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JENNY LEWIS WITH THE WATSON TWINS
 
"Eine Soloplatte ist so etwas wie ein Geliebter"
Jenny Lewis With The Watson Twins
Als Frontfrau von Rilo Kiley kennen und lieben wir sie. Doch nachdem sich ihr RK-Mitstreiter Blake Sennett mit der Band The Elected (zeitweise) selbstständig gemacht hatte, wollte auch Jenny Lewis nicht mit einem Soloprojekt zurückstehen. "Rabbit Fur Coat" heißt die wunderbare Platte, auf der Jenny all das optimiert, was wir an ihr schon bei Rilo Kiley liebten. Zusätzlich wirft die kleine Amerikanerin eine zusätzliche Prise Soul und Gospel in den stilvoll zeitlosen Mix, der einige Kritiker in den Staaten bereits an die besten Werke der Singer / Songwriter-Ikone Joni Mitchell erinnerte.
Unterstützt wird sie dabei von hochkarätigen Mitstreitern wie den Zwillingen Chandra und Leigh Watson, die Jenny gesanglich im wahrsten Sinne des Wortes zur Seite stehen, sowie von Jason Boesel (Rilo Kiley), Matt Ward, Ben Gibbard (DCFC) und natürlich Conor Oberst von Bright Eyes, der Jennys Soloprojekt überhaupt erst angestoßen hatte, als er sein Team-Love-Label gründete (wo "Rabbit Fur Coat" in den Staaten erschien), wie uns Jenny unlängst in Köln verriet.

Jenny: Es stimmt, das alles war überhaupt nicht geplant. Es war eine Sache des Timings: Ich hatte einfach zu viele Songs, die ich auf Tour geschrieben hatte, und bei Rilo Kiley nicht genügend Raum, sie alle unterzubringen. Dort muss ich mir ja den Platz mit Blake teilen. Es machte deshalb einfach Sinn, den Überschuss alleine abzuarbeiten. Bis die Platte komplett fertig war, stand aber noch nicht einmal fest, ob ich sie wirklich veröffentlichen würde.

GL.de: Nachdem die Platte aber nun so gut gelungen ist, denkst du da manchmal, dass du es auch schon vor fünf Jahren einmal hättest alleine versuchen können?

Jenny: Nein. Nicht zuletzt auch deshalb nicht, weil ich bisher mit Rilo Kiley viel zu beschäftigt war. Jetzt ergab es sich, dass wir etwas Luft hatten, denn Blake ist ja auch gerade mit der neuen Platte seiner anderen Band The Elected unterwegs...

GL.de: ...und du hast ihm den Drummer gestohlen, schließlich saß Jason Boesel (von Rilo Kiley) beim ersten The Elected-Werk noch am Schlagzeug!

Jenny (lachend): Moment mal! UNSER Drummer hat sich dazu entschieden, bei mir mitzumachen, ja?

GL.de: Es gibt einige tolle Geschichten wie sich Mick Jagger und Keith Richards gegenseitig ihre Soloplatten vorgespielt haben. Angeblich hat Jagger so getan, als möge er Richards' Zeug überhaupt nicht, aber als der aus dem Raum ging, konnte er vor Begeisterung kaum an sich halten. Wie ist das bei dir und Blake?

Jenny: Blake und ich geben uns ein ehrliches Feedback. Wir sagen, was wir mögen und was nicht. So funktioniert unsere Beziehung nun einmal. Anfangs waren wir beide etwas unsicher, weil es sich ein wenig so anfühlte, als würdest du deinen Ehepartner betrügen. Eine Soloplatte ist ja so etwas wie ein Geliebter, und den willst du natürlich nicht unbedingt deinem Ehemann vorstellen. Allerdings versuchen wir uns auch bei den Soloprojekten nach allen Kräften zu unterstützen. Um auf die Mick Jagger- / Keith Richards-Geschichte einzugehen: Ich weiß nicht mehr genau, wie es war, aber sagte Richards nicht im Gegenzug, dass Jaggers Soloalbum "ein Haufen Pferdescheiße" sei?

GL.de: Bei deiner Solotournee beschränkst du dich auf deine Platte und einige unveröffentlichte Stücke. Alte Rilo Kiley-Songs gibt es keine.

Jenny: Ja, zu viel Auswahl zu haben, empfinde ich oft als Belastung. Ich hasse die frühen RK-Songs und weigere mich, sie auf Tournee zu spielen, obwohl die Leute ständig danach verlangen...

GL.de: ...und irgendwann seit unserem letzten Interview hast du dann nachgegeben und mit Rilo Kiley trotzdem "The Frug" gespielt...

Jenny: ...und jede Sekunde davon gehasst! Die Publikumsreaktion war natürlich toll, aber während die Leute vor der Bühne ausgerastet sind, ging ich durch die Hölle! Ich mag es viel lieber, meine neuesten Songs zu spielen, deshalb ist die Solotournee auch so angenehm. Ich muss die Songauswahl nicht großartig kommentieren, ich kann einfach sagen: Das sind die Stücke, die es zu hören geben wird, ihr braucht gar nicht erst nach "Glendora" zu rufen!

GL.de: Etwas überraschend war es für einige, dass du zwar alle Fäden in der Hand halten wolltest, die Platte allerdings doch als "Jenny Lewis With The Watson Twins" erscheint. Hätte dein Name alleine auf dem Cover nicht gereicht?

Jenny: Das hat vor allem ästhetische Gründe. Es gibt da eine Platte von Laura Nyro und Labelle, die für mich den Ausschlag gegeben hat, selber singen zu wollen, deshalb sollte meine Soloplatte eine Hommage an dieses Album sein. Die Songs hatte ich auch schon alle fertig geschrieben, bevor die Zwillinge dazukamen. Als die Aufnahmen dann anfingen, merkte ich aber schnell, dass es sehr angenehm war, dass sich dieses "female feeling" durch die ganze Platte zog.

GL.de: Bei unserem letzten Gespräch sagtest du noch, dass du es durchaus genießt, bei Rilo Kiley auf den Input der anderen Bandmitglieder zurückgreifen zu können. Bist du inzwischen so selbstbewusst, dass du darauf verzichten kannst?

Jenny: Bei dieser Platte wollte ich gar keine weiteren Meinungen hören. Ich wollte alle Entscheidungen alleine treffen können, das letzte Wort haben, wenn es um die Instrumentierung geht, und beim Abmischen dabei sein, um selbst dort noch einiges rauszuwerfen, damit alles so spartanisch und simpel wie möglich klingt. Das hat sich als eine sehr befreiende Erfahrung erwiesen, und ich denke, dass ich nun auch selbstbewusster zu Rilo Kiley zurückkehren kann.

GL.de: Nur selbstbewusster, oder vielleicht gar mit dem Drang, auch dort von nun an alle Entscheidungen treffen zu wollen?

Jenny: Natürlich habe ich schon jetzt eine starke Rolle, aber innerhalb der Grenzen, die es bei einer Band gibt, möchte ich selbstsicherer agieren. Ich möchte zum Beispiel nicht das Gefühl haben, absolut alles mit Blake absprechen zu müssen. Als Frau hast du es ja immer etwas schwerer in einer Band. Ich hasse es, darauf herumzureiten, aber es ist wichtig, stark zu sein und sich Respekt zu verschaffen. Sonst machst du ständig den Abwasch und räumst den Bus auf!

GL.de: Heißt das aber auch, dass du die Solo-Erfahrung so genossen hast, dass du trotz der bereits in Planung befindlichen nächsten RK-Platte weitere Alleingänge planst?

Jenny: Ja, ich denke schon, dass ich das fortführen will, aber es sollte etwas völlig anderes dabei herauskommen.

GL.de: Eine weitere Soloplatte würdest du also ohne die Watson Twins machen?

Jenny (lachend): Oh ja, beim nächsten Mal sollten es Drillinge sein!

Weitere Infos:
www.jennylewis.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Pressefreigabe-
Jenny Lewis With The Watson Twins
Aktueller Tonträger:
Rabbit Fur Coat
(Rough Trade Records/Sanctuary/Rough Trade)
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