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THE SEA AND CAKE
 
Unbemerkt unglaublich
The Sea And Cake
Es gibt Bands, die sind einfach unglaublich - und niemand merkt es. The Sea And Cake gehören ohne Zweifel dazu. Eigentlich eine Supergroup aus dem Chicagoer Thrill Jockey-Umfeld, eigentlich eine Band, die seit vielen Jahren so fantastische Platten macht, dass man sie gar nicht überhören kann. Und dennoch: Über den Geheimtipp-Status haben es Sam Prekop, Archer Prewitt, John McEntire und Erik Claridge nie hinausgebracht.
Zwölf Jahre nach ihrem sensationellen Debütalbum "Nassau" geben sich die Soundästheten auf ihrem aktuellen Werk "Everybody" rockiger, als man das von den oft federleichten, geradezu sommerlichen Popsongs mit Köpfchen der vorherigen Veröffentlichungen her kennt. Die US-Kollegen von Alternative Press beschrieben diese Veränderung bereits treffend mit: "The Sea And Cake have reconfigured pop for today's post-everything sensibilities, at once stripping it down and broadening its language." Die straightere Herangehensweise, die dem Livesound der Band wesentlich näherkommt als frühere Studioproduktionen, verspricht einiges für die in der ersten Novemberwoche anstehenden, von Gaesteliste.de präsentierten Deutschland-Konzerte der vier Herren. Am Rande der letzten Tournee der Band in unseren Breiten Ende Juni diesen Jahres trafen wir Sam Prekop in Köln, um mit ihm zunächst über Veränderungen im Allgemeinen und bei seiner Band im Speziellen zu sprechen.

"Veränderungen sind zwangsläufig", sinniert der Sänger, Gitarrist und Songschreiber des Quartetts. "Sie gehören zum Lauf der Dinge. Soweit es The Sea And Cake betrifft: Ich denke, wir haben eine lange, sanfte Entwicklung hinter uns. Wir haben ja zwischen unseren Platten bisher stets sehr ausgiebige Pausen gemacht, und diese Pausen bringen bei jeder neuen Platte automatisch ein großes Maß an Veränderungen mit sich. Die Veränderung steht bei unserem Schaffen allerdings nicht im Mittelpunkt. Wichtiger ist, dass die Musik möglich akkurat unsere Interessen zur Zeit der Entstehung einer Platte reflektiert. Ich finde auch, dass uns das bisher immer gelungen ist. Veränderungen sind eine gute Sache!"

Für gewöhnlich lassen sich Veränderungen bei Bands ganz einfach erklären: Nach zweijähriger Mammuttournee kommen die Musiker ausgebrannt nach Hause, der Sänger lässt sich scheiden, der Bassist verschwindet in der Suchtklinik und anschließend geht es mit einem neuen Produzenten an die Arbeit an einer neuen Platte. Da ist Veränderung in der Tat unausweichlich. Doch wie ist das bei The Sea And Cake, denen das typische Rockstargebaren so fernzuliegen scheint? "Die Band The Sea And Cake ist das Band, das uns verbindet, auch wenn wir längere Pausen einlegen. Allerdings halte ich es nicht für selbstverständlich, dass uns selbst nach einer längeren Auszeit sofort wieder alles in den Schoß fällt. Ich bin immer überrascht, wie schnell wir wieder alle auf einer Wellenlänge sind. Nicht, dass das ausreicht, aber es ist genug, um anzufangen!"

Der Songwriting-Prozess hat sich über all die Jahre kaum verändert. Von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen ist es immer noch Prekop, der die Grundideen zu den Stücken liefert, die dann von allen vieren zu einem richtigen Song ausgearbeitet werden. Neu dagegen ist bei "Everybody", dass erstmals nicht Schlagzeuger John McEntire als Produzent des Albums fungiert. Eine Tatsache, die zumindest für Außenstehende wie ein großer Schritt anmutet. "Das kann ich gut verstehen, auch wenn es für mich keine allzu große Bedeutung hatte. Letztlich haben wir all unsere Platten selbst und gemeinsam produziert. Der Hauptunterschied war dieses Mal, dass John von der Last befreit wurde, sich auch noch mit dem produktionstechnischen Kleinkram herumzuschlagen, auch wenn er das für gewöhnlich sehr gerne macht. Die wichtigere Veränderung war, in einem anderen Studio aufzunehmen."

Während das Quartett bisher stets in seiner Heimatstadt Chicago aufgenommen hatte, zog es sich dieses Mal in eine Kleinstadt in Michigan zurück, um das neue Werk einzuspielen. Die meisten Bands, die sich in die Einöde begeben um aufzunehmen, tun dies, um den Ablenkungen, die eine Großstadt bereithält, aus dem Weg zu gehen. Aber auch da kann man sich kaum vorstellen, dass das für eine so bodenständig erscheinende Band wie The Sea And Cake eine Rolle gespielt hat. "Das ist richtig, wir sind wirklich nicht unbedingt eine Band, für die diese Art der Abgeschiedenheit nötig erscheint", bestätigt Prekop. "Aber es gibt auch andere Dinge, die dich ablenken können. Wenn du in deiner Heimatstadt aufnimmst und nach getaner Arbeit nach Hause gehst, lenkt dich das auf irgendeine Art ab. Deshalb hatte es schon was für sich, woanders aufzunehmen, auch wenn wir dort nur eine Woche waren."

The Sea And Cake haben zwar die meisten ihrer Alben sehr schnell aufgenommen, dennoch war auch die Herangehensweise an diese Platte eine leicht veränderte. Während frühere Platten teils erst im Studio richtig Gestalt annahmen, dienten die letzten Sessions eher der Dokumentation, wie Prekop es nennt. Es war lediglich notwendig, die bereits fertig ausgearbeiteten Arrangements auf Band festzuhalten. Kein Wunder also, dass frühere Platten stets etwa so anhören, als hätte die Band versucht, ein perfektes Album aufzunehmen, während "Everybody" streckenweise eher wie ein - wenngleich sehr gelungener - Schnappschuss klingt. Deshalb zum Schluss noch die Frage: Bedeutet dies, dass wir nicht wieder vier Jahre auf die nächste Veröffentlichung warten müssen? "Wir planen in der Tat, nicht wieder so viel Zeit verstreichen zu lassen", verrät Prekop. "Wenn alles funktioniert, könnten wir bereits schon gegen Ende des Jahres mit der Arbeit zur nächsten Platte beginnen! Ich hoffe zumindest, dass das klappt. Letzten Endes liegt es an mir. Sobald sich die Idee für eine neue Platte in meinem Kopf zu formen beginnt, kann es losgehen!"
Weitere Infos:
www.theseandcake.com
en.wikipedia.org/wiki/The_Sea_and_Cake
www.thrilljockey.com/artists/?id=10047
www.movingunits.com/seaandcake
Interview: -Simon Mahler-
Foto: -Jim Newberry-
The Sea And Cake
Aktueller Tonträger:
Everybody
(Thrill Jockey/Rough Trade)
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