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U.S. ELEVATOR
 
Herzensangelegenheit
U.S. Elevator
Eigentlich war Johnny Irion fein raus, als ihm sein Buddy Chris Robinson von den Black Crowes Ende der 90er-Jahre eine junge Dame namens Sarah Lee Guthrie vorstellte. Nicht nur, dass er mit der Tochter von Arlo und Enkelin von Woody Guthrie die Frau fürs Leben gefunden hatte, nein, auch musikalisch war sein weiterer Weg gewissermaßen vorbestimmt. Auf drei feinen Platten mit seiner Frau verwaltet der ursprünglich aus North Carolina stammende 46-Jährige seitdem gewissermaßen das musikalische Erbe der Giganten zwischen Folk und Country und knüpft dabei immer wieder auch Bezüge zur Gegenwart. Doch die Liebe zur Rockmusik der 60er- und 70er-Jahre, die auch schon bei seiner grungy 90er-Jahre-Indierock-Band Queen Sarah Saturday durchschien, hat ihn nie ganz losgelassen. Immer wieder mogelte er Songs zwischen Beatles, Big Star und Neil Young auf die Platten von Sarah Lee & Johnny, bis er nun mit der selbstbetitelten ersten LP seines neuen, Gitarren-Riff-betonten Projekts U.S. Elevator endlich die Chance hat, diesem Faible ungeniert nachzuhängen.
"Sarah Lee und ich tummeln uns nun schon eine ganze Weile an der Schnittstelle von Folk und Rock, und es war mein bester Freund Zeke Hutchins, der nach der Produktion unseres letzten Albums, 'Wassaic Way', vorschlug, dass wir Folk und Rock nicht weiter vermischen sollten", erinnert sich Irion, als wir ihm im Sommer nach der Show mit seiner Frau im Biergarten des Osnabrücker Unikellers gegenübersitzen. Hutchins, einst Drummer von Sarah Queen Saturday und inzwischen mit dem Management von Künstlern wie Deer Tick, Leon Bridges und Sharon Van Etten betraut, brachte Irion ins Grübeln. Der Spagat zwischen den beiden Welten war notwendig gewesen, um Sarah Lee & Johnny eine eigene Identität zu geben, doch den überlebensgroßen Schatten des Familiennamens Guthrie, der untrennbar mit der amerikanischen Folk-Historie verbunden ist, konnte das Ehepaar natürlich nicht überspringen. Denn egal, was die beiden auch machen, die Öffentlichkeit wird sie immer als Folk-Act wahrnehmen. "Sarah Lees erste Reaktion war: 'Zeke spinnt!'", verrät Irion. Doch natürlich war auch seiner Frau bewusst, dass sich die harte Arbeit der beiden durchaus etwas mehr bezahlt machen könnte, ja müsste. "Also sagte ich: 'Was wäre, wenn wir eine echte Folk-Platte machen, auf der ich nur Gitarre spiele, meine Rock-Songs aber für ein eigenes Projekt verwende?'", erzählt er. Die Idee zu U.S. Elevator war geboren.

Fast gleichzeitig lernte Irion im kalifornischen Santa Barbara Alan Kozlowski kennen, der viele Jahre lang die rechte Hand und der Archivar des indischen Sitar-Virtuosen Ravi Shankar war und sich im Filmbusiness mit Dokumentationen einen Namen hatte. Außerdem gehört ihm die 24-Spur-Studer-A80-Bandmaschine in Jackson Brownes Groove-Masters-Studio. Er schlug vor, die Bandmaschine zu nutzen, um die neuen Songs aufzunehmen. "Zuerst dachte ich, dass das die nächste Sarah Lee & Johnny-Platte werden könnte, doch dann traf ich all diese Musiker in Santa Barbara", berichtet Irion. "Darunter war auch der Bassist Nate Modisette, mit dem ich damals in einer von Chris Robinson produzierten Band spielte, als ich Sarah Lee kennenlernte. Nate und ich standen uns zwar nicht besonders nahe und hatten zwischendurch auch mal ein paar Jahre nichts miteinander zu tun, aber dennoch waren wir über all die Jahre irgendwie immer mal wieder in Kontakt gewesen. Weil meine Tante Gayle Steinbeck in Santa Barbara wohnt und wir dort auch öfter auf Tour vorbeigekommen waren, traf ich zuletzt immer häufiger auf Nate und lud ihn ein, mit mir und meinen Freunden zu jammen."

Modisette stieß zu Drummer Erich Riedl, Gitarrist Anders Bergstrom und Pianist Brett Long. Damit komplettierte er die Gruppe, die Irion "meine kleine kalifornische Rockband" nennt und die nicht viel später in kurzer Zeit live im Studio und ohne viel Aufhebens den Erstling von U.S. Elevator einspielte und damit all den Rock-Songs eine Heimat gab, die Irion geschrieben hatte. Herausgekommen ist eine Platte, die die informelle Atmosphäre der Aufnahmen ganz ausgezeichnet einfängt und dabei musikalisch bei den ganz Großen der 60er- und 70er-Jahre andockt. Der instrumentale Opener "Pierre Lafond" beschwört den Geist der Beach Boys und Ennio Morricones herauf, immerhin entstand die Platte unweit des Pazifiks, "Can I Make It Up To You?" ist ein Riff-Rocker, den Irion selbst als "Sonic Youth meets Allman Brothers" beschreibt, "Community Service" ist eine Pianoballade, die im Kopf ihres Schreibers ein Bindeglied zwischen Motown und Wilco darstellt, "Cry For Help" nähert sich behutsam, wenn auch eher unabsichtlich dem Westcoast-Vibe von Crosby, Stills & Nash, "Wall Of Grief" hakt sich bei Neil Youngs "Zuma"-Phase unter und auch die späten Beatles scheinen hier und da ein bisschen durch. Bei der Authentizität des Sounds spielte auch die bereits erwähnte Studer-Bandmaschine eine wichtige Rolle. "Ich wusste, dass aus den Liedern ein Gitarrenalbum werden würde, und deshalb wollte ich unbedingt auf Tape aufnehmen. Natürlich verstecken sich in Tapeaufnahmen mehr Fehler, aber genau die klingen bisweilen großartig", ist Irion überzeugt. Dass seine Mitstreiter keine professionellen Sessionmusiker, sondern hochmotivierte Amateure waren, die mit echter Hingabe und draufgängerischer Unbekümmertheit agierten, ist für Irion ein Teil des Erfolgsgeheimnisses von U.S. Elevator. Das wichtigste Puzzleteil fehlte zunächst allerdings noch. Erst als Tim Bluhm (Nicki Bluhm And The Gramblers, The Mother Hips) als Produzent am Mischpult saß, nahmen die Aufnahmen wirklich Fahrt auf. "Tim hat dafür gesorgt, dass sich alle am Riemen rissen und ihr absolut Bestes gaben", ist Irion überzeugt. "Er ist ein echter Tausendsassa - ein toller Gitarrist, ein ausgezeichneter Bandleader, er fährt den Van, er nimmt die Dinge einfach in die Hand. Bei ihm wusste ich, dass ich es mit einem Seelenverwandten zu tun hatte."
Ganz ohne hochkarätige Gäste kam Irion dann allerdings doch nicht aus. Erst schauten die Jungs von Dawes im Studio vorbei und spielten auf einer Americana-Nummer, die zu einem späteren Zeitpunkt als Johnny Irion-Soloveröffentlichung erscheinen soll, bei der abschließenden Abschiedsparty mit konzertantem Ausklang mischten Zeke Hutchins, Neal Casal und Mikael Jorgenson von Wilco mit, und für die Release-Tour, auf der auch einige Konzerte im Vorprogramm der Stone Temple Pilots auf dem Programm standen, war die Rhythmusgruppe von Deer Tick Irions Backingband. "Als Ian, der Gitarrist von Deer Tick, die U.S. Elevator-Platte hörte, wollte er sofort nach Santa Barbara kommen und auch mit der Studer-Bandmaschine aufnehmen", freut sich Irion lachend. "Das fand ich toll, denn genau darum ging es mir bei den Aufnahmen: viel Spaß zu haben und haben und für kleines Geld aufnehmen zu können. Ich wollte eine Umgebung schaffen, in der die Leute einfach vorbeischauen und abhängen und in der sich alles ausschließlich um die Musik dreht!" Dass ihm das gelungen ist, kann man dem Debütalbum von U.S. Elevator bei jedem Ton anhören.
Weitere Infos:
www.uselevator.net
www.facebook.com/uselevator
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Pressefreigabe-
U.S. Elevator
Aktueller Tonträger:
U.S. Elevator
(Rte 8 Records)
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