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NATALIA AVELON
 
Immer überall
Natalia Avelon
Bekannt wurde Natalia Avelon vor immerhin zehn Jahren als Schauspielerin mit ihrer Hauptrolle in dem Kinofilm Spielfilm "Das wilde Leben", in dem sie auf atemberaubende Weise die 60s-Ikone Uschi Obermaier verkörperte. En passant gab es parallel ein erstes musikalisches Lebenszeichen in Form des Lee Hazelwood-Covers "Summer Wine", das Natalia weiland für den Soundtrack des Filmes zusammen mit dem HIM-Sänger Ville Valo als Duett einspielte und das sie immerhin auch in die Charts führte (in Finnland sogar an die Spitze derselben). Das hätte alles danach genauso weitergehen können - doch man kann sich ja alles so schön ausmalen und dann kommt das Leben dazwischen. Bzw. Natalias eigener Kopf - denn auf keinen Fall wollte sie ihre damaligen Erfolge einfach mit denselben Mitteln wiederholen, sondern beschloss, zunächst mal etwas Neues auszuprobieren. So spielte sie z.B. in diversen Fernseh-Filmen und Serien, Spielfilmen und zuletzt auch immer wieder im Theater. Musikalisches Blut geleckt hatte sie damals aber sehr wohl und da zu ihren Charaktereigenschaften wohl auch eine gewisse Hartnäckigkeit zählt, erscheint nun - 2017 - ihr Debütalbum "Love Kills". Natalia erklärt auch gleich, warum das letztlich so lange dauerte.
"Das ist so eine Art Jubiläumsgeschenk an mich selbst selber", führt sie aus, "was ein wenig unbewusst passiert ist. Natürlich sind auch für mich zehn Jahre eine erschreckend lange Zeit. Aber ich bilde mir ein, dass gerade in unserem Beruf als Künstler kreative Dinge extrem lange dauern, bis man sie authentisch fühlt oder bis man sich überhaupt in dieser Branche zurecht findet und sich die Frage beantwortet hat: Wo befinde ich mich und wo möchte ich mich als Künstler sehen und was möchte ich überhaupt nicht? Hätte ich das Album vor ein paar Jahren gemacht, dann wäre es vielleicht eine Party-Scheibe mit unbedeutenden Texten geworden. Jetzt konnte ich tiefer gehen, weil ich jetzt Dinge erlebt habe, die ich vor sechs oder sieben Jahren nicht erlebt hatte. Und die habe ich bildlich und musikalisch verarbeitet. Und zehn Jahre verfliegen auch extrem schnell, wenn man kreativ ist und permanent arbeitet. in meinem Fall wollte ich überall mal reinschnuppern, denn damals, 2005 - als die Dreharbeiten zu 'Das wilde Leben' begannen -, war ich ja eine Newcomerin. Da braucht man auch Zeit, sich auszuprobieren. Ich würde sagen, das war eine Reise für mich, an die ich mutig herangetreten bin." Und das lief dann zunächst mal als Schauspielerin weiter, oder? "Genau", bestätigt Natalia, "natürlich habe ich mich über die Hauptrolle in 'Das wilde Leben' gefreut - aber genauso gerne habe ich gerne eine kleine Rolle für Doris Dörrie gespielt und dabei Hannelore Elsner kennenlernen dürfen oder schöne Nebenrollen im Fernsehen, wie in 'Mordkommission Istanbul', wo ich eine Türkin gespielt habe. Ich versuche immer für alles offen zu sein, achte aber darauf, mich nicht zu verraten - und ich denke, dass viele Leute mich hoffentlich noch für sich entdecken werden, denn es gibt so einige Regisseure in Deutschland, mit denen ich gerne mal zusammenarbeiten würde." (Also wenn das jetzt irgendwelche Regisseure lesen, dann wissen die ja, was zu tun ist.) "Meine Entscheidungen fälle ich nicht nach Hauptrollen sondern nach dem Thema und nach der Zeit, die zur Verfügung steht." Wie sieht das denn aus mit der Schauspielerei und der Musik: Kann man da das eine für das andere verwenden? Da gibt es ja so geteilte Meinungen von Menschen, die beides ausprobiert haben. "Es ist definitiv so, dass ich in der Musik sehr viel eigenständiger und kreativer sein kann und meine Kreativität selbst bestimmen kann ohne mich zensieren zu lassen", führt Natalia aus, „das bin dann ich - nimm es oder schmeiß es weg. Bei einem Film ist es so, dass es hierbei eigentlich um die Vision des Regisseurs geht - auch wenn er im Teamwork entsteht und jeder sich ein wenig selbst verwirklicht. In der Musik bin ich selbstbestimmt und gebe eigentlich auch viel mehr von mir preis als beim Film - wenn ich mich dazu entscheide. Mein Album ist autobiographisch und das bin ich. Natürlich habe ich noch mal das ganz Private - wenn ich zu Hause stehe und meine Butterstulle schmiere - was ich dann zurück halte, aber das interessiert ja vermutlich auch nicht so viele Leute da draußen." Und kann man denn beides zusammenführen? "Ich finde es immer interessant zu sagen, dass die Musik ohne Musik auskommt, dass aber der Film nicht wirklich ohne die Musik auskommt. Jedenfalls ist es eine ganz große Kunst, wenn ein Film ohne Musik funktioniert. Beides gibt sich natürlich sehr viel, weil es beides Kunstformen sind. Ich bin Künstlerin. Ich male auch sehr gerne und fotografiere - aber und ich möchte mich nicht in eine Schublade stecken lassen. Deshalb habe ich diesen Beruf gewählt - weil ich mich nicht entscheiden muss zwischen der Schauspielerei und der Musik. Ich möchte beides tun und alles machen, was mir Freude bereitet."
Natalia Avelon
Dass Liebe ganz schön weh tun kann, weiß man ja spätestens seit Buddy Holly. Aber seit wann tötet Liebe denn, wie es im Titel des Albums heißt? "Naja, die Liebe verletzt mich nicht nur, sondern vielmehr ist es so, dass sie - nach den Erlebnissen, die ich in den letzten zwei Jahren verarbeiten musste - zumindest einen Teil von mir auch tötete", erklärt Natalia, "ich bin nämlich ein Mensch, der sich extrem auf Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen einlässt - ob es eine Freundschaft ist, die Liebe oder die Familie betreffend. Ich öffne mich sehr und gebe 200 % und bin dadurch auch sehr sensibel und verletzbar. Und wenn man von einem Partner verlassen wird oder sich die Familie verabschiedet, wenn Menschen einfach sterben oder wenn sich Freunde abwenden, dann habe ich immer das Gefühl, dass das ein Stück von mir abtötet. Wenn ich eine Person verliere, geht ein Stück meiner Person irgendwie mit. Und das wollte ich dramatisch durch 'kills' ausdrücken." Wichtig ist also, dass das nicht witzig, ironisch oder provokativ gemeint ist, oder? "Nein, das ist ganz autobiographisch gemeint", ergänzt Natalia, "ich habe mich auf dem Album so geöffnet, dass ich den Zuhörer teilhaben lassen wollte, an dem was ich erlebt und verarbeitet habe und dabei versucht, dass nicht etwa morbide oder tragisch auszudrücken, sondern eher spielerisch." Und immun gegen die Liebe - wie es in einem der Songs des Albums heißt - ist ja auch niemand so recht. "Man versucht es, aber man ist es ja leider nicht", fügt Natalia hinzu. Kann man das Album als musikalisches Tagebuch sehen? "Absolut", bestätigt Natalia und ergänzt dann noch, "es ist auch so etwas wie ein kleiner emotionaler Striptease. Das kann beim nächsten Album schon wieder ganz anders sein, denn das wird bestimmt ganz anders." Das interpretieren wir doch gleich mal als Versprechen, dass es sich bei "Love Kills" nicht um eine Eintagsfliege handelt.

Kommen wir aber doch mal zur Musik selbst. Auf dem Album versammelt Natalia eine bemerkenswerte Crew - nicht als Band, sondern als Gruppe von Kreativen aus allen möglichen Bereichen, die ihr da zur Hand gehen. So gibt es auf dem Album z.B. ein Duett mit Bela B., eine Kollaboration mit Boss Hoss, die Zusammenarbeit mit diversen renommierten Songwritern (wie u.a. Guy Chambers, der als Hauskomponist für Robbie Williams für Furore sorgt oder Jimmy Harry, der mit Pink oder Madonna arbeitete) und Produzenten und eine ganz spezielle Zusammenarbeit mit Chad Hugo und Sheldon Haley - dem Produzententeam, das hinter dem Projekt N.E.R.D. stehen, aus dem heraus niemand anderes als Pharell Williams als dritter Partner im Bunde seine Solo-Karriere startete. Das ergab dann mittels des gemeinsam erarbeiteten Stückes "Immune To Love" auch die Initialzündung für "Love Kills". Wie ist es denn dazu gekommen? "Chad und Sheldon sind inzwischen meine Freunde geworden und seit jeher meine Idole", erklärt Natalia, "ich habe nicht viele - David Bowie, Michael Jackson und Freddie Mercury vielleicht - aber mit N.E.R.D bin ich aufgewachsen seit ich 20 bin und das Album 'In Search Of' hat mich immer begleitet. Die Tatsache, dass ich mit meinen Idolen im Studio war und gearbeitet habe und die gesagt haben: 'Wir mögen dich als Mensch und deine Kunst' - das kann mir niemand mehr nehmen in meinem Leben. Das ist unbeschreiblich. Ich hätte mir nie geträumt, dass diese Zusammenarbeit zustande kommt. Das ist wie ein Traum für mich." Und wie ist dieser Kontakt zustande gekommen? "Über einen Freund von mir, der mit Pharrell und Chad zusammen an einer Werbung für Mercedes Benz gearbeitet hat. Wir haben uns mal unterhalten und da hat er vorgeschlagen 'Summer Wine' mal an Chad zu schicken - weil damals schon klar war, dass ich wieder Musik machen wollte. Ich habe mir dann gedacht: 'Kann man ja mal machen' - aber ich hätte wirklich mir nie gedacht, dass Chad sagt: 'Schickt die mal nach L.A. - ich will was mit ihr aufnehmen. Wir finden, sie ist cool." Nun ja - so kann es gehen.

Natalia Avelon
Was bei solchen Zusammenarbeiten natürlich hilft, ist der Umstand, dass sich Natalia auch für die produktionstechnischen Aspekte des Musik-Machens interessiert - was ja gar nicht mal so selbstverständlich ist für Recording-Artists. "Also produziert hat das Album eigentlich Fabian Strangl", schränkt Natalia ein, "man kann als Künstler natürlich sagen: 'produzier das mal, ich bin raus' - aber das ist nicht meine Sache. Ich war zum Beispiel auch beim Mischen dabei - nicht, weil ich anderen nicht vertraue, sondern weil ich es liebe, mich damit zu beschäftigen. Ich interessiere mich eben für Lautstärken, Verhältnisse von Instrumenten untereinander, ob es HiFi oder LoFi ist etc., ob es wie eine Gitarre zu klingen hat oder nicht - ich musste einfach dabei sein. Ich bin ein Technik-Nerd und muss sagen, dass mir die Produktion noch mehr Spaß gemacht hat als das Einsingen im Studio. Natürlich hat Fabian es produziert, aber wir haben vorher alles bis ins Detail extrem besprochen. Ich habe ihm gesagt, was mir wichtig ist und dann wir haben wir teilweise stundenlang an Sounds gefeilt, bis es so klang, wie ich es mir vorgestellt habe. Ich muss mich da auch noch mehr reinarbeiten, denn das ist eine faszinierende Welt für mich. Bislang bin ich noch nicht dazu gekommen, aber ich möchte auch selbst mal Beats basteln können." Nun, das ist ja auch eine Art, sich kreativ mit der Entstehung der Songs zu beschäftigen. Wie sah das denn beim Songwriting aus? "Bei sechs Texten von 13 habe ich mitgeschrieben", berichtet Natalia, "alle Texte basieren aber auf meinen Erfahrungen und meinem Leben. Wir haben uns dann die Aufgaben geteilt - also wenn drei Leute an einem Song gearbeitet haben, hat jeder ein Drittel beigetragen. Es kam aber auf die Songs an. Manchmal habe ich einfach ein Thema vorgegeben - oder ich habe mir Gitarrenriffs vorspielen lassen und diese dann ausgesucht oder ich habe Textzeilen, die mir nicht mehr aus dem Kopf gingen in die Runde geworfen. So haben wir uns rangetastet. Aber das Thema war immer ganz klar und dann haben wir geschaut, wie man mit den Worten und Bestandteilen spielen konnte." Was zeichnet dabei dann einen guten Song aus? "Der muss irgend etwas in mir bewegen", meint Natalia wie aus der Pistole geschossen, "ob ich jetzt etwa heule oder abgehe und ausflippe und tanze, ob ich traurig werde oder mich frei fühle - ein Song muss irgendetwas bewirken. Wenn er mich nun überhaupt nicht bewegt, dann ist der halt in meinen Augen nicht gut. Ganz extrem gut sind Songs, die dabei Jahrzehnte überdauern." Das kann man aber nicht steuern, oder? "Das wäre ein zu hoher Anspruch", räumt Natalia ein, "ich habe nie an die Zielgruppe gedacht, ich habe nicht gefragt, bei wem das wie ankommt und schon gar nicht danach, ob es in zehn Jahren noch gespielt werden würde. Nein - ich wollte einfach meine zu dem Zeitpunkt aktuellen, emotionalen Zustand zu Papier bringen und musikalisch ausdrücken und mich als Mensch in diesem Moment mitteilen. Und dieser Moment war sehr melancholisch, nachdenklich, sinnlich, verspielt und hatte viel mit Liebe zu tun. Alles hat mit Liebe zu tun. Liebe ist einfach mein Antrieb." Dabei muss Natalias Liebe dem Ohrenschein nach aber ganz schön vielschichtig sein, denn jedes der 13 Stücke hat ein eigenes musikalisches Mäntelchen. Kurzum: "Love Kills" ist ein sehr kurzweiliges, abwechslungsreiches Album mit vielen verschiedenen Schattierungen geworden. "Ja, es sind viele Facetten von mir drin", überlegt Natalia, "das hängt vielleicht damit zusammen, dass ich nie eine Clique hatte, sondern dass ich eigentlich immer an allen Menschen interessiert war, die mich berührt haben. Ich war immer überall und habe meine Nase überall reingesteckt und war nie so richtig 'dieses' oder 'jenes'. Ich bin aber auch kein Windfähnchen und schwimme auch nicht mit, aber ich wollte alles ausprobieren - und das gilt auch für die Liebe. Also kann ich nicht 13 Stücke schreiben, die gleich klingen - da würde ich mich ja selber zu Tode langweilen. Zwar ist der rote Faden die Melancholie, aber ich habe alles, was mir passiert ist, musikalisch verarbeitet mitgenommen, Mal war ich gut gelaunt, mal war ich verliebt, mal wurde ich verlassen, mal habe ich jemandem nachgetrauert, mal habe ich jemanden gehen lassen und mal mich damit abgefunden - und das klingt halt immer irgendwie auch unterschiedlich, denn diese Emotionen habe ich versucht, musikalisch auszudrücken." Das ist ja eigentlich auch keine schlechte Einstellung an eine Pop-Scheibe dieser Art heranzugehen, denn so lässt sich ja auch für den Zuhörer der Grund des Musizierens nachvollziehbar machen - was doch im allgemeinen eher weniger passiert. Nachdem es nun endlich geklappt hat, mit einem eigenen Album: Wie wird es denn musikalisch weitergehen für Natalia Avelon? "Ich habe mit Guy Chambers noch ein Stück namens 'Whoever I Want' geschrieben, das ein wenig rockiger und rotziger ist", verrät Natalia, "und da habe ich meine Liebe zum Rock noch mal festgestellt. Ich vermute also, dass es zukünftig also mehr in die rockige Richtung gehen könnte - also mit mehr Gitarren und mehr Dreck zwischen den Instrumenten. Das macht mir sehr viel Spaß." Schaun wir mal: Zunächst ein Mal gilt es ja, das Material von "Love Kills" für den Live-Vortrag aufzubereiten und dann eine richtige Tour auf die Beine zu stellen. Das wird dann ja vermutlich nicht wieder zehn Jahre dauern.
Weitere Infos:
www.natalia-avelon.com
www.facebook.com/Natalia-Avelon-117103841714872/
www.instagram.com/natalia_avelon_official
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-
Natalia Avelon
Aktueller Tonträger:
Love Kills
(RCA/Sony Music)
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