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HEATHER GREENE
 
Songs aus dem Koffer
Heather Greene
Heather Greene ist nicht so, wie man sich eine typische Songwriterin aus New York vorstellt - auch wenn sie eben dort mittlerweile bereits zu einer festen Größe in der unerbittlichen Live Szene zwischen Lower East Side und Greenwich Village geworden ist. Sie ist eher klein uns schmächtig von Statur, von Haus aus Pianistin, hat eine angenehm weiche Gesangsstimme und die (in Seattle eingespielten) Songs ihrer Debüt-CD "Five Dollar Dress" lassen jene urbane Rauheit, vermissen, die man aus dem Big Apple eigentlich erwartet. Vielleicht liegt das daran, dass Heather letztlich gar kein Kind dieser Stadt ist.
"Nein, ich komme eigentlich aus vielen Orten", beschreibt Heather ihren bisherigen Lebensweg, "geboren bin ich in Detroit, aufgewachsen in Massachusetts, dann lebte ich in Michigan und erst später bin ich nach New York gezogen. Die Songs auf meiner Scheibe habe ich auch dort geschrieben. Die Musik ist dann wieder ein Spiegelbild der verschiedenen Orte, an denen ich zwischenzeitlich lebte. Es befinden sich - sozusagen - eine Menge Reisen in meinen Songs. Das liegt daran, dass ich lange Zeit aus meinem Auto, aus meinem Koffer heraus lebte und lange Strecken zurücklegte, auf denen ich die Welt um mich herum beobachtete. Ich hoffe, das hört man aus meiner Musik heraus. Ich komme von überall her." Das ist ein typisch amerikanisches Sujet, nicht wahr? "Vielleicht", überlegt Heather, "das Land ist ja schließlich sehr groß. Mein Auto war eine Zeit lang meine Welt. Meine Songs basieren im Prinzip ja eher bloß auf Stimme und Klavier. Wenn man aber die anderen Zutaten dazu rechnet, dann eröffnet sich eine ganze Welt an Sounds, Einflüssen und Ideen. Das ist es, was ich erreichen wollte." "Five Dollar Dress" geht damit also über den Anspruch einer typischen New York Scheibe hinaus? "Ja, ich gebe dir ein Beispiel: Eine meiner Reisen führte mich nach Seattle, wo ich eine Show spielte. Dort lernte ich meinen späteren Produzenten, Tucker Martine, der mich überzeugte, meine Songs auf einer Scheibe zu veröffentlichen, die dann auch in Seattle eingespielt wurde." Die oben angesprochenen Zutaten beinhalten auch Streicherarrangements, die den betreffenden Tracks eine ganz eigene Dimension verleihen. Sie klingen nicht so, als seien sie nachträglich hinzugefügt worden, sondern komplimentieren die Stücke auf sehr eigentümliche Weise. "Die Streicher hat Steven Barber geschrieben - sie sind sein Verdienst", verrät Heather, "Steven ist ziemlich bekannt als Arrangeur. Er hat z.B. mit David Byrne zusammen gearbeitet. Er arbeitet auch mit Symphonieorchestern und macht Film-Musik. Ich habe ihn über einen Freund in New York kontaktiert und er hat die Parts für das Streichquartett auch geschrieben. Ich finde es sehr schön. Leider kann ich selber keine Partituren schreiben."
Was die Texte betrifft, so scheint es, dass Heather hier von eigenen Erfahrungen zehrt, die zum Teil doch recht ehrlich - vielleicht sogar ein wenig zu ehrlich - daherkommen ("You're not exactly what i wanted" singt sie z.B. in einem ihrer Songs). Doch das gehört zur Technik: "Nun, einiges ist natürlich schon autobiographisch", erläutert sie, "einiges stammt aber auch von Gesprächen, die ich mit angehört habe oder auch von Träumen. Wonach ich suche, ist eine allgemeingültige Aussage, die ich aber im Detail einer Story verpacke. Es ist schon wichtig, dass die Texte ehrlich klingen, aber ich schreibe keine Geständnisse auf. Es geht darum, eine Story zu erzählen und eine Emotion zu erwecken. Man kann ja auch nicht zuviel Persönliches in seine Songs einbauen. Man muss da schon ein wenig kreativ sein, aber ein Funken 'ich' ist in allen Songs zu finden." Das erste Stück auf der Scheibe ist "Just What I Needed" - im Prinzip eine Cover-Version von den Cars. Aber Heather hat das Stück so umgemodelt, dass es praktisch nur noch am Text zu erkennen ist. Hätte sie da nicht gleich einen eigenen, neuen Text schreiben können? "Darüber habe ich noch nie nachgedacht", zögert sie, "aber du hast Recht, das hätte ich tun sollen. Darauf bin ich einfach nicht gekommen. Es ist nur so, dass ich den Song liebe und dachte, dass er gut als Opener geeignet wäre, weil er sich in dieser Form so anhört, als wisse ich, was ich tue." Nun, man kann ja nicht an alles denken. Ein gewisses Element, was sich - zumindest ansatzweise - durch Heathers Musik zieht, sind subtile Jazz-Einflüsse. "Das stimmt", bestätigt sie, "es liegt wohl daran, dass ich Jazz generell mag - und auch daran, dass ich in New York in einem Jazz-Club gearbeitet habe und drei Jahre lang praktisch nichts anderes als Jazz gehört habe. Da bleibt natürlich etwas hängen - gewisse Harmonien, gewisse Akkorde, Song-Strukturen oder Rhythmen eben. Es ist aber auch eine bewusste Entscheidung, diese Elemente zu verwenden, weil es einfach die Songs auch interessanter machen kann." Dazu kommt dann noch eine Prise Rock. "Du meinst 'Saving Goodbye'?", fragt Heather, "als ich den Song geschrieben hatte, war es doch eher so etwas wie eine Ballade. Tucker und ich haben uns aber entschlossen, dem Song eine andere Richtung zu geben. Indem wir eine gewisse elektrische Richtung eingeschlagen haben, ergab sich so eine Rocknummer. Es ist immer gut ein wenig Abwechslung zu haben." Das gilt sicherlich auch für Heathers Gesang. Hat Heather hier eine Ausbildung genossen? "Nun, Gesangsunterricht nehme ich nicht direkt, aber ich arbeite seit zwei Jahren mit einer Stimm-Trainerin zusammen. Sie unterrichtet z.B. auch Debbie Harry. So etwas ist sehr wichtig, weil man so richtige Techniken lernt - atmen z.B. oder Entspannen oder so etwas." Was ist das Wichtige beim Singen? "Ich arbeite immer an meiner Tonlage", erklärt Heather, "das ist besonders bei Live-Auftritten wichtig. Wenn man seine Tonlage findet, dann kann man sich auf andere Sachen konzentrieren. Das hat auch ein wenig mit meinem Jazz-Background zu tun. Als Ideal sehe ich da Ella Fitzgerald. Die hat immer eine perfekte Tonlage gehabt." Was macht einen guten Song aus? "Für mich ist ein guter Song immer ein solcher, der beim Zuhörer eine gewisse Emotion hervorruft. Es muss nicht unbedingt eine musikalische Sache wie eine Hookline oder ein Riff sein. Es ist vielmehr der emotionale Eindruck, den ein Song bei mir als Zuhörer auslöst, nach dem ich suche." Und wo kommen solche Songs her? "Das ist eine gute Frage, die sich sicherlich auch viele andere Songwriter stellen", mutmaßt Heather, "die Antwort ist: Ich weiß es nicht. Es ist nicht so, dass ich mich hinsetze und mir sage, dass ich jetzt einen Song schreiben müsste. Die Songs sind einfach irgendwann da. Ich schreibe Songs seit ich sieben bin. Meinen ersten Song habe ich auf dem Spielplatz geschrieben als ich auf der Schaukel saß. Ich weiß nicht, woher dieses Bedürfnis kommt. Das heißt nicht, dass die Stücke von selber entstehen. Es braucht schon einiges an Arbeit, technischem Vermögen, Inspiration und auch die Bereitschaft zu lernen unter anderem auch aus Fehlern; wenn z.B. etwas nicht klappt oder nicht passt oder so."
Heather Greene
Nachdem Heather ihr ganzes Leben Zeit hatte, ihr Debüt-Album aufzunehmen: Wie geht es jetzt musikalisch weiter? "Nun kann ich in die Zukunft blicken und das, was ich gelernt habe, anwenden", meint Heather, "einige der Songs für die nächste Scheibe habe ich bereits fertig. Ich bin jetzt in der Lage, bessere Entscheidungen zu treffen und habe eine bessere Kontrolle über das, was ich tue." Im unübersehbaren Angebot an akustisch orientierten Songwriter-Elaboraten stellt "Five Dollar Dress" eine Ausnahme dar. Denn Heather Greene (und nicht zu vergessen Tucker Martine) gelang hier die unspektakuläre, aber elegante Verflechtung von Folk, Jazz, Pop und einer Prise Rock. Sehr viel besser kann man Scheiben dieser Art - schon gar nicht Debüt-Werke - eigentlich nicht machen.
Weitere Infos:
www.fivedollardress.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Heather Greene
Aktueller Tonträger:
Five Dollar Dress
(BHM/Zyx)
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