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ADAM GREEN & BINKI SHAPIRO
 
Susi & Strolch
Adam Green & Binki Shapiro
Es machte ja noch nie den Eindruck, dass Adam Green sich langweile. Nachdem er - insbesondere in unseren Breiten - seine Solo-Karriere zunehmend erfolgreicher vorantrieb, trat er 2005 erstmals als Maler und Bildhauer in Erscheinung - eine Entwicklung, die letztes Jahr mit der Ausstellung "Houseface" in NYC gipfelte, in der sich Green von Hundertwasser, Gaudi und dem Bauhaus beeinflusst zeigte. Dann veröffentlichte er seinen Gedichtband "Adam Green Magazine", machte sich als gefürchteter Psycho-Blogger mit "The Lake Room" einen Namen und reüssierte 2011 gar mit einem eigenen Film - dem vollständig mit einem iPhone gedrehten Road-Movie "The Wrong Ferrari", in dem seine Kumpels Devendra Banhart, Pete Doherty oder Macaulay Culkin auftraten und in dem er Material eines unveröffentlichten Romans "The Court Jester" verarbeitete. Nebenher hat er immer wieder mal auch Zeit für neue Musikprojekte gefunden und so wundert es dann nicht, dass nun, nach fast drei Jahren Pause ein neues Werk ansteht.
Was eher wundert ist, dass es eine Kollaboration mit Binki Shapiro, der ehemaligen Sängerin der Indie Band Little Joy geworden ist. Green kannte Shapiro schon seit längerem, ist bekennender Little Joy-Fan und ist auch mal als Gast bei Konzerten der Band aufgetreten. Aber: Er hat eine vollkommen andere Stimme als Binki und das neue, selbstbetitelte Werk ist auch kein klassisches Duett-Album in dem Sinne, dass die Songs von beiden zugleich oder im Wechsel gesungen würden - gleichwohl es von der musikalischen Ästhetik her durchaus mit den großen Vorbildern des Genres (Hazelwood / Sinatra oder Gainsbourg / Birkin) flirtet. Grund genug, einmal nachzufassen, wie es zu dieser Kollaboration kam.

Das erste, was dem geneigten Hörer aufstoßen mag, ist der Umstand, dass das ganze Album mit knapp 30 Minuten Laufzeit doch recht knapp ausgefallen ist - obwohl es mit zehn ausformulierten Songs durchaus ein komplettes Programm bietet. Was ist denn der Grund hierfür? "Warum das Album so kurz ist? Oh, jetzt hast du mich auf dem falschen Fuß erwischt", meint Adam zunächst mal überrascht. "Ach, ich denke, das ist wie bei einer Dinner-Party, auf der du deinen ganzen Charme in den ersten 30 Minuten verpulverst", springt Binki ein, "dann musst du eben aufhören." "Also ich denke, dass wir einfach eine Sammlung von Songs geschrieben haben, die als Album zusammen funktionieren sollten und es sollten keine Füllstücke dabei sein", fügt Adam dann noch hinzu, "außerdem sollte es doch dem Künstler überlassen bleiben, wie lange ein Album sein soll und dann noch etwas: Heutzutage ist es ja fast schon ein Wunder, wenn sich jemand überhaupt noch zehn zusammengehörige Songs anhört. Für mich ist das Ganze auch ein Album und keine Sammlung von Single-Titeln." Wann sollte man das Album denn am besten anhören? "Nachts", meinen beide zusammen übereinstimmend und Binki führt noch aus: "Weil es hier um ein bestimmtes erzählerisches Gefüge geht. Wenn ich mir Storytelling dieser Art anhöre, dann möchte ich relaxed sein und den Stress des Tages hinter mir lassen und dann richtig zuhören und mich in den Geschichten verlieren."

Die Songs im Allgemeinen haben eine leicht melancholische Note und nur gelegentlich blitzt der klassische Greensche Witz auf, der so typisch für deine Solo-Scheiben ist. Die Scheibe kommt deswegen ernsthafter rüber, als vielleicht erwartet. In der Info war sogar die Rede davon, dass Adam und Binki sich hier gegenseitig die jeweiligen Break-Up-Stories auf den Leib geschneidert hätten. "Soweit würde ich nicht gehen", schränkt Adam ein, "wir haben uns zwar gegenseitig Zeilen zugedichtet und die des jeweils anderen gesungen - was ziemlich cool war -, aber wir betrachten das nicht unbedingt als Break-Up-Album." Was war denn dabei die größte Herausforderung? "Ehrlich gesagt ist das eine schwierige Frage", meint Binki zögerlich, "weil die größte Herausforderung eigentlich die war, dass es keine großen Herausforderungen gab - jedenfalls was das Schreiben der Songs betrifft, weil das ein natürlicher Prozess war." "Ja, aber am Anfang waren wir doch ziemlich schüchtern, oder?", fügt Adam hinzu. "Ja, aber doch nur für die ersten fünf Minuten", schränkt Binki wieder ein, "ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass wir uns auf derselben Seite befanden." Wie war denn der Prozess im Allgemeinen? "Nun, ich kam z.B. mit Material, an dem ich gearbeitet hatte, fand es dann aber schwierig, mit Binki neue Sachen auszuprobieren." "Nun ja, das ist vielleicht in der Tat eine Schwierigkeit - jemand anderem gegenüber Ideen zu diskutieren, vorzustellen und zu kritisieren", räumt Binki ein, "ohne dass dabei jemand verletzt wird und dass das Vertrauensverhältnis dabei gefährdet wird."

Was hat Adam und Binki denn musikalisch bewogen, zusammen zu arbeiten? Denn wie gesagt, sind die Stimmen der beiden sehr unterschiedlich. "Ich denke, dass wir uns ziemlich ähnlich sind, in der Art, in der wir singen", erklärt Adam, "denn wir singen beide sehr deutlich, so dass du die Texte verstehen kannst." "Ja, unsere Aussprache ist sehr klar", fügt Binki hinzu. "Und ich denke, dass Binki wie eine Lady singt und ich wie ein Gentleman", betont Adam. "Nun ja, wie ein Tramp würde ich eher sagen", fügt Binki hinzu, "die Lady und der Tramp also." "Genau - so musst du dir die Situation vorstellen", bestätigt Adam. "The Lady And The Tramp" ist der Original-Titel des Disney Films "Susi & Strolch" - womit man dann eine Messlatte für die Kombination von Adam Green und Binki Shapiro zur Hand hätte. Wie war denn die musikalische Ausgangslage? Denn das Album ist keineswegs eine typische Retro-Scheibe geworden, auf der klassische Settings möglichst originalgetreu reproduziert wurden, sondern enthält Versatzstücke aus allen möglichen Ecken - vom Folk über Indie-Pop bis zu Wall Of Sound Ideen. "Ich denke wir hatten keinen klaren Plan, als wir ins Studio gingen", räumt Binki ein, "ich hatte im Hinterkopf, eine modern klingende Scheibe machen zu wollen, aber das war nicht Adams Idee und deswegen haben wir nach einer Balance der Ideen gesucht, die wir beide mochten. Es gab aber keinen Masterplan." "Wir sind beide Musik-Fans, die Inspirationen aus tausenden von Quellen schöpfen", fügt Adam hinzu, "wir haben es aber vermieden, die direkte Emulation eines Stils oder gar Songs zu betreiben. Darum ging es nicht. Es ging eher darum, den Leuten die gemeinsamen Geschichten zu präsentieren." Wie entstanden dann die Arrangements? "Wir haben mit unserem Freund Noah Georgeson zusammen gearbeitet, der unser beider letzte Scheiben produziert hatte", führt Adam aus, "wir haben also zusammen Ideen gesammelt, die wir alle mochten und gleichzeitig Dinge verwendet, die zur Verfügung standen. Das war ein relativ langsamer Prozess und wir waren da sehr selbstkritisch."

Adam Green & Binki Shapiro
Für ein sogenanntes "Duett-Album" enthält die Scheibe keine klassische Aufgabenteilung - und nicht einmal besonders viele Duett-Momente. Wer machte also was? "Als wir die Songs geschrieben haben, haben wir gar nicht überlegt, wer was singen sollte", berichtet Adam, "es ging zunächst mal darum, die Struktur, die Melodien und die Worte zusammenzutragen. Dann haben uns unsere Freunde im Studio bei der Ausformulierung geholfen und dann haben wir - auch erst im Studio - entschieden, wer was singt. Ich wollte dabei von Anfang an, dass Binki mehr singt als ich." "Ich war ja eigentlich dafür gewesen, mehr Duette zu singen", wirft Binki ein, "es hat sich aber im Studio viel geändert. Wenn zwei Leute zueinander singen, dann ändert sich halt doch die Perspektive. Und Adam hat mich da zuweilen doch überlistet." Überlistet? "Ja, ich habe z.B. Binki dazu gebracht, 'Don't Ask For More' zu singen, indem ich den Eindruck erweckte, ich würde es versauen, wenn ich es sänge." Und was die Duett-Parts betrifft, die es auf das Album geschafft haben, so sind diese insofern ungewöhnlich, als dass es sich hier des Öfteren um Charaktere zu handeln scheint, die mit dem Rücken zueinander singen - oder doch zumindest aus verschiedenen Ecken des Raumes. "Das war ein natürlicher Prozess. Es ging darum, isolierte Charaktere zu zeigen, die versuchen, miteinander zu kommunizieren und die sich hier zeigenden Schwierigkeiten. Es ging nicht darum, Romanzen zu illustrieren." Wie wichtig war dabei denn der Humor-Aspekt? "Nun, es gibt doch Humor auf dem Album - wenn du zwischen den Zeilen liest", schränkt Adam ein und Binki fügt hinzu: "Für mich entsteht der Humor dadurch, dass wir zuweilen so offensichtlich gewesen sind, wie z.B. in 'Piggy Love' - das ist meine Art von Humor. Es geht nicht um schenkelklopfenden, marktschreierischen Humor, sondern um jene Art von Humor, die wir im täglichen Leben auch anwenden. Ich hoffe, dass sich das durch die Songs auch vermittelt - dass da also eine gewisse Leichtigkeit mitschwingt, auch wenn es um ernsthaftere Themen geht."

Warum hat das Album denn - dessen alles eingedenk - keinen spezifischen Titel? "Es ist sehr schwierig, für verschiedene Geschichten und Ideen einen Schirm zu finden, unter dem man diese alle versammeln könnte", überlegt Adam. "Und die Idee, dass Binki und ich ein Album zusammen gemacht hatten, sollte sich so eindeutig vermitteln. Eine abstrakte Idee oder ein zusätzlicher Titel hätten davon eher abgelenkt." Was war dann - so gesehen - das wichtigste bei diesem Album? "Das war das Erlebnis zusammen Songs zu schreiben", erklärt Adam, "dieses Gefühl gemeinsam, etwas erreichen zu können." Muss man dabei denn nicht viele Kompromisse eingehen? "Ja und nein", meint Binki, "denn wenn man sich darauf einigt, Kompromisse einzugehen, dann sind das ja schon keine Kompromisse mehr. Wenn man eine Kollaboration dieser Art eingeht, dann gibt es durchaus Dinge, über die man anderer Meinung sein kann, aber am Ende geht es darum, auch mal jemand anderem die Entscheidung zu überlassen und das ist dann eben ein Teil des Prozesses. Es geht ja darum, uns beide zu repräsentieren." Bleibt also noch die Frage, ob die möglicherweise der Beginn einer längerfristigen Zusammenarbeit sein könnte? "Nichts ist unmöglich", meint Binki vorsichtig, "aber zunächst mal muss ja erst mal diese Scheibe herauskommen und da haben wir ja noch jede Menge Arbeit vor uns." Und Adam fügt abschließend hinzu: "Wir müssen jetzt erst mal abwarten, was aus dieser Scheibe wird und können uns dann ja daran machen, neue Songs zusammen zu schreiben."

Weitere Infos:
www.adamandbinki.com
www.facebook.com/AdamGreenBinkiShapiro
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Adam Green & Binki Shapiro
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