"Wir haben uns vor allem deshalb von Kranky getrennt, weil sie einfach nicht die Möglichkeiten haben, eine Platte flächendeckend zu vermarkten", erklärt Lawrence und fügt lachend an: "Oder nicht die Lust dazu. Sie werden außerdem von einem winzigen Distributor vertrieben. Das ist ja ganz cool, aber Platten verkaufen kannst du so nicht." Dem stimmt auch Martha zu, die trotzdem froh ist, nicht bei einem der Branchenriesen gelandet zu sein: "Wir hätten wahrscheinlich auch einen Major-Vertrag hier in den Staaten unterschreiben können, aber da unsere Musik in England viel besser verstanden wird, machte es für uns auch Sinn, gleich bei einem britischen Label unter Vertrag zu sein."
Mit beim HipHop geliehenen Produktions- und Beat-Strukturen, ambienten Soundflächen, Gitarren, die auch von My Bloody Valentine oder Slowdive stammen könnten und Gesang, der fast an Portishead erinnert, gehen Bowery Electric auf "Lushlife" ihren eigenen Weg und können gerade deshalb begeistern. "Wir machen keine Musik für ein elitäres, klar definiertes Publikum", weiß auch Lawrence. "Für uns sind unsere Stücke einfach Popmusik und natürlich wäre es toll, wenn möglichst viele Leute sie hören könnten. Besonders deshalb, weil heute im Musikgeschäft so viel manipuliert wird. Viele Käufer verwechseln es ja leider immer noch mit Qualität, wenn in einem Laden das ganze Schaufenster mit Platten und Postern von einer Band vollgestopft sind, dabei hat deren Label die Werbefläche bloß gemietet."
Und obwohl sie mit einer so grandiosen Platte wie "Lushlife" im Rücken sicherlich aus einer gestärkten Position heraus mit einem Majorlabel verhandeln könnten, geben sich die Zwei keinen Illusionen hin. "Major haben immer gleich turmhohe Erwartungen", weiß Martha um die negativen Seiten einer Liasion mit dem Geld. "Wenn du dort 200 000 Stück verkaufst, heißt das trotzdem, dass die Platte ein Flop ist." Lawrence ergänzt: "Beispielsweise hat die erste Squarepusher-LP auf Warp 30 000 Stück verkauft und alle haben das als sensationell viel betrachtet. Die Chemical Brothers dagegen haben Hunderttausende von Alben verkauft, aber in den Augen ihres Majors sind sie nicht erfolgreich gewesen."
Aber zum Glück sind Bowery Electric ja nicht bei einem der Branchenriesen unter Vertrag und ihr Erfolg wird weiterhin an musikalischer Qualität gemessen. Und genau deshalb gehört das neue Album des ungemein sympathische Duos schon jetzt zu den positivsten Überraschungen des Jahres.