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AUSTRA
 
Goldene Zukunft
Austra
"Future Politics" heißt das dritte Album des kanadischen E-Pop-Projektes Austra, das Katie Stelmanis, die charismatische Frontfrau und der kreative Motor Austras, bei einem langen Aufenthalt in ihrer temporären Wahlheimat Mexico-City konzeptionierte. Aber obwohl es bei dem Projekt Austra neben der Musik auch immer um das Vermitteln von Inhalten geht, ist der Begriff "Future Politics" nicht unbedingt als politisches Statement zu verstehen.
"Nein - im englischen Sprachraum gilt die Bezeichnung 'politics' auch für den persönlichen Bereich", erklärt Katie, "die Idee zu dem Titel kam mir in einer Zeit, in der ich in Mexico alleine war und darüber nachdachte, wie man in Zeiten wie diesen - in denen wir uns ja irgendwie in unser Schicksal ergeben zu haben scheinen - einen positiven Ausblick in die Zukunft gewinnen könnte und was man selbst tun könnte, um die Zukunft positiv zu beeinflussen - denn ich glaube fest daran, dass jeder selbst dazu beitragen muss, die Zukunft kulturell und mental zu gestalten." Dabei sieht Katie dann - nicht ganz zufällig - Parallelen zur Hippie-Kultur der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts. Nun gibt es aber heutzutage ja doch eine ganz andere Kommunikations-Kultur als in den 60er Jahren. Hilft denn heute die Musik überhaupt noch, Botschaften und Ideen in die Welt hinauszutragen? "Ja, sicher - darüber könnte mal lang und breit reden", überlegt Katie, "früher musste man ins Radio gehen oder zumindest auf Festivals oder Shows, um Leute zu erreichen, heute kannst du das von zu Hause aus tun. Das bedeutet heute aber auch, dass es schwieriger ist, mit seinen Ideen durchzudringen, da es eine gewisse Sättigung an Ideen und Informationen gibt. Es ist also heutzutage möglich, zum Beispiel seine Musik zu veröffentlichen - die Frage ist dann aber nur, ob sie auch jemand hören wird."
Das gilt natürlich auch für die Musik von Austra. Ein Zusatznutzen in Form philosophischer Gedankengänge wie den oben ausgeführten kann da natürlich nicht schaden. Es gibt darüber hinaus aber auch noch spirituelle Aspekte, die das Ganze untermauern - wie zu, Beispiel der Song "Gaia" deutlich macht. "Das ist richtig", pflichtet Katie bei, "denn 'Gaia' ist für mich so etwas wie ein Liebeslied an die Umwelt und die Erde als solches. Es ist gleichzeitig auch ein Ausdruck tiefster Trauer um den Zustand der Welt. Wenn ich alleine daran denke, dass viele Leute, die die Macht haben, die Welt zu zerstören, dies im Namen der Religion tun, dann möchte ich einen Gegenpol dazu setzen. Denn ich denke, dass es schon interessant ist, dass die Menschheit sich mit Hilfe der Religion Scheinwelten erschaffen hat, die sie der realen Welt dann vorziehen und das Wunder, das unsere Erde nun mal darstellt, dabei dann ignorieren. Das ist mein spirituelles Statement." Und wo steht Katie Stelmanis selbst in spiritueller Hinsicht? "Ich bin keine religiöse Person und identifiziere mich nicht mit einer Religion", führt sie aus, "aber fühle eine spirituelle Verbundenheit zu anderen Menschen oder der Natur und der Erde. Als ich 'Gaia' schrieb, entdeckte ich diese Religion namens Pantheismus. Dabei geht es um die Annahme, dass es keinen Gott gibt und man stattdessen die Erde verehrt. Das ist eine Idee, mit er ich mich auch anfreunden könnte." Und selbst dabei bleibt es dann inhaltlich nicht, denn neben der Philosophie und der Spiritualität ist Katie auch an aktuellen politischen Themen interessiert. "Ja - den Song ’43' schrieb ich zum Beispiel über die 43 verschwundenen Studenten in Mexico", verrät Katie zum Beispiel, "denn zu der Zeit lebte ich in Mexico und fand es unmöglich, auf dieses Thema nicht zumindest zu reagieren. Also schrieb ich diesen Song aus der Sicht einer Mutter, die nach ihrem Sohn sucht und dabei von der Polizei nicht ernst genommen wird. So etwas passiert häufig in Mexico und deswegen halte ich es für relevant, darüber zu reden. Auch weil es Parallelen zu dem gibt, was in Kanada und den USA mit der Polizei passiert."
Austra
Der von Katie angesprochene Aufenthalt in Mexico war aber auch in musikalischer Hinsicht prägend. "Ja, denn dort entdeckte ich eine mir bis dahin unbekannte musikalische Stilrichtung, die sich 'Electric Cumbia' nennt. Dabei werden traditionelle, folkloristische Elemente mit moderner, elektronischer Club-Musik verbunden. Das fand ich sehr spannend." Direkt niederschlagen hat sich das aber konkret nicht, oder? "Nun, vielleicht indem einige Tracks rhythmisch etwas lebhafter geraten sind. Es ging mir ja nicht darum, diese Art von Musik zu kopieren, sondern die Vibes positiv zu nutzen." Gab es denn auch andere musikalische Inspirationen? "Ja, sicher", bestätigt Katie, "ich bin zum Beispiel auch von Massive Attack mächtig beeindruckt, die ich erstmals auf einem gemeinsamen Festival-Auftritt kennenlernte. Und dann mag ich auch Techno- und Dance-Music - auch wenn 'Future Politics' deswegen nicht gleich zu einem Dance-Album wurde. Dafür wurde es aber relaxter, denn eine weitere Inspirationsquelle für mich war Jazz-Musik." Wie sieht sich Katie als Sängerin? Ihre Vocals haben ja zuweilen eine geradezu liturgische Qualität. "Ich liebe ja auch Kirchenmusik", räumt sie demzufolge ein, "ich liebe Chormusik - womit ich ja auch aufgewachsen bin - und ich mag sogar Weihnachtslieder. Aber ich denke über den Gesang nicht in einem philosophischen Sinn nach, sondern sehe den Gesang als eine Möglichkeit, Emotionen zu transportieren. Wenn ich denke, dass ich erfolgreich bin, dann ist das immer dann, wenn ich eine unmittelbare emotionale Reaktion auf meinen Gesang wahrnehme. Daran arbeite ich ständig." Und was macht einen guten Song aus? "Das ändert sich ständig", verrät sie, "es gibt schließlich so viele Arten von guten Songs. Wenn ich mit zum Beispiel selbst Musik anhöre, dann achte ich zuallererst immer auf den Gesang. Andererseits mag ich auch Musik ohne Gesang. Es ist nur so: wenn einem etwas besonders am Herzen liegt, dann ist man diesbezüglich auch oft besonders kritisch - deswegen habe ich auch besondere Ansprüche an den Gesang." Und wie sieht das bei eigenen Songs aus? "Es mag ja vielleicht nicht so klingen, aber ich versuche immer besonders viele verschiedene Arten von Songs zu schreiben", beschreibt Katie das Prozedere, "und da ich Instrumentalmusik, Pop-Musik und Singer/Songwriter-Zeug gleichermaßen gut finde, ist es für mich nicht immer ganz einfach, festzumachen, was einen guten Song aus macht. Ich denke es ist eine Kombination verschiedener Elemente."

Was ist am Ende dann für Katie ausschlaggebend in Bezug auf das neue Album? "Ich hoffe, dass ich dazu anregen kann, die eigene Meinung zu überdenken und vielleicht sogar zu ändern", meint Katie - zögert dann aber: "Als ich die neuen Songs schrieb, dachte ich viel über die Musikindustrie nach und darüber, wie sehr ich diese eigentlich hasste. Es war also für mich wichtig, mich von der Musikindustrie zu distanzieren - und nicht etwas als willfähriger Teil derselben wahrgenommen zu werden. Für mich ist es vor allen Dingen aber wichtig, dass 'Future Politics' positiv ist - vor allem, weil meine eigene, persönliche Reise nach Mexico positiv war." Das schlägt sich dann wie nieder? "Ich weiß nicht, ob es rüberkommt, aber für mich habe ich den Prozess abgeschlossen, zu einer positiven Lebenseinstellung zu finden - und darüber musste ich einfach reden." Und was bedeutet das für die Zukunft? "Wenn ich an meine musikalische Zukunft denke, dann wünsche ich mir, dass ich so wandlungsfähig wie möglich werde", überlegt Katie, "ich denke nicht, dass ich immer als Indie-Pop-Act agieren kann. Ich möchte mich also breiter aufstellen. Ob das bedeutet, dass ich mehr in Richtung Songwriterin oder mehr in Richtung Produzentin gehen werde, kann ich noch nicht sagen - vielleicht werde ich ja auch mal einfach ein Adult-Contermporary-Cover-Album aufnehmen... obwohl... Ich weiß aber bestimmt, dass ich verschiedene Sachen ausprobieren und mit verschiedenen Medien arbeiten möchte." Das bedeutet also: Die Zukunft für Austra ist erstens gesichert und könnte zweitens durchaus auch golden sein - wenn wir alle mitmachen.

Weitere Infos:
austramusic.com
www.facebook.com/austraofficial
twitter.com/austratalks
www.instagram.com/austraaa/
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Renata Raksha-
Austra
Aktueller Tonträger:
Future Politics
(Domino Records/GoodToGo)
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