste Wort, das zu beschreiben: Einzigartig. Wenn man etwas im Radio hört und gleich erkennen kann, von wem das dann kommt. Das gilt natürlich auch für die Performance." Und woher kommt dann dieser organische Retro-Faktor in ihrer Musik? Ist das auch Teil des Appeals? "Ich weiß nicht", zögert sie, "das ist sicherlich keine Absicht. Und für mich klingt das, was wir machen, auch überhaupt nicht retro. Wichtig ist, dass alles organisch und lebendig klingt." Ist das auch die Art von Musik, die Mattiel selber mag? "Ja, das könnte man so sagen", bestätigt sie, "ich höre gerade Sachen wie Kevin Morby, Wyes Blood oder auch Tyler The Creator und alles was er rausbringt." Was dann ja vielleicht auch den eklektischen Mix, den Mattiel und The InCrowd zusammenbrauen erklärt. Und wonach sucht Mattiel auf der Bühne? Ihre Live-Darbietungen gehören sicherlich zu den mitreißendsten, was in einem solchen Setting denkbar ist. "Uns geht es auf der Bühne einfach nur darum, Spaß zu haben. Sicherlich ist es erstrebenswert, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Das ist mir auch wichtig - aber es passiert nicht immer. Aber wenn es klappt, ist das auch das Größte. Speziell bei Festivals ist das leider nur schwer zu erreichen."
Eine recht eigenwillige Einstellung zu ihrer Arbeit offenbart Mattiel auf die Frage hin, was sie denn wohl als Herausforderung in ihrem Beruf als Songwriterin und Musikern betrachte. Zunächst ein Mal kommt da gar keine Antwort und dann eine eher überraschende Feststellung. "Das ist, als würdest du mich fragen, was die Herausforderung dabei ist, eine Schale Eis zu essen. Das ist nämlich ziemlich einfach. Jedenfalls für mich. Ich kann natürlich nicht für alle sprechen - denn man muss ja doch einiges investieren, wenn man Songs schreibt und ich mache ja auch nicht alles selbst. Aber was meinen persönlichen Input betrifft, macht mir das einfach alles nur Spaß. Ich liebe es, das zu machen und es fällt mir meistens auch ziemlich leicht." Was macht dabei am meisten Spaß? "Eigentlich alles", meint Mattiel, "es ist der kreative Prozess, der mich reizt. Man verwendet dabei die Ressourcen, die einem zur Verfügung stehen und macht das beste daraus - egal, ob es dabei um Musik geht oder etwas anderes, wie zum Beispiel meine Arbeit als Designerin." Gibt es denn schon Pläne für die Zukunft? "Ich hoffe, ich kann meine Ressourcen auf eine kreative Art nutzen, um Dinge zu machen, die ich bisher noch nicht gemacht habe. Hoffentlich kann ich dabei dann auch noch mehr machen und besser werden, als bisher."
Weitere Infos:
mattiel.com
www.facebook.com/therealmattiel
twitter.com/mattielbrown
www.instagram.com/mattielbrown
www.youtube.com/watch?v=q-CjjIOlHWg
www.youtube.com/watch?v=UsEEKkHOq_g
Interview: -Ullrich Maurer-
Foto: -Pressefreigaben-
Mattiel
Aktueller Tonträger:
Satis Factory
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