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BOWERY ELECTRIC
 
Zurück in der Zukunft
Bowery Electric
New York City, Mercer Hotel. Vor mir sitzen Martha Schwendener und Lawrence Chandler, zusammen besser bekannt als Bowery Electric. Die beiden haben gute Laune, was auch nicht weiter verwunderlich ist, schließlich haben sie mit "Lushlife", ihrem dritten Album, gerade eines der ersten musikalischen Glanzlichter des noch jungen Jahrtausends abgeliefert.
Lushlife" ist vor allem deshalb so gut und organisch im Sound, weil das Duo dieses Mal fast völlig freie Hand hatte, während es sich für den 1997er Vorgänger "Beat" gerade einmal sechs Tage Zeit nehmen konnte. "Das war die reinste Folter" erinnert sich Martha schaudernd. Doch inzwischen nennen Bowery Electric das Electric-Sound-Studio in Brooklyn ihr Eigen und auch wenn es fast neun Monate gedauert hat, bis sich die Zwei das vor allem auf Harddiskrecording und Pro Tools ausgerichtete Aufnahmestudio eingerichtet hatten, gibt ihnen der (künstlerische) Erfolg recht.

"Beim letzten Album hatten wir uns erst wenige Wochen vorher einen Sampler gekauft und wir waren völlig auf die Mithilfe unseres damaligen Co-Produzenten angewiesen", erinnert sich Lawrence. "Leider war der keine sehr große Hilfe und wir waren geliefert! Da war es nicht verwunderlich, dass nachher in vielen Kritiken zu lesen war, 'Beat' zeige uns in einer Übergangsphase."

Überhaupt ist von den "Beat"-Zeiten nicht mehr viel übrig geblieben. Die Klang-Experimente der letzten Platte sind auf "Lushlife" echtem Songwriting gewichen, die Instrumentals haben für Marthas Gesang Platz machen müssen. Bestes Beispiel dafür ist wohl die herausragende neue Single "Freedom Fighter", die in einer gerechten Welt in null komma nichts in den Popcharts wäre. Und sogar ihre alte Plattenfirma, das kleine US-Kultlabel Kranky, haben Bowery Electric hinter sich gelassen, um bei den etablierten Briten von Beggar's Banquet zu unterschreiben, ohne die das bandeigene Studio wohl auch heute noch Utopie wäre.

Bowery Electric
"Wir haben uns vor allem deshalb von Kranky getrennt, weil sie einfach nicht die Möglichkeiten haben, eine Platte flächendeckend zu vermarkten", erklärt Lawrence und fügt lachend an: "Oder nicht die Lust dazu. Sie werden außerdem von einem winzigen Distributor vertrieben. Das ist ja ganz cool, aber Platten verkaufen kannst du so nicht." Dem stimmt auch Martha zu, die trotzdem froh ist, nicht bei einem der Branchenriesen gelandet zu sein: "Wir hätten wahrscheinlich auch einen Major-Vertrag hier in den Staaten unterschreiben können, aber da unsere Musik in England viel besser verstanden wird, machte es für uns auch Sinn, gleich bei einem britischen Label unter Vertrag zu sein."

Mit beim HipHop geliehenen Produktions- und Beat-Strukturen, ambienten Soundflächen, Gitarren, die auch von My Bloody Valentine oder Slowdive stammen könnten und Gesang, der fast an Portishead erinnert, gehen Bowery Electric auf "Lushlife" ihren eigenen Weg und können gerade deshalb begeistern. "Wir machen keine Musik für ein elitäres, klar definiertes Publikum", weiß auch Lawrence. "Für uns sind unsere Stücke einfach Popmusik und natürlich wäre es toll, wenn möglichst viele Leute sie hören könnten. Besonders deshalb, weil heute im Musikgeschäft so viel manipuliert wird. Viele Käufer verwechseln es ja leider immer noch mit Qualität, wenn in einem Laden das ganze Schaufenster mit Platten und Postern von einer Band vollgestopft sind, dabei hat deren Label die Werbefläche bloß gemietet."

Und obwohl sie mit einer so grandiosen Platte wie "Lushlife" im Rücken sicherlich aus einer gestärkten Position heraus mit einem Majorlabel verhandeln könnten, geben sich die Zwei keinen Illusionen hin. "Major haben immer gleich turmhohe Erwartungen", weiß Martha um die negativen Seiten einer Liasion mit dem Geld. "Wenn du dort 200 000 Stück verkaufst, heißt das trotzdem, dass die Platte ein Flop ist." Lawrence ergänzt: "Beispielsweise hat die erste Squarepusher-LP auf Warp 30 000 Stück verkauft und alle haben das als sensationell viel betrachtet. Die Chemical Brothers dagegen haben Hunderttausende von Alben verkauft, aber in den Augen ihres Majors sind sie nicht erfolgreich gewesen."

Aber zum Glück sind Bowery Electric ja nicht bei einem der Branchenriesen unter Vertrag und ihr Erfolg wird weiterhin an musikalischer Qualität gemessen. Und genau deshalb gehört das neue Album des ungemein sympathische Duos schon jetzt zu den positivsten Überraschungen des Jahres.

Weitere Infos:
www.brainwashed.com/bowery
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Pressefreigaben-
Bowery Electric
Aktueller Tonträger:
Lushlife
(Beggars Banquet)
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