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SOPHIA
 
Denken ist nicht Sein
Sophia
Ganze sieben Jahre ist es her, seitdem Robin Proper-Sheppard das letzte Sophia-Album "There Are No Goodbyes" vorlegte. Es gibt allerdings eine Menge gute Gründe, warum das so ist: Zum einen wurde der US-Amerikaner aus Europa verbannt, wo er die Jahre zuvor gelebt hatte, seit er 1995 - damals noch mit dem Band Projekt The God Machine, in dem auch sein zwischenzeitlich verstorbener Freund Jimmy Fernandez als Bassist mitwirkte - nach London übergesiedelt war. Robin war also gezwungen, eine Zeit lang bei seinem Freund Austin, dem ehemaligen God Machine-Drummer, in Kalifornien zu wohnen. Natürlich beeinflusste dieser Umstand auch die Arbeit mit Robins Flowershop-Label, das er aufgrund der sich rapide verändernden Umstände in der Musikindustrie schließlich auf Eis legte. Der wichtigste Grund, warum Robin indes keine neue Scheibe mit neuen Songs rausbrachte war der, dass "There Are No Goodbyes" als erneutes Trennungs-Album sozusagen den Tiefpunkt in Robins emotionaler Entwicklung dargestellt hatte. Mit diesem Thema wollte Robin erst mal abschließen, bevor er sich neuen musikalischen Projekten widmete.
In einem Nebensatz erwähnt der Meister zum Beispiel, dass er sich seither nicht wieder auf eine neue Beziehung eingelassen habe, weil ihn die Sache so sehr mitgenommen habe, dass er lieber als Single sein Dasein fristen wolle als noch ein Mal eine solche Erfahrung machen zu müssen. Ergo sind die Songs, die sich nun auf dem neuen Album "As We Make Our Way" (das im Untertitel "Unknown Harbours" heißt) dezidiert keine Songs um Beziehungsdramen. Stattdessen schildern sie sozusagen Robins weiteren Weg im Leben - was auch der Titel verdeutlicht; wenngleich auch auf eine verschlüsselte Weise. "Es geht da in gewisser Weise um Widerstand", erläutert Robin, "insbesondere mein Freund Jeff Townsin, der Drummer in Sophia, machte mich darauf aufmerksam, dass ich zuviel Energie darauf verwende, mich gegen alles mögliche zu wehren und das wurde auch mir irgendwann klar. Wir verwenden zu viel Energie darauf, zu versuchen, unser Leben in bestimmte Bahnen zu lenken. Aber wenn ich mir zum Beispiel meine Freunde und Bekannten anschaue, dann muss ich feststellen, dass diese - wie ich auch - selten an jenem Punkt in ihrem Leben angekommen sind, den sie sich ursprünglich vielleicht vorgestellt hatten. Und deswegen geht es auf dem neuen Album darum, dass wir den Weg, den wir alle beschreiten müssen, annehmen und gehen müssen - so, wie er sich uns darstellt. Dessen kann man sich nicht widersetzen." Gilt das auch für die kreative Seite? "Nein", meint Robin schmunzelnd, "habe ich das jemals gesagt? Du kennst mich doch: Ich würde doch niemals kreative Widerstände akzeptieren. Es geht dabei stets um meine Beziehungen zu anderen Menschen und mir selber."
Musikalisch betritt Robin auf dem neuen Album insofern Neuland, als dass er das Material ganz alleine, nur begleitet von Jeff Townsin an den Drums, einspielte und dabei - für ihn neue - Wege beschritt. Etwa, indem er relativ viel mit Keyboards und Effekten hantierte und strukturell ungewöhnliche Wege wählte. So ist das Album zum Beispiel als ganzes in einem Spannungsbogen angelegt und beginnt mit dem Instrumental "Unknown Harbours". Was war denn hier die Idee? "Ich weiß auch nicht, wie es genau dazu gekommen ist", räumt Robin ein, "aber ich habe das Stück auf diesem verstimmten Piano geschrieben, das eine ganz bestimmte Stimmung erzeugte. Es ist zugleich melancholisch wie auch fröhlich, es entwickelt sich irgendwie aus einer Figur heraus und hat diese ganz gewisse Atmosphäre, die nach meinem Empfinden das Album am besten zusammenfasst. Eigentlich hatte ich das ganze ja auch auf dem verstimmten Piano spielen wollen - das hätte man sich aber nicht anhören können. Trotzdem hat dieses Stück eine bestimmte, unwirkliche Atmosphäre." Es legt also den Grundtenor des Albums fest? "Den Grundton, ja", bestätigt Robin. Nun ist das so, dass die Alben von Sophia ja noch nie in fröhlicher Belanglosigkeit ausgeartet sind - und das ist auch auf diesem nicht anders; selbst wenn keine Trennungsdramen verarbeitet werden: "As We Make Our Way" ist pure, in Klang gegossene Melancholie - zuweilen nah am Rande der Depression lavierend. Das kennt man ja, wie gesagt. Was als erstes auffällt, ist der Umstand, dass "As We Make Our Way" nur als Album funktioniert. Der Versuch, das ganze als musikalische Tapete zu verwenden oder die Suche nach herausragenden Highlights, führt seitens des Hörers eher zu frustrierenden Ergebnissen. Wer sich allerdings auf dieses Werk - und hier insbesondere dessen Flow - einlässt, der wird durch immer neue Details auf verschiedenen Ebenen, einen sorgsam komponierten Spannungsbogen und letztlich sogar durch musikalische Vielfalt belohnt. Dies will allerdings erst mal entdeckt werden. War das denn auch so geplant? "Ja und nein", weicht Robin aus, "denn es ist so, dass ich im Laufe der Zeit doch eine ganze Menge an neuen Stücken angesammelt hatte. Als es allerdings daran ging, diese einzuspielen und auszuwählen, kamen mir dann doch Zweifel. Letztlich habe ich das ganze Album sogar zwei Mal komplett eingespielt. Und am Ende ist es dem Zuspruch von Jeff Townsin zu verdanken, dass ich die Sache dann doch durchgezogen habe. Als ich dann schließlich eine Sequenz für die Stücke gefunden hatte, gab es für mich kein Zurück mehr. Natürlich haben wir über die Reihenfolge der Stücke gesprochen, aber am Ende gab es für mich nur diese eine, die jetzt auf dem Album zu hören ist. Immer wenn ich versucht habe, diese zu ändern oder wenn ich einzelne Stücke herauslöste, stimmte da meiner Meinung nach irgendetwas nicht. Es konnte also nur die Reihenfolge geben, die jetzt auf dem Album zu hören ist. Und auch ich kann dieses Album nur als solches wahrnehmen."
Sophia
Dabei gibt es auch innerhalb der Stücke einen entsprechenden Ansatz: Was beim ersten Durchlauf vielleicht noch als Monotonie oder Wiederholung empfunden wird, offenbart sich bei genauerem Hinhören als geschicktes Jonglieren mit Layern und Strukturen. Teilweise erinnert das an die Prinzipien der Minimalmusik, nach denen sich die Dynamik je erst durch subtile Veränderungen des Flows ergibt - auch wenn das jetzt vielleicht ein wenig weit hergeholt erscheinen mag. "Ich weiß aber, was du meinst", pflichtet Robin bei, "bei einigen Tracks stand ich zum Beispiel vor dem Problem, dass die Wiederholungen die Aussage des Stückes bestätigten oder verdichteten. In meiner Vorstellung beginne ich in diesen zwei Minuten, in denen ich diese Wiederholungen vortrage, über mein Leben nachzudenken und sogar tagzuträumen. Damit hat diese Passage dann ihren Zweck erfüllt. Um das auszugleichen, habe ich bei der Produktion sehr viel Wert darauf gelegt, die Wiederholungen - obwohl ich dieselben Sounds und Worte verwende - immer auch durch klangliche Veränderungen zu variieren. Das sind natürlich am Ende keine Pop-Songs, aber die Leute, die sich die Zeit nehmen, die Songs mehrfach anzuhören, werden so immer wieder neue Details entdecken können und vielleicht sagen 'wow - das habe ich vorher ja gar nicht gehört'."

Soweit zunächst zur musikalischen Darstellung. Auch wenn "As We Make Our Way" kein Trennungsalbum ist, beschäftigt sich Robin dennoch wieder mit Beziehungsaspekten - wenngleich auch dieses Mal in der Absicht, seinen Weg zu gehen, wie es im Titel des Albums heißt. Was hat er denn für sich selbst dabei herausgefunden? "Es gibt hier Textzeilen wie 'frage nicht Sachen, die du nicht wissen willst'", führt Robin aus, "damit ist folgendes gemeint: Es ist so, dass meine Beziehungen wohl meist in die Brüche gingen, weil ich der Meinung war, dass ich mich umso intensiver einer Beziehung widmen könnte, je mehr ich über die andere Person wüsste. Das habe ich mir jedenfalls immer eingeredet. Aber die Wahrheit war wohl eine andere: Ich denke, ich habe unbewusst so viele Fragen an mein Gegenüber gestellt, weil ich damit gerechnet habe, dass ich so irgendwelche düsteren Geheimnisse im Kern unserer Beziehung aufdecken könnte, die mir dann einen Vorwand liefern könnten, mich einfach aus der Beziehung zu lösen. Und dabei haben mich doch eigentlich alle Personen, an denen mir lag - von meiner Mutter bis hin zu Astrid Williamson, der Liebe meines Lebens, gewarnt indem sie sagten: 'Frage bloß nicht nach Dingen, die du eigentlich gar nicht wissen willst.' Man muss ja schließlich nicht nicht alles wissen und sollte lieber mit dem zufrieden sein, was man als gut und wertvoll erkennt. Das sage ich mir heute also selbst - es ist mir aber erst im Rückblick klar geworden und das ist dann auch der Grund, warum es auf dieser Scheibe nicht so sehr um mich geht, denn Erkenntnisse wie diese wurden ja von anderen an mich herangetragen." In dem selben Atemzug singt Robin des Weiteren davon (und zwar wieder zu sich selbst), dass es ihm schwer falle, die Vergangenheit auf sich beruhen zu lassen. Wie sieht das denn heute aus: Ist Robin Proper-Sheppard in der Lage, die Vergangenheit auch Vergangenheit sein zu lassen? "Also ich muss einräumen, dass mir das in den wenigen Beziehungen, die ich seit 2009 - was ich persönlich ja als 'Jahr 0' meiner Beziehungsgeschichte betrachte - hatte, immer noch nicht möglich ist. Andererseits ist das wieder genau das, was jemand anderes tatsächlich zu mir gesagt hat. Mir gilt das als Ermahnung: Robin, wie viele Lieben willst du eigentlich noch verlieren, nur weil du so bist?" Zum Glück gibt es dann aber auch Songs wie "California" - einer Art Spiegelbild zu dem Stück "Holidays Are Nice" aus älteren Zeiten, in dem Robin seine defätistischen Gedanken zu dem Sonnenstaat in vergleichsweise lebensbejahenden Pop-Ornamenten verpackt. "Ich war, seit meine Mutter verstorben ist - also seit 15 Jahren -, nicht mehr in Kalifornien gewesen", erzählt er, "aber nachdem ich aus Europa ausgewiesen wurde, war ich gezwungen, zurückzukehren. Zum Glück konnte ich bei meinem Freund Ronald Austin unterkommen, der der Drummer von The God Machine gewesen ist. Aber ich wusste nicht, was mich erwarten würde. Ich war aufgrund meiner langen Zeit in Europa sogar so entfremdet von meiner alten Heimat, dass ich Austin fragte, ob er ein Auto habe, als er vorschlug, mich vom Flughafen abzuholen. Für eine Weile war das dann auch ganz toll, wieder zurück zu sein; aber mir wurde dann ganz schnell klar, dass ich keinen Bezug mehr zu Amerika und Amerikanern hatte. Ich habe zwar einige wenige erstaunliche Leute getroffen, die sich zweigeteilt haben, um mir auszuhelfen - grundsätzlich habe ich aber festgestellt, dass Amerikaner eigentlich nur an sich selber denken - und vielleicht noch an Geld. Das hat mich ganz schön fertig gemacht. Jede Unterhaltung, die ich da mit Leuten hatte, die mich nicht kannten, endete damit, dass ich ein Visitenkarte bekam - und die Leute mich dann fragten, ob ich nicht ihre Scheibe in Europa rausbringen könne. Sowas kannte ich von meiner Zeit in Europa einfach gar nicht mehr." Und was ist das besungene Problem dabei? "In Kalifornien gibt es diese Hippie-Yoga-Togetherness-Oberflächlichkeit, in der die Idee propagiert wird, dass wir alle im selben Boot sitzen", führt Robin aus, "die Realität ist aber, dass das keinen kümmert - so lange er sein Auskommen und seine Perspektive hat. Ähnlich formuliere ich das auch in dem Song 'St. Tropez / The Hustle' - jeder versucht, jeden anderen zu eigenem Nutzen auf dessen Kosten zu übervorteilen. Jedes Mal, wenn ich jemand getroffen habe, der mir irgendetwas versprochen hatte, hat mich Austin davor gewarnt, dass ich mich nicht über den Tisch ziehen lassen solle. Irgendwann merkte ich dann, dass das tatsächlich der Fall war. Es gab nur leere Versprechungen und oberflächliche Worthülsen. Das ist ein Stil, den ich gar nicht mehr gewohnt war. Vielleicht bin ich ja auch zu hart in meinem Urteil - aber in dem Jahr, das ich in Kalifornien verbracht habe, habe ich nur wenige Leute getroffen, die mich nicht übervorteilen wollten." Das heißt also, dass der "Hustle"-Song eine Art Fortsetzung von "California" ist? "Absolut", bestätigt Robin, "es ist ja schon ironisch, dass der erste zornige Song, den ich seit Jahren geschrieben habe, ausgerechnet entstand, als ich zum ersten Mal wieder in Kalifornien war. Das ist auch Austin aufgefallen."

Nun ist Robin ja nicht angetreten, sich musikalisch neu aufzustellen - allerdings gibt es auf dem neuen Werk dann doch einige Sachen, die er so noch nicht gemacht hat. Da ist dann zum Beispiel der Song "You Say It's Alright", der auf einem Synthie-E-Pop-Motiv basiert. "Ach, das war eher ein Zufall", räumt er ein, "ursprünglich habe ich ein Gitarrenriff dazu geschrieben. Ich suchte dann nach einem Intro und spielte auf dem Synthie herum. Irgendwie entwickelte sich daraus dann ein ganzer Song. Auf diesem Album habe ich wieder ein wenig gearbeitet, wie bei The God Machine: Immer dann, wenn ich eine Atmosphäre gefunden hatte, hatte ich auch einen Song. Ich will ja nicht behaupten, dass das experimentell ist oder ich irgendwelche Klang-Barrieren durchbrechen wollte, aber ich habe mich bemüht, das Songwriting ein wenig vielschichtiger anzulegen." Wie versteht sich denn der analytische Aspekt des neuen Albums und das Konzept des Selbst-Hassens? Selbst zu Zeiten, als Robin selbst noch gar nicht klar war, dass seine Songs ausschließlich von zerbrochenen Beziehungen handelten, räumte er schon ein, sich selbst mit Enthusiasmus zu hassen. Ist das denn wenigstens jetzt besser geworden? "Es ist nicht mehr so schlimm wie früher", räumt er ein, "frag mich das aber noch mal in ein paar Jahren, wenn ich noch mal eine Beziehung eingegangen sein sollte. Ich bin jetzt an dem Punkt angekommen, an dem ich mich mehr akzeptiere. Ich räume ein, dass ich ein komplizierter Typ bin, aber ich bin kein schlechter Mensch - und sicherlich kein Monster. Der positive Aspekt dieses Albums ist für mich die Erkenntnis, dass wir ja alle unsere Eigenarten haben - dass wir uns aber nicht wegen dieser Quälen sollten oder sie gar auf unsere Beziehungen projizieren sollten. Das habe ich mir jedenfalls vorgenommen: Die ganze Sache etwas relaxter anzugehen, weniger Fragen zu stellen und mich weniger zu hassen als früher."

Was ist eigentlich professionell zwischen den letzten beiden Scheiben passiert? Immerhin betreibt Robin ja noch sein Flowershop-Label. "Ich habe aber die letzten Scheiben 2010 oder 2011 herausgebracht", erzählt Robin, "das liegt daran, dass sich sie Musikindustrie so stark verändert hat. Als ich mit Flowershop begonnen hatte, konnte ich davon ausgehen, dass, wenn ich 10.000 Euro ausgegeben habe, diese über 2.000 verkaufter Scheiben wieder reinholen konnte und dann die Band auf Tour gehen konnte. Heutzutage kann ich diese 2.000 Scheiben einfach nicht mehr verkaufen. Ich habe ja nie Scheiben rausgebracht, um Geld zu verdienen - außer mit Sophia, weil ich so ja mein Leben bestreite. Ich musste dann irgendwann interessierten Bands sagen, dass sie besser ihre Scheiben selbst rausbringen sollten. Was ich aber getan habe, als ich dann nach Brüssel umgesiedelt bin, ist junge Musiker zu unterstützen. Ich verstehe mich gut mit den Leuten von PIAS-Benelux und die suchten einen Coach für eine Band namens Oscar And The Wolf, an denen sie Interesse hatten. Das sind junge Musiker, mit denen ich eine Woche in ein Studio gegangen bin und sie in Form gebracht habe. Die haben dann auch einen Vertrag bekommen und ich habe die erste EP betreut. Ich habe dann auch noch eine Band namens Horses getroffen, die ein wenig wie Sophia war und nun spielen zwei dieser Leute in Sophia - zusammen mit Jeff an den Drums. Diese Musiker kommen vom Konservatorium in Gent und haben diese verrückte belgische Mentalität, mit der alles möglich ist. Für mich ist das so, wie damals, als ich mit Sophia begann. Ich lernte auch damals die Musiker über andere Bands kennen und es fühlt sich total organisch an." Das heißt also, dass die Live-Zukunft von Sophia erst mal gesichert ist - wenn auch mit neuen Musikern. Was ist für Robin im Rückblick an der neuen Scheibe eigentlich am wichtigsten - außer der Tatsache, dass sie überhaupt ein Mal erschienen ist? "Es mag sich jetzt egoistisch anhören, aber für mich ist der Umstand am wichtigsten, dass ich mir die Scheibe von Anfang bis Ende anhören kann und dabei der Geschichte mit einer gewissen Distanz folgen kann. Als ich 'There Are No Goodbyes' aufnahm, verlor ich mich dermaßen in den Songs, dass ich sie nicht mehr wirklich genießen konnte. Diese Scheibe kann ich mir indes von vorne bis hinten anhören und ich kann meine eigene Musik wieder genießen. Und das ist mir sehr wichtig." Robin singt aber doch nach wie vor mit geschlossenen Augen, oder? "Ja, aber die Sache ist die: Wenn ich einen Song geschrieben habe, lasse ich diesen erst mal wieder los. Wenn ich sie dann singe, durchlebe ich sie wieder. Bei dieser Scheibe kann ich auch mal loslassen, denke ich."

Was sagt denn Robins Tochter Hope zu seiner Musik? "Nun, die ist ja inzwischen erwachsen geworden", erzählt er, "ich habe auch diesen Song 'Baby Hold On' für sie geschrieben, der mir sehr nahe geht. Denn es ist so, dass ich in meiner Vorstellung immer für sie dagewesen sei - auch wenn manchmal eine größere Entfernung zwischen uns gelegen haben mochte. Ich hatte aber immer das Gefühl, in ihrem Leben gegenwärtig gewesen zu sein. Aber als wir uns ernsthaft darüber unterhalten haben, war das für sie gar nicht so. Sie empfand es immer so, dass ich sie und ihre Mutter verlassen hatte, als sie fünf Jahre alt war. Diese Erkenntnis, dass ihre und meine Empfindung unsere Beziehung betreffend so unterschiedlich sind, hat einen gravierenden Effekt auf mich. Ich brauchte länger, diesen Song zu schreiben als alle anderen zusammen. Die Erkenntnis war dann die: Ich dachte, ich sei für sie da gewesen - aber 'denken' oder "wünschen" ist halt nicht 'da sein'. Und das werde ich nie ändern können und somit wird das auch niemals ein Teil meiner Vergangenheit sein können." Gefällt Hope denn wenigstens Robins Musik? "Ich sag dir was: Ich spielte ihr 'I Say It's Alright' und sie sagte, dass das ein gutes Riff sei. Das war für mich das größte, weil sie noch nie in dieser Art über meine Musik gesprochen hatte. Ich war richtig stolz. Denn bisher hatte sie höchstens mal gesagt: 'Du singst ja immer dasselbe'." Nehmen wir dies mal als einen der positiven Aspekte, die mit dem neuen Sophia-Album verbunden sind. Robin Proper-Sheppard scheint auf der Suche nach sich selbst einen guten Schritt weitergekommen zu sein - auch wenn sich das musikalisch gar nicht mal unmittelbar aufdrängt. Aber ist ja sowieso auch so, dass man traurige Songs schließlich besser dann schreiben kann, wenn man sich halbwegs glücklich fühlt

Weitere Infos:
www.sophiamusic.net
www.facebook.com/thesophiacollective
twitter.com/thisissophia
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Ullrich Maurer-
Sophia
Aktueller Tonträger:
As We Make Our Way (Unknown Harbours)
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