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EPHEMERA
 
Zirkus im Kopf
Ephemera
Die Idee, sich "Eintagsfliege" zu nennen, haben die drei Mädels von der besagten norwegischen Band bestimmt schon des Öfteren bereut. Denn mit "Monolove" liegt nun bereits das fünfte Album von Jannicke Larsen, Inger Lise Størksen und Christine Sandtorv in den Regalen. War der Vorgänger "Air" (wie der Name schon andeutet) noch eher eine leichtfüßige Akustik-Pop-Scheibe, so werden auf dem neuen Werk andere Möglichkeiten ausgelotet. Alles in allem ist das neue Werk düsterer ausgefallen, die Arrangements sind noch ausgefeilter als bislang und erstmals gibt es auch Streichersätze auf einigen der Stücke. Die z.T. kindliche Naivität der Anfangstage ist damit jedenfalls ad acta gelegt.
Was ist eigentlich eine "Monolove"? "Nun, das Wort haben wir uns ausgedacht", verrät Jannicke, "es bedeutet das Gegenteil von 'Stereoliebe'. Liebe als Einbahnstraße - ohne zurückgeliebt zu werden." Ist das das Thema des Albums? "Ich denke, die Liebe als solches ist eher das Thema", überlegt Jannicke, "die Liebe ist schon wichtig im Leben, aber wir schreiben über alle möglichen Dinge." - "Ich glaube, es ist eher die Stimmung des Albums, die so beschrieben wird", ergänzt Christine. Nun gut - aber was ist denn der Grund für diese Stimmung? "Wir haben ein ganzes Jahr ununterbrochen getourt", erklärt Jannicke, "und die Songs sind eine Art Reaktion darauf. Wenn du ein ganzes Jahr unterwegs bist, dann vermisst du die alltäglichen Dinge des Lebens und du bekommst ein wenig Heimweh. Alle diese Stimmungen schlagen sich auf dem Album nieder. Es sind traurige, aber auch ein paar fröhliche Stimmungen. Zum großen Teil aber Melancholie." - "Wir haben auch begonnen, elektrische Gitarren zu spielen", ergänzt Christine, die live die "Lead-Gitarristin" ist, "außerdem konnten wir uns ein Streicherquartett leisten. Damit konnten wir natürlich mehr machen." Auf dem Album gibt es aber doch irgendwo weniger Gitarren als noch auf der letzten Scheibe, oder? "Vielleicht weniger akustische Gitarren", schränkt Christine ein, während Jannicke hinzufügt: "Wir mögen es ja auch nach wie vor, im Studio zu experimentieren. Das war für uns ja auch ein Fortschritt. Mit jedem Mal sind wir weniger ängstlich, neue Dinge auszuprobieren."
Ephemera
So weit, so gut. Dreht man indes die CD um, sind auf dem Rücken lauter Pistolen abgebildet. Ist das denn nicht vielleicht ein wenig extrem? "Das ist das kleine Geheimnis, das wir in der Tasche tragen", schmunzelt Jannicke, "es ist das, was unter der Oberfläche zu finden ist." - "Wir sind nicht einfach drei niedliche Mädels", meint Christine, "wir haben auch Pistolen." Was ist denn das verbindende Element auf der neuen Scheibe? Wie schon gesagt, sind die Themen ja recht unterschiedlich angelegt. "Ich glaube nicht, dass wir uns vorher ein Thema überlegt haben", führt Christine aus, "wir schreiben einfach immer unsere Songs, und diese Sammlung repräsentiert Ephemera 2004. [Die Scheibe erschien in Norwegen bereits vor ein paar Monaten.] Es ist nicht so, dass wir uns hinsetzen und diskutieren, über was wir schreiben sollten." - "Und da wir alle drei schreiben, könnte ich gar nicht sagen, was der rote Faden wäre", wirft Jannicke ein, "es muss immer ganz natürlich passieren. Es braucht ja immer ein Jahr, die Songs fertigzustellen, da kann man so was nicht gut planen." - "Es kommen viele Dinge hinzu", gibt Christine zu bedenken, "es ist Liebe, Kommunikation, Frustration - alles, was das Leben hergibt." - "Ich denke, aber, dass die Leute sich mit den meisten Songs identifizieren können, weil wir irgendwo ehrlich sind", überlegt Jannicke, "wir waren immer ehrlich in den Texten." Obwohl Ephemera ja kein typisches Storytelling betreiben. Die Texte werden ja nicht gerade für den Hörer ausbuchstabiert. "Das stimmt schon", räumt Jannicke ein, "unsere Stücke sind mehr so Tagebücher. Für Leute, die uns besser kennen, steht da natürlich mehr zwischen den Zeilen, als für Außenstehende. Ich kann zum Beispiel eine Menge aus Christines Texten herauslesen - obwohl sie Metaphern verwendet. Außerdem bemühst du dich natürlich auch, die Texte gar nicht zu deutlich auszuformulieren - weil du ja nicht möchtest, dass die Leute dein persönliches Leben analysieren und jedes Detail kennen. Und außerdem möchten wir natürlich auch ein wenig poetisch klingen. Du arbeitest dann für einige Zeit mit den Texten und dann verändern sie sich auch entsprechend." Und wie passt die Musik dazu? Diese ist ja auf dem neuen Album ein wenig "vertrackter" und anspruchsvoller als auf dem letzten Album. "Einiges davon war für uns schon eine gewisse Herausforderung", eröffnet Jannicke, "weil wir auch neue Sachen machten. Wir hatten z.B. vorher noch nie Ukelele gespielt und ich habe noch nie so schnell Glockenspiel gespielt wie z.B. auf 'Chaos'. Und Christine ist unsere Gitarrenheldin geworden. Ich denke, wir haben eine Menge hinzugewonnen. Wir haben uns auch selbst herausgefordert." Ist diese Scheibe im Patchwork-Verfahren zusammengeschraubt worden? Jedenfalls scheinen die Songs aus vielen verschiedenen Ebenen und Elementen zusammengesetzt worden zu sein. "Unser Studio ist so eine Art Spielzeugkiste", meint Jannicke. "Aber es ist doch so, dass wir uns Song für Song vornehmen und jeweils versuchen, diesen so interessant wie möglich zu machen", erklärt Christine, "wir waren auch ziemlich bei der Produktion involviert - zusammen mit unserem Produzenten, Yngvie Saetre. Wir haben auch einige der Basic-Tracks bei mir zu Hause aufgenommen." - "Unser Produzent ist mehr so etwas wie ein Team-Player", fügt Jannicke hinzu, "er produziert uns nicht mehr als wir uns selber. Er ist nur dazu da, das Beste aus uns herauszukitzeln und darin ist er sehr gut. Weil er uns immer das Gefühl gibt, dass wir gut bei ihm aufgehoben sind. Wir fühlen uns immer sicher und verspielt im Studio. Dennoch ist es so, dass wir gerne in den Produktionsprozess eingebunden sind." - "Das Problem dieses Mal war eher, dass wir zu viele Songs und zu viele Ideen hatten", überlegt Christine, "das war ziemlich schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen. Wir mussten eher Sachen weglassen, als etwa welche hinzuzufügen." - "Was mir an der Musik anderer Leute gefällt - wie z.B. an der von den Flaming Lips - sind die Details. Ich mag Details, weil das die Scheiben interessant macht, so dass du sie dir immer wieder anhören kannst. So etwas möchten wir auch erreichen", erklärt Jannicke, "obwohl die Songs bei uns immer am wichtigsten sind."
Ephemera
Wie kamen denn in diesem Zusammenhang die Streicherarrangements zustande? "Wir mochten immer schon Streicher", meint Jannicke, "wir haben diesen Freund, Julian Berntsen, der in Norwegen ziemlich berühmt ist und der ein großer Beatles Fan ist. Der hat die Streicherarrangements ausgearbeitet und Thomas Dahl, unser Bassist, war auch daran beteiligt. Er hat eher so einen künstlerischen Anspruch. Die Streicher auf 'Chaos' sind von Thomas." "Chaos" ist ein Song, den Christine geschrieben hat. "Ja, und die Idee für die Streicher kam auch von mir", erklärt Christine, "Thomas hat sie dann aber auf eine ganz andere Dimension gehievt." Sind denn die Strings bereits in die Songs "hineingeschrieben" worden? "Bei einigen Stücken schon", bestätigt Christine, "man hört dann für gewöhnlich nachdem ein Song fertig geschrieben ist, wenn die Melodie und die Texte stehen, wohin die Streicher am besten passen. Wir mussten uns sogar überwinden, nicht bei jedem Song Streicher zu verwenden, weil sie ja so schön sind. Das ist aber eine Budgetfrage." Im Vergleich zu den letzten Scheiben - und obwohl die Stücke selber eine gewisse düstere Grundtendenz haben - klingt das neue Album vergleichsweise verspielt. "Nun, wir haben viel getourt und wir sind jetzt auch viel bessere Musikerinnen", erklärt das Christine, "wenn du so viele Soundchecks machst, dann kommst du schonmal in Versuchung, dies und jenes auszuprobieren." - "Und wenn du dann in einem Studio bist, wo du Zugang zu allem, was da rumsteht, hast, dann ist das sehr inspirierend. Dann bekommst du gleich einen ganzen Zirkus in deinem Kopf, den du dann auch ausprobieren möchtest." Gilt das auch für die Stimmen? Auf "Monolove" finden sich einige sehr schöne Harmonien und auch einige Passagen mit Stimmen, aber ohne Worte. Offensichtlich wurde an diesem Aspekt auch gearbeitet. "Manchmal hört man schon beim komponieren, wie die Harmonien sein müssen", meint Jannicke, "wir singen schon so lange zusammen, dass wir genau wissen, wie die Harmonien klingen werden, was die anderen machen werden." Was ist denn für Ephemera selber die größte Errungenschaft, die sie mit dieser CD erreicht haben? "Ich könnte nicht ein Ding herauspicken", überlegt Christine, "für mich ist es die Summe der kleinen Schritte." - "Ich glaube, das ganze Ephemera-Ding ist heutzutage einfach selbstbewusster", fügt Jannicke hinzu, "es ist aber immer noch alles ziemlich zerbrechlich, weil so viel in den letzten zwei Jahren passiert ist. Man fühlt sich da immer noch ziemlich klein, auch wenn man groß ist. Ich meine damit, dass wir in gewissen Gegenden - z.B. in Norwegen und Japan - ziemlich berühmt sind und erst lernen mussten, mit dem Starrummel umzugehen. Das haben wir nun gelernt. Trotzdem ist es wichtig, dass wir nach wie vor auch diese Zerbrechlichkeit, diese Verletzlichkeit ausstrahlen. Auch mit der neuen CD." - "Davon handelt auch der Song 'Chaos'", wirft Christine ein, "dieser Song wurde auf der Tour geboren. Ich habe lange an dem Song herumgebastelt, bis mir selbst schließlich klar wurde, dass es darum ging, nirgendwo hinzugehören - wie eine Blume im Schnee. Das war mein Bild dafür." Nun passiert ja auf der neuen CD, wie gesagt, eine ganze Menge. Wird man das denn in Zukunft noch toppen können? "Wie die nächste CD klingen wird, können wir selber auch nicht vorhersagen", meint Jannicke, "wir schreiben aber bereits an neuen Songs. Allerdings werden wir uns in Zukunft zunächst mal etwas zurücknehmen müssen, denn wir sind jetzt zu viert. Inger Lise ist nämlich gerade schwanger und da werden wir eine kleine Pause einlegen müssen. Wir werden aber definitiv weiter Musik machen." Das bedeutet aber auch, dass es zunächst mal direkt keine Ephemera-Tour geben wird. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Albums steht nämlich zunächst mal die Geburt des vierten Ephemera-Mitgliedes an...
Weitere Infos:
www.ephemera.no
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Ephemera
Aktueller Tonträger:
Monolove
(Dustbowl/edel)
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