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Interview-Archiv

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LAURA GIBSON
 
Traumlogik
Laura Gibson
Als Laura Gibson ihr letztes Album, "Empire Builder", präsentierte, war das das Spiegelbild einer Reise - sowohl vom heimatlichen Portland, Oregon, in die neue Zwischenstation New York City, wie auch einer Reise durch die wunderliche Seelenwelt der Laura Gibson. New York war freilich nur eine Zwischenstation auf dieser nach wie vor andauernden Reise. Zwischenzeitlich hielt sich Laura für ein Stipendium in Florida auf, wo die Songs ihres neuen Albums "Goners" ihren Ursprung nahmen, und mittlerweile ist sie auch wieder im heimatlichen Portland angekommen, wo das Material dann mit einer Riege befreundeter Musiker ausformuliert und eingespielt wurde.
"Ja, denn ich habe meine Ausbildung in NY kurz nach der Veröffentlichung von 'Empire Builder' abgeschlossen und pendele jetzt nur noch gelegentlich zwischen Portland und NY hin und her", erklärt Laura, "ich habe aber angefangen, die neuen Songs zu schreiben, als ich ein Stipendium in Florida in den Everglades absolvierte. Das ist eine erstaunliche tropische Landschaft, wie man sie ansonsten nirgendwo findet. Alleine der Umstand, dass ich mich in der Natur bewegte, beflügelte mich, neue Songs zu schreiben." Was ist denn das Thema des neuen Albums? "Ich wusste zunächst gar nicht, worüber ich eigentlich schreiben sollte", verrät Laura, "immerhin leben wir in recht entmutigenden Zeiten - mein Land betreffend und auch für mich persönlich. Ich hatte mich schon lange mit dem Gedanken getragen, dass ich mal ein Album zum Thema Trauer schreiben sollte." Was nicht verwunderlich ist, denn Lauras Musik hatte schon seit jeher melancholische Züge. "Ja, aber das Thema Trauer ist ein sehr prägender Einfluss in meinem Leben, seit ich in jungen Jahren meinen Vater verloren hatte", führt Laura aus, "jetzt, wo ich in meinem späten 30ern bin, drehen sich viele Gespräche im Freundeskreis darum, wie es ist, seine Eltern und/oder Freunde zu verlieren. Da drängte sich das Thema geradezu auf - weswegen ich dann dachte, dass es ein guter Zeitpunkt wäre, gerade jetzt dieses Album zu machen."

Viele Musiker benutzen ja ihre Musik zu therapeutischen Zwecken. Wie ist denn Lauras Herangehensweise in dieser Richtung? "Nun, sich in den Everglades aufzuhalten ist eine fast schon surreale Erfahrung", berichtet Laura, "es fühlt sich dort alles etwas magisch und seltsam an. Also habe ich beschlossen, auf eine Weise zu schreiben, die etwas fabelhaftes an sich hatte und wo ich meiner Phantasie freien lauf lassen konnte. Ich beschloss also, meine Songs in Form von Fabeln anzulegen und sie einer Art Traum-Logik folgen zu lassen und meine Vorstellungskraft in düstere, eigenartigere Richtungen zu lenken." Das erklärt natürlich auch das Cover-Foto, das einen Wolf zeigt, der interessiert aus einem Fenster blickt. "Nun, in Wahrheit ist das ein Foto des Hundes des Fotografen - aber im Prinzip soll es schon auf die Fabeln verweisen." Was reizt Laura denn so an Fabeln? Ist es die Mystik? Ist es der Bezug zur Natur? "Ich würde sagen beides", überlegt, "denn die letzten Jahre waren für mich doch sehr eigenartig. Ich habe für mich festgestellt, dass die Art von Kunst, die mich selbst bewegt, eher im surrealen Bereich liegt. Und auch die Literatur, die mich in letzter Zeit beflügelt hat, hat irgendwelche magischen oder phantastischen Elemente. Nun ist es ja so, dass - wenn man sich mit dem Thema Trauer auseinandersetzt - man doch öfter in die Gefahr gerät, in den Abgrund zu starren. Und da fühlte sich eine Sprache und eine Bilderwelt, die sich dem phantastischen öffnet, irgendwie richtiger für solch einen großen Themenkomplex an. Trauer und Verlust sind ja auch Themen, über die man nur schwer sprechen kann - jedenfalls in der normalen, einfachen Sprache. Dieser Ansatz eröffnete mir einen Weg in die Thematik." Wie äußerte sich das denn praktisch? "Es gibt da dieses Zitat einer meiner meiner Lieblingsautorinnen - Ursula K. LeGuin -, die zufällig auch aus Oregon stammt", erklärt Laura, "ich bekomme das wörtlich nicht mehr hin, aber im Prinzip sagt sie, dass es eine bestimmte Qualität des menschlichen Seins gebe, die sich durch nichts anderes als durch Drachen symbolisieren ließe. Die Schlussfolgerung die ich daraus ziehe ist die, dass es bei so großen Themen wie Trauer und Tod eben auch großer, mystischer, surrealer Bilder bedarf, sich damit zu beschäftigen. Es ist auch so, dass ich mir in meinem persönlichen Traum-Leben Dinge wie Begegnungen, Beziehungen oder Verlust auch immer in Form weitläufiger, seltsamer Landschaften vorstelle. Der Umstand, dass ich mich selbst in einer weitläufigen, seltsamen Landschaft befand, als ich begann an den neuen Songs zu arbeiten, hat mich in dieser Annahme nur noch bestärkt. Und die Berge in Oregon, wo ich das Material dann fertig stellte sind auch eine magische, epische Landschaft. Da erschienen dann auch langsam die Wölfe und Hunde in meinen Songs. Das war gar nicht beabsichtigt, hat sich aber so ergeben."

Laura erwähnte ja, dass sie - nach ihrer Traumlogik - sich ihre Songthemen als epische Landschaften visualisiert. Gilt das eigentlich auch für die Musik des neuen Albums, die ja - dank der Arrangements auch durchaus epische Qualitäten besitzt? "Ehrlich gesagt haben die meisten der Songs ihren Ursprung in ganz normalen Gitarren-Arrangements", zögert Laura diese Frage zu bejahen, "wir haben dann erst im Studio die Arrangements für die Songs ausgearbeitet und dabei dann auf flächige Sounds gesetzt. Es hat eine ganze Weile gedauert, weil ich wollte dass diese Klangwelten jenen Landschaften entsprechen, die ich mir vorgestellt hatte. Dabei sollten die Arrangements dann aber nicht so aufdringlich sein, weil ich auf der anderen Seite auch ein intimes Album machen wollte. Ich habe dann mit Streicherarrangements, Bläsern und dem Schichten meiner Stimme gearbeitet. Ich wollte dabei zwar Streicherarrangements - aber nicht solche, die sich großartig als solche ankündigen oder aufdrängen. Ähnlich war das bei den Bläser-Arrangements. Ich habe ja zuvor schon mal mit Bläsern gearbeitet - aber nicht so, wie jetzt. Die Arrangements hat mein Freund Kelly Pratt geschrieben. Er hat auch alle Blasinstrumente selbst gespielt und quasi in alles hinengeblasen, was sich ihm darbot. Wir haben Holzblasinstrumente ausgesucht, weil die weniger offensichtlich als Blasinstrumente zu identifizieren sind, als zum Beispiel eine Trompete." Es scheint als habe Laura dabei besonders viel Wert auf die Melodien gelegt, oder? "Eigentlich nicht", erklärt sie, "die Songs hatten immer schon Melodien. Als ich in den Everglades war, bin ich viel herumgefahren - weil die Entfernungen dort so weit sind, dass man nicht zu Fuß laufen kann - und habe dann die Songs mit diesen Melodien vor mich hingesungen. Im Studio haben wir dann noch daran herumgefeilt, aber im Wesentlichen hatte ich die Melodien schon im Kopf. Es ist aber nett, dass du überhaupt darauf eingegangen bist."
Wie geht es denn weiter mit Laura Gibson? Das neue Album ist ja wieder sehr melancholisch ausgefallen - aber auch irgendwie tröstlich und luftig. "Ich fürchte fast, dass das halt meine Natur ist", überlegt sie, "ich glaube, ich werde nie ein fröhliches Pop-Album machen. Ich denke aber auch nicht, dass meine Musik depressiv ist, denn ich versuche Songs zu schreiben, die sowohl Schmerz wie auch Hoffnung ausdrücken. Ich fürchte, das wird immer ein Teil dessen sein, was ich mache. Allerdings mag ich es auch, Sachen zu erforschen und auszuprobieren und ich hoffe, dass ich auch weiterhin neue Sounds ausprobieren werde und versuchen werde, neue Wege zu finden, meine Stimme einzusetzen."
Weitere Infos:
www.lauragibsonmusic.com
www.facebook.com/lauragibsonmusic
www.youtube.com/c/LauraGibsonMusic
twitter.com/lauragibsongirl
Interview: -Ullrich Maurer-
Foto: -Pressefreigabe-
Laura Gibson
Aktueller Tonträger:
Goners
(City Slang/Universal)
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