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ALEXANDRA SAVIOR
 
Verliebt in die Musik
Alexandra Savior
Ein Name wie "Savior" - zumal es der richtige, zweite Vorname von Alexandra Savior McDermott ist - könnte ja zu einer gewissen Bürde werden. Allerdings gibt es auch einen gewichtigen Grund, warum Alexandra so heißt: Ihre Mutter erhielt nämlich die Diagnose Gebärmutterkrebs, als sie mit Alexandra schwanger war. Wundersamerweise verschwand dieser Krebs dann während der Schwangerschaft, so dass Alexandra sozusagen ihre Mutter gerettet hatte - weswegen ihr Vater dann auf die Idee kam, dieses Ereignis durch die Namensgebung sozusagen amtlich zu machen. Als Alexandra im jugendlichen Alter begann, Coverversionen auf YouTube hochzuladen und dabei u.a. von Courtney Love entdeckt wurde (die ihr damals schon eine große Zukunft prophezeite), firmierte sie noch unter ihrem Familiennamen. Und als T-Bone-Burnett auf die Idee kam, ihr erstes eigenes Demo namens "Risk" auf dem "True Detective"-Soundtrack zu verwenden, nannte sie sich Alexandra Semitone. Wie dem auch sei: Alexandra Savior als Künstlername ist dabei sicherlich die bessere Wahl. Die kreative Gestation der Alexandra Savior war bei all dem ein längerer Prozess. So wurden die Songs, die nun auf ihrer Debüt-LP "Belladonna Of Sadness" erscheinen, bereits in den Jahren 2014 - 2015 eingespielt. Aber lassen wir Alexandra doch mal selbst auseinanderklamüsern, wie das alles zusammengehört.
"Nun, ich fing bereits als Teenager, in Vancouver, Washington, meinem Geburtsort an, eigene Songs zu schreiben", erinnert sich Alexandra, "damals war ich 14. Ich hatte aber ursprünglich gar nicht vor, Sängerin zu werden - nur dass ich kreativ tätig sein sollte, wusste ich damals schon. Als ich mit der High School fertig war, wollte ich ursprünglich auf die Kunsthochschule gehen. Dann ergab sich jedoch für mich die Möglichkeit, für einige Zeit nach London zu gehen. Mir wurde dann ein Vertrag bei Columbia angeboten." Das kam daher, weil einige von Alexandras Songs bei einem A&R-Agenten des legendären Plattenlabels landete. Es war jedoch das Zusammentreffen mit Alex Turner von den Arctic Monkeys, der den kreativen Prozess dann nichtig in Gang brachte. "Alex kannte ich vorher gar nicht", erklärt Alexandra, "ich hatte nur von seinem Soundtrack für den Film 'Submarine' gehört und als mir dann vorgeschlagen wurde, ihm mal meine Songs vorzuspielen, hat es sofort gefunkt. Wir haben dann gemeinsam an den Songs gearbeitet und tatsächlich auch alle zusammen geschrieben." Turner war es dann auch, der ihr vorschlug, ihren Namen auf Alexandra Savior festzulegen. Wie gut die Chemie zwischen Alexandra und Alex Turner war, lässt sich vielleicht auch daran ablesen, dass einer der Tracks aus den gemeinsamen Sessions - "Miracle Aligner" - dann auf dem letzten Album der Shadow Puppets (Alex' zweiter Band) landete. Später im Verlauf der Arbeiten an "Belladonna" kam dann noch James Ford als Produzent und Mit-Musiker hinzu. Ford, der ursprünglich als Kopf der Projekte Simian und später Simian Mobile Disco als Musiker tätig war, hat sich zuletzt insbesondere als Produzent einen Namen gemacht - etwa für Florence And The Machine, zuletzt Depeche Mode und eben auch die Arctic Monkeys. Alex und James waren dann auch für das wunderliche Sound-Design zuständig, das "Belladonna Of Sadness" am Ende ziemlich einzigartig machte.
Der Titel des Albums basiert dabei auf einem japanischen Anime-Film von 1973, den Alexandra als das Schönste, was sie jemals gesehen hat bezeichnet und mit dessen Titelheldin sie sich identifizieren könne. Darin geht es um eine psychedelisch und erotisch aufgeladene Variante der Jeanne d'Arc-Geschichte, bei der die Titelheldin am Ende als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird - unter anderem, weil sie in der Lage ist, eine Seuchenkrankheit mit dem Giftkraut Belladonna zu heilen. Wenn Alexandra Savior also sagt, dass sie sich mit Jeanne identifizieren könne, dann muss sie ein zumindest düsteres und zerrissenes Selbstbildnis mit sich herumtragen. Denn die erwähnte Schönheit, die sich in "Belladonna Of Sadness" offenbart, ist eine ziemlich düstere, grausame und desolate Schönheit. Zweifelsohne gibt es eine solche auch in den Songs von Alexandra zu entdecken, denn hier treffen Schönheit und Dunkelheit - auch musikalisch - aufeinander und verquicken sich zu einer Melange mit einer ganz eigenen Energie. Benutzt Alexandra ihre Musik etwa als eine Art von Therapie, um ihren Platz im Leben zu finden? "Jede Art von Kunst sollte auch immer auch eine Art von Therapie sein", gibt Alexandra zu bedenken, "ich würde zwar nicht sagen, dass ich mich selbst verändert habe, aber ich denke durchaus, dass ich meine Einstellung geändert habe, nachdem und indem ich meine Songs geschrieben habe. Im Allgemeinen kann man sagen, dass ich heute dann nicht mehr alles ganz so ernst nehme." Das heißt also, dass man Alexandras Texte besser nicht wörtlich nehmen sollte? "Genau - da ist definitiv auch immer ein ironisches Element und ein gewisses Augenzwinkern enthalten." Es sind dieses dann aber teilweise sehr schwarzhumorige Elemente, um genau zu sein - denn die oft mit konkreten Namen wie "Audeline", "Frankie", "Mirage" oder "Girlie" definierten Geschichten Alexandras schrammen zuweilen nur um Haaresbreite an waschechten Mörderballaden vorbei. Das meint: Gestorben wird zwar nur im übertragenen Sinne ("Cupid Shoots To Kill" heißt es z.B. bei ihr), aber betrogen, getäuscht und hintergangen wird eine ganze Menge. Tatsächlich haben Alexandras Songs auch immer etwas Unwirkliches - etwa im David Lynchchen Sinne - was dazu führt, dass Alexandra sagt: "Ich brauche immer auch etwas Phantastisches in meinen Songs." Das schlägt sich dann in Stücken wie z.B. "Mirage" oder "Mystery Girl" wieder, bei denen man sich nie so ganz sicher sein kann, wer da genau in den Schatten lauert und wo sich die Erzählerin gerade befindet.
Alexandra Savior
Inhaltlich lässt sich Alexandra also vorzugsweise von Literatur, Malerei und Filmen beeinflussen - was aber interessiert sie musikalisch? "Musikalisch suche ich immer nach einer starken Bass-Linie," meint sie ziemlich nachdrücklich. Ist das der Grund, warum viele der Tracks auf "Belladonna" regelrecht basslastig sind? "Das war gar kein bewusster Prozess", schränkt Alexandra ein, "wir haben die Stücke alle ganz normal geschrieben und anfangs waren die Gitarren auch dominanter. Aber als wir dann bei dem Song 'Girlie' angekommen waren, wurde uns bewusst, wie wichtig der Bass-Sound ist und dann haben wir auch tatsächlich dem Bass mehr Raum gegeben - auch bei den live Auftritten und auch deshalb, weil meine Stimme so besser zur Geltung kommt." Auf diese Weise entstand dann ein relativ einzigartiges, alternatives Retro-Setting. Damit ist gemeint, dass die Soundscapes, die Alexandra und ihre Band entwickelten, vom Empfinden zwar rüberkommen wie klassische Pop-Arrangements - die es freilich in diesen Konstellationen und Kombinationen so nie gegeben hat. Ein wenig kommt das dem nahe, was Brian Wilson in den 60s losgetreten hat, als er wagemutig verschiedene Instrumente kombinierte und so komplett neue Klangvarianten erschuf. Das Ergebnis ist in diesem Fall eine hinreißende Art von Noir-Power-Pop auf Americana-Basis. Wie entstehen diese Songs denn eigentlich? Zumindest live spielt Alexandra selbst ja zum Beispiel keine Instrumente. "Es wäre auch eine Zumutung für die Musik, wenn ich behaupten würde, dass ich Instrumente beherrschte", erklärt sie, "aber ich schreibe meine Stücke auf der Gitarre." Ist das dabei die größte Herausforderung beim Songwriter-Prozess? "Nein - das ist etwas anderes", widerspricht sie, "bislang war es ja so, dass ich mich als Songwriterin hinter den Fähigkeiten der anderen verstecken konnte. Heute ist das aber so, dass ich vollkommen verletzlich alleine da stehe. Das ist für mich unglaublich schwierig, damit umzugehen - eben weil ich jetzt ganz alleine arbeite." Ist das nicht aber auch erfüllender, sich auf diese Weise selbst zu präsentieren? "Das schon - aber das macht es keineswegs einfacher, damit umzugehen." Was ist es denn, was Alexandra als Songwriterin heutzutage beflügelt. "Nun, es ist nicht ganz einfach für mich, meine Kunst als meinen Beruf zu begreifen. Es ist mir zum Beispiel nicht möglich, mich täglich hinzusetzen und künstlerisch tätig zu sein - wie in einem 9-to-5-Job. Wenn dann aber die Inspiration als Element hinzukommt und einem dann etwas gelingt, ohne dass man es irgendwie erzwingen muss, dann ist das schon großartig." Musik mit Eigenleben, also? "Genau - das ist als ob die Musik bereits existiert und durch dich ins Leben gerufen wird. Das ist fast so schön, wie sich zu verlieben - mit dem Zusatznutzen, dass am Ende dabei ein Ergebnis herauskommt. Es kann dann natürlich sein, dass man das dann vielleicht gleich wieder scheiße findet und gar nicht damit zu recht kommt - aber der Moment der Entstehung ist doch wunderschön." Mit "Belladonna Of Sadness" ist Alexandra Savior dabei ein ziemlich einzigartiges Album gelungen - einfach auch deswegen, weil es sich weder musikalisch noch inhaltlich auf ein bestimmtes Genre festnageln lässt. In ihrer Bio meint sie, dass man ihre Musik auch "Sassy Impolite Spaghetti Western Music" nennen könne. Die Frage indes, was ihr selbst denn an diesem Album am wichtigsten ist, zeitigt eine eher ungewöhnliche Reaktion, denn nach einer langen Denkpause meinte sie zögerlich: "Ich weiß nicht - eigentlich nichts." Das erstaunt nun doch ein wenig, denn normalerweise kommen dann Hinweise auf eine gewisse Erleichterung oder einen gewissen Stolz auf das Erreichte. Ist das denn nicht auch das, was Alexandra empfindet, nachdem das Album nun endlich erscheint? "Neeeiiin", meint sie fast entrüstet, "ich will, dass es endlich vorbei ist." Hm. Interpretieren wir das besser mal so, dass sich Alexandra Savior nach der Veröffentlichung des Albums nun lieber neuen Projekten zuwenden will...
Weitere Infos:
alexandrasavior.com
www.instagram.com/alexandrasavior
twitter.com/alexandrasavior
www.facebook.com/AlexandraSavior
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Alexandra Savior
Aktueller Tonträger:
Belladonna Of Sadness
(Columbia/Sony Music)
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