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ROSE
 
Keine Rosen ohne Dornen...
Rose
Rose - die eigentlich Keren heißt, aber ihren Bühnennamen dem gleichnamigen Film mit Bette Bilder entlehnt hat - ist bei unseren französischen Nachbarn der neueste Stern am Songwriter-Firmament. Diese Bezeichnung "Songwriter" ist bewusst so gewählt, denn obwohl ihr namenlose Debüt-Scheibe auf Französisch vorgetragen wird, hat sie mit Chansons nicht besonders viel am Hut. Ihr erklärtes Ziel ist es jedenfalls, dereinst, wie ihre Kolleginnen Keren Ann, Carla Bruni oder Emilie Simon auch einmal auf Englisch singen zu wollen - wofür ihr Sprachvermögen aber momentan noch nicht ausreicht. "Also ich habe zunächst Malerei studiert", erzählt Rose ihre Geschichte, "danach habe ich mich zunächst in einem sozialen Projekt um kleine Kinder gekümmert, bis ich dann im September 2005 begonnen habe, an dem Album zu arbeiten. Zu Hause habe ich immer schon gesungen und Gitarre gespielt seit ich klein war. Ich habe früher aber immer nur Cover-Songs gespielt. Meinen ersten Song habe ich erst mit 20 geschrieben. Ich habe damals aber noch kein Selbstvertrauen gehabt. Das hat sich erst geändert, als ich im Alter von 25 eine schmerzliche Trennung erlebt habe, die mich sehr getroffen hatte und die dazu führte, dass ich die Notwendigkeit erkannte, dass ich mich mit der Musik ausdrücken müsste, um diese Trennung zu verarbeiten. Da habe ich dann mein Notizbuch herausgeholt und dieses Album geschrieben."
Und auf diesem Album geht es dann um diese Trennung, nicht wahr? "Ja, die Songs gehören zusammen und erzählen eine Geschichte", bestätigt Rose, "der Typ, um den es geht, heißt Julien und so heißt auch der letzte Song auf der Scheibe. Der erste, 'La Liste' schildert den Beginn der Beziehung. Dieses war auch der erste Song, von dem ich ein Demo aufnahm. Ich habe nach einem Herausgeber gesucht und einen gefunden. Dabei hatte ich viel Glück." Auf der Scheibe gibt es auch einen Track namens "Rose". In den Liner-Notes schreibt Rose dazu, dass es ja bekanntlich keine Rosen ohne Dornen gibt. Welches sind denn die Dornen von Rose selber? "Unglücklicherweise habe ich wohl mehr Dornen als dass ich eine Rose bin", gesteht sie schmunzelnd, "aber in dem Song geht es wirklich um eine Rose. 'Rose' ist ja nur zufällig mein Künstlername. Die Rose symbolisiert für mich das Leben und die Liebe. Die Dornen stehen dafür für die Schmerzen, die Trennung, das Leiden, die zur Geburt einer Rose dazu gehören. Das Album heißt deswegen auch 'Rose', weil es um die Geburt dieses Charakters, dieses Pseudonyms geht." Der Name kommt aber doch auch von dem Film "The Rose"? "Ja, damit will ich ein wenig an mein großes Idol Janis Joplin erinnern. Das mit dem Namen habe ich übrigens auch deswegen gemacht, um nicht mit Keren Ann verwechselt zu werden. Janis Joplin habe ich erst relativ spät für mich entdeckt, aber es war eine Offenbarung. Als ich eine Dokumentation über sie sah, war das fast ein Schock für mich, denn erst da habe ich begriffen, dass man seine Passion leben muss - wie sie es getan hat." Das heißt aber nicht, dass Rose wie Janis Joplin klingt. "Oh, ich würde gerne wie sie klingen", gesteht sie, "aber im französischen ist es sehr schwer, Musik, wie ich sie mag, zu machen. Ich liebe die Songwriter und Folk und das ist für mich immer amerikanische Musik. Wenn ich einmal etwas besser Englisch lerne, dann klappt das vielleicht auch besser."
Ein Stück ist von Steffen Charron arrangiert worden... "Ja, er ist übrigens aus Deutschland", verrät Rose, "es ist ein guter Freund von mir und auch derjenige, der sich als erste mein Demo angehört hat. Durch ihn habe ich meinen Plattenvertrag bekommen. Von ihm stammen auch die Gitarren-Solos und deswegen hat er das Stück 'Sombre Con' arrangiert." Was ist denn ein "Sombre Con" - "ein düsterer Idiot"? "Ein düsterer Idiot ist jemand, der seine Chancen nicht erkennt. Ich glaube, ich habe diesen Begriff selber geprägt." Auf der Scheibe gibt es einen versteckten, 13. Track. Was ist denn dessen Funktion, wenn Rose andererseits sagt, dass die Stücke eine Geschichte erzählen? "Das Stück heißt 'Je sais plus' und es ist so, dass ich dieses Stück geschrieben habe, nachdem ich die anderen 12 Songs bereits fertig hatte. Ich fand im Tracklisting keinen Platz für dieses Stück, weil ja, wie gesagt, eine Geschichte erzählt wird. Schließlich ist dieser Song aber so eine Art Zusammenfassung der Geschichte und das Ende zugleich. Es geht darum, dass ich da über das Geschehene nachdenke. Ich wollte das Album so präsentieren, dass es auch eine Auflösung, ein Resümee gäbe. Immerhin erzähle ich hier die Geschichte meines Lebens. Dieses Stück ist mein Geschenk, der Abschluss meiner Autobiographie, wenn du so willst." Das heißt also, dass es hier nicht um fiktive Charaktere, sondern um reelle Personen geht, die dann auch noch beim Namen genannt werden. Ist das nicht ein wenig zu persönlich und ein wenig riskant? Rose zuckt mit den Schulten. "Das ist mein Leben. Ich weiß nicht, wie ich über etwas schreiben soll, das ich nicht selbst erlebt habe."
Rose
Und wie entstanden dann die Songs? "Ich bin oft im Park oder im Garten spazieren gegangen und habe dann spät in der Nacht alles aufgeschrieben." Dabei arbeitet Rose oft mit blumigen Bildern. Was hat es zum Beispiel mit den "anderen Flügeln" - "D'autres aîles" auf sich? "Also ich suche immer nach solchen Flügeln, weil ich nach jemandem suche, der mich tragen kann. Damit meine ich jemanden, der mich unterstützen kann. Im Französischen hat das Wort 'unterstützen' eine doppelte Bedeutung." Die doppelte Bedeutung von Worten scheint Rose überhaupt wichtig zu sein. "In gewisser Weise ja. Ich habe z.B. diesen Song "A l'envers" - "Gegenüber". Damit meine ich, dass ich mir selbst gegenüber stehe und immer das Gegenteil von dem tue, was ich mir eigentlich vorgenommen habe. Das ist das Problem meines Lebens." Gehört es auch dazu, Wagnisse einzugehen, wie z.B. in dem Song "Les jeux sont faîtes" angedeutet wird? "Ja, auch das ist meine Geschichte", bestätigt Rose, "ich liebe auch das Spielen, die Gefahr beim Roulette-Spielen. Das ist wie in der Liebe. Die Liebe ist auch immer eine Herausforderung und in der Liebe etwas zu gewinnen ist auch ein bisschen so, wie bei einem Glücksspiel. Nachdem ich das gesagt habe, muss ich auch sagen, dass ich heute nicht mehr so denke, aber zu dem Zeitpunkt, in dem ich dieses Lied schrieb, fühlte ich so." Was war die größte Herausforderung, als sie diese Stücke schrieb? "Die größte Herausforderung für mich als Französin war, Stücke zu schreiben, die sich nicht wie französische Chansons anhören und nicht mit französischen Klischees arbeiten. Ich will auf jeden Fall einmal etwas auf Englisch machen. Ich mag ja durchaus auch Rock Musik. Aber Rock auf Französisch funktioniert für mich einfach nicht. Ich will dann auch Texte schreiben, die auch etwas aussagen und da muss es dann auf Englisch sein." Wegen des Klanges? "Ja, im Französischen klingt es einfach nicht nach Rock'n'Roll." Es gibt aber doch französische Rockbands? "Ja, das schon, aber für mich funktioniert das nicht, Es ist eine andere Art von Energie, es ist 'French-Rock' und das ist nicht das was ich machen will. Ich will Rock machen, der auf dem Blues basiert, wie eben Janis Joplin."

Wie sieht sich Rose denn als Sängerin? "Ich sehe mich eigentlich gar nicht als Sängerin", gesteht sie, "denn ich wollte nie eine Sängerin sein, sondern eine Songwriterin. Es war halt so, dass mein Produzent mich singen hören wollte - da hatte ich Glück gehabt. Ich muss aber in Zukunft mit meiner Stimme noch arbeiten, weil ich zu viel rauche und zu viel Party mache. Ich kümmere mich momentan nicht genug um meine Stimme." Was ist denn das, was Rose heutzutage am meisten Spaß macht? "Die Bühne", antwortet sie wie aus der Pistole geschossen, "das war am Anfang allerdings nicht so. Am Anfang war das sehr schwer für mich. Auch weil ich mir unsicher war und von lauter guten Musikern umgeben war. Das war zunächst ein Albtraum für mich. Als ich allerdings die richtigen Leute kennengelernt habe, was für mich das schwierigste überhaupt war, weil ich zunächst niemanden kannte - habe ich dann auch Spaß daran gefunden und heute ist das Live-Spielen das schönste für mich." Welche Pläne gibt es für Rose in der Zukunft? "Also zunächst muss ich mal weitere Stücke schreiben. Das ist ganz schön schwierig, wie ich feststellte. Das Album selbst ist nämlich in sechs Monaten entstanden - weil alles zusammenpasste und ich etwas zu sagen hatte. Seither habe ich aber erst zwei neue Songs geschrieben - einfach weil momentan alles so schnell geht und ich keine Zeit finde. Ich bin auch glücklicher in meinem Leben und es ist deswegen schwieriger zu schreiben - weil die Themen ausgehen. Auf der Tour ist es seltsamerweise leichter, zu schreiben. Weil man nämlich alleine ist und manchmal auch ein wenig traurig, weil man von zu Hause weg ist. Die Melancholie ist nämlich immer der Ausgangspunkt für mich, einen Song zu schreiben. Ich kann nur über Dinge schreiben, die mir selbst passiert sind. Ich wäre gerne in der Lage, mich hinzusetzen und über ein bestimmtes Thema zu schreiben - wie z.B. Bob Dylan -, aber daran arbeite ich noch. Und ich will, wie gesagt, auch auf Englisch schreiben und singen." Das hat aber noch Zeit. Denn zunächst einmal wird Rose mit ihrem Debüt-Album auch hierzulande live spielen. Und - ehrlich gesagt - ist ein auf Französisch vorgetragenes Songwriter-Album zunächst einmal sehr viel charmanter als etwa eines auf Englisch mit französischem Akzent wäre. Insofern hat Rose den Umständen entsprechend eigentlich alles richtig gemacht - einfach auch deshalb, weil sie hier mit leichter Hand zwei musikalische Welten zusammenführt...

Weitere Infos:
www.rose-lesite.fr
www.myspace.com/rosekeren
www.ciaobella.fr
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Jan Welters-
Rose
Aktueller Tonträger:
Rose
(Source/EMI)
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