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Interview-Archiv

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BRETT NEWSKI
 
Arbeiten statt jammern!
Brett Newski
Als emsiger, umtriebiger Indie-Künstler macht Brett Newski mit seinem DIY-Folk-Punk jetzt auch schon wieder ca. zehn Jahre lang die Bühnen der Welt unsicher. Die Sache begann bekanntlich so richtig mit einer Tour durch Südostasien. In Thailand, Vietnam, Hong Kong, Korea und den Philippinen arbeitete er dann an einer Songsammlung, die er 2011 auf einer LP namens "Between Exits" zusammen stellte. Ein Jahr später (nach einer Tour durch Südafrika mit öffentlichen Verkehrsmitteln) gründete er - wieder in Vietnam - mit befreundeten Exil-Amerikanern die Band Brett Newski & The Corruption, mit der er 2013 auch eine LP namens "Tiny Victories" veröffentlichte. Das Nachfolgealbum "American Folk Armageddon" - wieder unter eigenem Namen - beschäftigte sich auch noch mit der Zeit in Asien. Kein Wunder, dass sich Newski selbst als Nomaden bezeichnet (eines seiner Labels heißt etwa Nomad Records) - was ihn natürlich als Troubadour ehrt. Es ist dabei nur eines seltsam: Weder Asien noch Afrika gelten ja gemeinhin als Wiege des Rock'n'Roll. Deswegen ist es fast schon erstaunlich, dass der Meister sich mit seinen letzten Alben "Land Air Sea Garage", "The Worst Of Brett Newski" und insbesondere dem neuen Werk "Life Upside Down" als uramerikanischer Schrammel-Power-Pop-Maestro präsentiert, der - ohne grundsätzliche diesbezügliche Hemmungen - seine musikalischen Heroen referenziert und dabei so manches, klassisches Power-Pop-Schätzchen generiert.
Der Titeltrack von "Life Upside Down" etwa hätte - so oder ähnlich - sogar von Tom Petty sein können. "Tom Petty ist Gott", gesteht Brett, "aber ich mag auch neuere Bands wie The New Pornographers, Record Company, Frontier Ruckus, Miles Nielsen, Jeffrey Lewis, Kolars, Letters to Cleo, Will Varley, Manchester Orchestra, We Are Scientists, They Might Be Giants, Chuck Ragan, H Burns, Frank Turner." Nicht zu vergessen ist dabei die Band Violent Femmes - von denen Brett die Idee übernommen hat, ausschließlich akustische Gitarre zu spielen, diese dann aber einzusetzen und zu behandeln wie eine elektrische - was seiner Musik eine unmittelbare Bodenständigkeit verleiht und ihm als reisender Musikus natürlich auch konzeptionell entgegen kommt. Was dann auch der Grund ist, warum er seine Songs allesamt im knackigen Powerpop-Format auf den Punkt bringt. Was ist Brett denn - außer der akustischen Gitarre - noch besonders wichtig? "Minimalismus", antwortet er wie aus der Pistole geschossen, "Stimme, Gitarre, Bass und Drums sind alles, was man braucht. Ich liebe auch Gitarrensoli, die nur aus zwei Noten bestehen. Lass uns menschlich bleiben! Keine Roboter bitte! Nehmt auf Bandmaschinen auf. Ich finde es immer befremdlich, wenn ich ein MacBook auf der Bühne sehe - das nimmt mir dann die Emotionen - und Emotionen sind das einzige, um das es in der Musik wirklich geht."
Brett selbst sagt von sich, dass er seine "nervöse Energie" auf kreative Art zu nutzen sucht. Welche nervöse Energie ist hier gemeint und wie nutzt man diese? "Ich bin ein Workaholic", gesteht er, "aber man kommt dabei schnell an einen Punkt, an dem man keine Ergebnisse mehr erzielt, wenn man nämlich zu viel arbeitet - also versuche ich, mich etwas zurück zu nehmen. Es gilt aber auch, dass es langweilig ist, einfach nur abzuhängen." Das heißt dann, dass Brett Newski nichts von Entspannung hält? "Ich höre mir eine Menge Podcasts von Duncan Trussell an, um ein wenig Ruhe in mein Leben zu bringen und etwas bewusster zu leben. Es sind aber auch urkomische Podcasts." Duncan Trussell ist ein Schauspieler und Comedian, der in seinen einstündigen Podcasts Gäste einlegt und mit diesen dann philosophiert und diskutiert. Brett hat aber noch einen weiteren Tip: "Ja, denn die Bücher von Ryan Holiday zu lesen ist eine große Quelle der Entspannung für mich - denn er ist der moderne Meister der Effektivität des Zen." Wie positioniert sich Brett Newski denn überhaupt im Leben? In seinen Songs stellt er zum Beispiel Überlegungen über den Lauf der Zeit an, denkt über verpasste Gelegenheiten nach, die Realität und den Lauf der Zeit. "Nostalgie kann dazu beitragen, Erinnerungen zu verstärken", überlegt Brett, "und können diese Erinnerungen besser oder schlechter machen, als sie tatsächlich waren. Es ist besser, stattdessen nach vorne zu schauen und sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Die Wirklichkeit ist schließlich das, was du selbst draus machst. Die Realität kann man zwar beugen. Aber nur ein bisschen. Man muss schon im Jetzt leben. Manche Leute verleugnen die Wirklichkeit und verletzen sich und andere während sie das Tun."

Viele Songwriter haben sich ja angewöhnt, ihren Schmerz in ihrem Material immer nur resigniert zu beklagen. "Macht das nicht David Hasselhoff?", fragt Brett dazwischen. Er selbst scheint hingegen eine rechte Kämpfernatur zu sein. Da hilft es bestimmt, wenn man die Sachen immer mit einer gewissen Portion Humor nimmt, richtig? "Du musst dir einfach klarmachen, dass Tief-Phasen immer nur temporär sind", erklärt Brett, "wie übel die Sache im Moment auch scheinen mag: Das wird schon wieder. Natürlich ist es schwer, sich dessen bewusst zu sein, wenn man sich in einer Tief-Phase befindet. Denn dein Hirn wird dann schnell zu einer Spiegelhalle. Ich bin ja eigentlich auch nur eine kleine Person, die versucht, einen weiteren glücklichen Tag des Lebens zu genießen." In einem seiner Posts erwähnte Brett ein Mal, dass ihm Essen dabei helfen kann? "Ja, wenn ich mich schwer tue, dann mache ich diese Sache, die ich 'internationalen Tag des Salates' nenne. Ich esse dann den ganzen Tag nur Salat - das richtet dann dein Gehirn!" Was Brett auch sagt, dass eine gute Gemeinschaft wichtig für ihn ist. Welche Art von Gesellschaft? "Gute Freunde halten dich im Zaum", überlegt er, "sie helfen dir, damit du nicht abhebst oder verrückt wirst. Wir brauchen dabei übrigens gar nicht so viele Freunde - ein oder zwei gute tun es auch!" Freunde, wie zum Beispiel seine Mutter, die ein urkomisches Promo-Video für ihr drehte, in dem er selbst verschiedene Charaktere personifiziert, die dann Werbung für ihn machen.

Brett singt aber auch viel über das rastlose Herumreisen - was für einen amerikanischen Songwriter (insbesondere einen, der tatsächlich so viel herumreist wie er) natürlich nicht ungewöhnlich ist. Die Frage stellt sich dann aber, ob er vielleicht vor etwas weg oder zu etwas hin läuft? "Eine Weile bin ich tatsächlich vor etwas weg gelaufen und habe gleichzeitig nach etwas gesucht", gesteht er, "nun lebe ich sehr viel mehr in der Gegenwart. Ich will aber ehrlich sein und zugeben, dass mir die Zukunft schon Angst macht." Und gibt es denn einen Plan für das zukünftige Leben des Brett Newski - oder gehört er zu den Leuten, die das Leben nehmen, wie es gerade kommt? "Einen Plan zu haben, reduziert natürlich den Stress", räumt Brett ein, "aber es ist auch toll, spontan zu sein und in der Gegenwart zu leben." Wie nicht anders zu erwarten, geht Brett gleich nach der Veröffentlichung der CD "Life Upside Down" wieder auf Tour, die ihn dann auch in unsere Breiten führen wird.
Weitere Infos:
brettnewski.com
www.facebook.com/BrettNewski
twitter.com/BrettNewski
www.instagram.com/brettnewski
www.youtube.com/channel/UC5kTHS3MvmJb7b6Eay3SViw
Interview: -Ullrich Maurer-
Foto: -Kelly Bolter-
Brett Newski
Aktueller Tonträger:
Life Upside Down
(Backseat/Soulfood)
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