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FREDRIKA STAHL
 
Mitgerissen
Fredrika Stahl
Die Karriere der Schwedin Fredrika Stahl ist schon vergleichsweise ungewöhnlich. Mit 17 zog sie nach Paris, um dort ein Überbrückungsjahr zu verbringen, nachdem sie bereits als Kind dortselbst zur Schule gegangen war - und blieb dann gleich da, nachdem sie festgestellt hatte, dass man in den Pariser Clubs jene Musik spielte, die sie mochte (Jazz). Als Kellnerin wurde sie schließlich von dem Produzenten Jean Fabio Ekodo - genannt "GeeF" - entdeckt, der sie letztlich bis heute betreut und alle ihrer drei Alben mitproduzierte. Fredrikas Arbeit mit renommierten Jazz-Musikern war von Anfang an keine Einbahnstraße, denn sie schrieb stets eigene Stücke, die durchaus auch andere Richtungen beinhalteten - Pop, Soul und Chansons waren etwa Bestandteile der Stahl-Melange - immer unterstützt von den fachlichen Fähigkeiten der Musiker, denen Fredrika die Arrangements anvertraute. Im Prinzip ist dieses auch auf ihrem dritten Album, "Sweep Me Away" so, nur ging Fredrika hier noch einen großen Schritt weiter: Sie zog sich für ein Jahr in ihre Heimat Schweden zurück, um dort in Klausur am neuen Werk zu arbeiten.
"Ich brauchte mal eine Pause zu Hause", erzählt Fredrika, "die Jahre in Paris waren sehr hektisch und intensiv gewesen und es gab eine Menge Veränderungen - auch mit den Plattenfirmen. Ich musste einfach mal für mich selbst sein. Das Leben und Touren in Paris und Europa verhilft dir zwar zu jeder Menge Inspirationen, aber um das alles umzusetzen musste ich alleine sein. Denn ich wollte auch alles alleine machen, was ich bisher noch nicht getan hatte. Ich ging also nach Stockholm - wo ich übrigens gar nicht so viele Leute kenne. Das war im Winter; es war also ziemlich kalt. Ich saß dann also alleine an meinem Piano und arbeitete an meinen Songs. Ich wollte dieses Mal aber auch die Demos ausarbeiten, so weit das möglich war - während ich bisher immer mit meinen Musikern zusammengearbeitet hatte. Das war eine sehr interessante Erfahrung, weil diese mich dazu brachte, Dinge zu tun, die ich bisher noch nicht getan hatte. Dem Arrangeur (und Pianisten) Erik Legnini, der die Streicher und Bläser-Sätze ausarbeiten sollte, erlaubte ich zum Beispiel nicht, sich mit dem Material zu beschäftigen, bis ich mit meinen Demos vollständig fertig war. Erik ist sehr gut darin, den fertigen Song dann auch zu respektieren und darauf zu verachten, dass er nicht durch die Arrangements verändert wird. Diese Arbeit hat dazu geführt, dass sich die Sache musikalisch doch ziemlich verändert hat." Man könnte sagen, dass die neuen Stücke poppiger und songorientierter geworden sind - ohne dass dabei die musikalische Historie Fredrikas über den Haufen geworfen wurde. "Ich denke, dass die Veränderungen nicht allzu schockierend sind", beschreibt Fredrika den Prozess, "okay - es ist weniger jazzig, aber all meine Einflüsse kann man noch raushören. Es gibt Bossa-Sounds, Soul, Motown und natürlich auch Jazz. Ich achtete schon darauf, meine Wurzeln nicht zu verleugnen. Es ist insofern witzig, als dass dieses das am meisten produzierte Album geworden ist, und sich dennoch irgendwie nach Heimarbeit anfühlt, weil es mir so nahe ist. Ich habe ja auch sehr viel zu Hause gemacht - die Gesangsarrangements etwa." Damit hat sich Fredrika ja überhaupt sehr viel Mühe gegeben, nicht? "Ja, denn dadurch, dass ich alleine gearbeitet habe, war das Instrument, mit dem ich am intensivsten gearbeitet habe, meine Stimme. Ich habe alles mit meiner Stimme festgehalten - das ist mein Ding. Das ist auch der rote Faden, der alles zusammenhält. Manche Songs haben bis zu 35 Vokal-Tracks, die man gar nicht alle richtig hören kann. Ich weiß, dass das verrückt ist, aber das ist mein Markenzeichen. Das ist auch der Grund, warum ich das Album mit diesem Intro beginnt, das aus einem Stimm-Arrangement besteht. Das ist für mich das Thema des ganzen Albums."
Fredrika Stahl
Warum gibt es dieses Mal eigentlich keine Nummer auf Französisch? "Ahh - ich habe doch zumindest eine Zeile auf Französisch in 'Rocket-Ship To Mars'. Nun, ich wollte nicht, dass das zu etwas wird, das ich machen muss. Ich werde wieder in Französisch singen, das weiß ich gewiss, weil das ein Teil von mir ist. Ich wollte aber dieses Mal den Druck ein wenig raus nehmen." Was interessiert Fredrika als Songwriterin? "Was ich am allerwichtigsten finde, ist eine gute Melodie", überlegt sie, "das ist immer das, was den größten Eindruck hinterlässt. Ein schöner Song muss auch A-Cappella noch schön klingen. Ich lege auch viel Gewicht auf die Texte, aber das ist schon schwieriger und komplizierter. Man kann die Leute mit Texten schließlich nicht betrügen. Man muss ehrlich sein und etwas vermitteln können. Das ist eher der Fall, wenn man melancholisch ist. Ich weiß aber auch, dass ich eine sensible Person bin, deswegen kann ich gut über Gefühle schreiben. Es ist aber auch wichtig, Humor und Ironie anzuwenden." Muss man dafür denn auch in andere Charaktere schlüpfen können? "Ich würde ungern sagen, dass ich ausschließlich über mich singe, weil das doch ein wenig langweilig wäre", schränkt Fredrika ein, "ich muss aber ehrlich sein, denn man kann nur über etwas schreiben, was man auch fühlt - auch wenn man eine gute Phantasie hat. Manche Songwriter können Situationen besingen, die sie selbst gar nicht erlebt haben - ich kann das aber nicht. Ich brauche Dinge, die irgendwo in der Realität verankert sind. Irgendwo muss der Hörer sich in meinen Songs ja auch wiederfinden können, wenn es Sinn machen soll, und das geht nur, wenn die Songs aufrichtig sind." Andererseits sind da Songs wie "What If", in denen Fredrika mit verflossenen Galanen abrechnet. "Ach jetzt meinst du wohl, ich hätte jemanden umgebracht?", fragt Fredrika scherzhaft, "nun, das ist natürlich schon etwas übertrieben. Ich habe hier den Text vor der Musik geschrieben. Es ist ein typischer Mädchen-Song - man agiert da ja zuweilen in Beziehungskrisen schon irgendwie extrem, versucht zu provozieren, seinen Standpunkt darzustellen und so weiter. Es ist natürlich eine sehr übertriebene Darstellung, aber mit dieser Situation können sich sicherlich alle identifizieren." Mädchen? "Ja, ich habe ja schon mal gesagt, dass ich eine Drama-Queen bin. Das sage ich auch, damit sich niemand mit mir anlegt." Ein anderer Song, der aufhorchen lässt, ist "Rocket-Ship To Mars", den Fredrika bereits auf der letzten CD ausprobierte. "Das ist lustig, weil das der erste Song ist, zu dem ich keinen richtigen Text hatte. Das mit der Rakete waren bloß Ad-Libs, um den Song dem Produzenten präsentieren konnte. Dem gefielen diese Texte aber, weil ich endlich mal über etwas Außergewöhnliches geschrieben habe (schließlich schreibe ich sonst ja keine Science-Fiction-Songs) - und so blieb das dann auch. Das Interessante dabei ist, dass die Sache im Nachhinein Sinn machte. Es geht darum, dass man akzeptieren muss, wenn etwas vorbei ist. So etwas passiert übrigens öfter, wenn man jammt und improvisiert." Und was inspiriert Fredrika musikalisch? "Das ist eine gute Frage", meint Fredrika, "das wäre gut zu wissen, wenn ich Songs schreibe. Es kann im Prinzip alles sein, was mich bewegt - zu einem Konzert zu gehen, ein Buch, ein bestimmter Klang, ein Wort - alles. Man muss aber danach suchen. Es passiert nicht oft, dass ich mir Ideen aufschreibe - das ist subtiler. Ich setze mich hin und denke über etwas nach und dann schaue ich mal. Wenn ich wüsste, was mich inspiriert, wäre es einfacher. Man wird ja schließlich dauernd unterbewusst inspiriert. Und manchmal kommt ein ganzer Song dabei heraus - wie zum Beispiel der Titeltrack, 'Sweep Me Away'. Das ist der letzte Song, den ich aufgenommen habe - eigentlich war das Album schon fertig. Aber auf ein Mal war da dieser Song, den ich einfach aufnehmen musste. Schon alleine deswegen, weil man manchmal sehr lange an einem Stück arbeiten muss, bevor es fertig ist."
Jetzt, wo Fredrika eine Scheibe aufgenommen hat, auf der schon so ziemlich alles drauf ist, was man als Musiker machen kann, fragt sich natürlich, wie es da in Zukunft weitergehen soll. "Die nächste Scheibe wird nur aus Perkussion und Flöte bestehen", lacht Fredrika, "ich habe keine Ahnung - und das ist eigentlich eine gute Sache. Ich werde meine Augen und Ohren offen halten. Ich habe schon viel gelernt, aber ich habe noch sehr viel mehr zu lernen. Ich arbeite daran und versuche so viel neue Ideen und Dinge wie möglich zu sammeln. Ich weiß also noch nicht, was ich genau machen werde, aber ich möchte immer freier in meinen Entscheidungen werden. Man muss aus seinem Rahmen ausbrechen und sich weiter entwickeln." Angesichts dessen, was Fredrika bislang vorgelegt hat, darf man sich sicher sein, dass da noch so einiges passieren wird. Wie um das zu unterstreichen, wird Fredrikas nächste Tour auch gleich eine Unplugged-Tour sein. Lassen wir uns also auch weiterhin mitreißen.

14.11.10 Heidelberg - Karlstorbahnhof
15.11.10 Frankfurt - Brotfabrik
17.11.10 Berlin - Frannz Club
18.11.10 Hamburg - Beatlemania
19.11.10 Köln - Stadtgarten
20.11.10 München - Ampere

Weitere Infos:
www.myspace.com/fredrikastahl
en.wikipedia.org/wiki/Fredrika_Stahl
www.fredrikastahl.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigabe-
Fredrika Stahl
Aktueller Tonträger:
Sweep Me Away
(Columbia/Sony Music)
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