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ANNE MCCUE
 
The Milkman's Daughter Experience
Anne McCue
Anne McCue ist ein Name, der bei uns noch keine allzu großen Assoziationen auslösen dürfte. Die aparte Australierin hat indes mit "Roll" soeben ein sehr solides, routiniertes, ja virtuoses Blues-Rock-Album vorgelegt und ihre Biographie verrät, dass sie eine doch zumindest interessante Entwicklung durchlaufen hat. Annes musikalischen Qualitäten sind daneben wohl über jeden Zweifel erhaben, denn sie ist als Musikerin unter Kollegen hoch angesehen und sehr begehrt. So hat sie Lucinda Williams quasi adoptiert und auch mit Dave Alvin und Richard Thompson schwang sie zusammen die Gitarre. Wenn man dann noch weiß, dass Anne in den USA mittlerweile den Durchbruch geschafft hat und es sogar ein Solo-Live-Album ("Anne McCue Live: Ballad Of An Outlaw Woman") von einer ausverkauften US-Tour von ihr gibt - wenngleich dieses hierzulande, wie das Debüt-Album "Amazing Ordinary Things" nur über Amazon und ähnliche Versandhandel erhältlich ist (das aber zuverlässig, wie uns Anne versichert), dann ist das schon Grund genug, sich ein Mal mit dem Phänomen Anne McCue zu beschäftigen.
Dass der Australier den Blues mag (besonders in der Gegend um Melbourne, wo die ursprünglich aus Sydney stammende Anne ihre australische Basis hat, seit sie nach dem Tod des Vaters dort hinzog), dürfte ja mittlerweile bekannt sein. Und so verwundert es dann nicht, dass Anne - nachdem sie diverse andere Berufsmöglichkeiten ausprobiert hatte und seit sie von ihrem Bruder eine Gibson Gitarre geschenkt bekam (die sie auf dem Innencover von "Roll" in den Händen hält) - sich für diese Spielart des musikalischen Broterwerbes entschied. Durch ständiges Auftreten erwarb sie sich schnell eine gewisse Reputation als energischer Live-Act, so dass es nicht verwunderte, als Anne zusagte, eine Tour in Vietnam zu machen. Spätestens hier wird es dann abenteuerlich. Denn Vietnam ist ja nicht gerade ein Land, das man automatisch mit "touren" und "Blues" assoziiert (auch wenn es ziemlich nahe an Australien liegt). "Ja, das ist witzig", erzählt Anne, "ich spiele oft auf Blues Jams. Da lernt man eine Menge Leute kennen. Und dort ich wurde ich dann gefragt, ob ich nicht einmal Lust hätte, in Vietnam zu spielen - ausgerechnet zusammen mit diesem irischen Keyboard-Player. Mir gefiel es dann dort so gut, dass ich ein ganzes Jahr dort blieb. Es war wirklich unglaublich. Ich spielte dort wirklich eine Menge. Ursprünglich Jazz und Blues. Ich merkte dann aber schnell, dass es dort jede Menge andere Auftrittsmöglichkeiten gab - Cafés und Bars vor allen Dingen. Die Leute dort sind das ja nicht so gewohnt, und es kamen jeweils eine Menge Zuschauer, um sich das anzuhören - auch wenn sie das Material, das ich spielte, nicht kannten. Es war ein sehr schönes Erlebnis. Ich habe überall gespielt und sogar eine Band zusammengestellt, die dann alles mögliche spielte - von alternativer Country Musik bis hin zum Hardrock." Nachdem Anne ihren Bildungsurlaub beendet hatte, ging es mit ihrer musikalischen Karriere erst richtig los. Vor ihrem Vietnam Trip hatte sie bereits in der Mädelsband Monstar gespielt (was ihre Ambitionen als Bandleaderin erklärt). Danach ging sie daran im Studio von Tim Finn ihr Solo-Debüt "Amazing Ordinary Things" aufzunehmen, das indes nicht sofort veröffentlicht wurde. Denn im Anschluss daran gab es eine Episode bei der Akustik-Rock-Band Eden - mit der Anne dann den Lilith-Fair-Zirkus für sich eroberte.
Anne McCue
Erst jetzt erschien das Debüt-Album. Auf der Tour zu diesem Album lernte sie auch ihre o.a. Kollegen und Mentoren kennen. Es folgte ein Track auf dem Lucinda Williams-Tribute "Artist's Choice", den sich Lucinda ausdrücklich erbat und dann kam das Live-Album heraus, das Anne wieder von einer anderen (balladesken) Seite zeigte. Und so erstaunt es dann nicht wirklich, dass alle die oben beschriebenen Enflüsse sich musikalisch im Folgealbum "Roll" niederschlugen, das somit dann auch mehr ist als ein bloßes Blues-Album. Zwar spielt Anne eine mörderische Slide-Gitarre und zwar gibt es den einen oder anderen Blues-Rock-Track - ebenso breiten Raum nehmen jedoch auch die akustischen und reinen Rock-Elemente ein. So gibt es auch astreine Folk-Balladen mit Pop-Appeal ("50 Dollar Whore" hätte z.B. auch Aimee Mann nicht besser hinbekommen), eine Portion Country Twang und jede Menge Rock-Power. Die fast zehnminütige Impromtu-Cover-Version von Jimi Hendrix' "Machine Gun", die in einem Versuch ohne Rehearsal eingespielt wurde, ist dabei sicher das Kernstück der Scheibe. Was war denn die Idee bei den Aufnahmen zu dieser CD. "Also, ich wollte den Ansatz so simpel wie möglich halten", verrät Anne, "deswegen haben wir die Basic Tracks im Trio-Format live im Studio eingespielt. Dann haben wir Overdubs gemacht - aber diese so gering wie möglich gehalten. Höchstens mal eine Gitarre hier und da, ein paar Keyboards und natürlich die Stimmen. Es war mir wichtig, das ganze ehrlich und einfach zu halten." Was ist denn so faszinierend am Trio-Format. Da gibt's doch mehr Arbeit für die Gitarristin, oder? "Ja, das schon, aber das ist ja der Grund, warum ich es mag. Man hat dann Freiheit sich auszudrücken, wie man möchte. Ich mag auch selber gerne Trios. Vor allen Dingen natürlich Jimi Hendrix." Jimi Hendrix scheint eine große Rolle in Anness Welt zu spielen. Neben "Machine Gun" gibt es auch noch andere Hendrix-Nummern in ihrem Repertoire (z.B. "Voodoo Chile"). "Jimi symbolisiert für mich Freiheit", erklärt Anne, "auf der Gitarre, als Gitarrist folgt er keinen Regeln. Er ist wie ein Expressionist. Er ist das Original. Niemand anderes ist je an ihn herangekommen. Deswegen ist er so wichtig für mich. Und 'Machine Gun' ist eines der ehrlichsten, kraftvollsten Stücke, das ich kenne." Anne schreibt ja gemeinhin ihre Songs alle selber. Wie sieht sie sich denn selber als Künstlerin, was ist ihr am wichtigsten? "Ich begann in dem Augenblick Songs zu schreiben, in dem ich meine Gitarre zur Hand nahm", erinnert sie sich, "ich sehe mich selber auch als vornehmlich als Gitarristin. Das wichtigste hierbei ist mir persönlich, mit der Gitarre irgendeine Art von Emotion auszulösen. Das ist eigentlich auch schon alles. Einige meiner Songs sind autobiographisch, aber ich mag es auch Filme oder die Erlebnisse anderer Leute zu verarbeiten. Die Songs entstehen, indem ich meine Gitarre spiele. Ich muss eine Menge darauf herumklimpern und dann schält sich irgendwann etwas dabei heraus. Egal ob es Blues oder Rock oder Folk ist. Das ist mir eigentlich ziemlich egal. Ich setze mich nicht mit dem Plan hin, ein bestimmtes Stück zu schreiben." Wenn man sich dann aber ihre Texte anschaut, gibt es einige Überraschungen. Für jemanden, der sich zunächst als Musiker sieht - wie Anne - für den dann also die Texte eher Mittel zum Zweck sind, sind diese ganz schön aussagekräftig und arbeiten mit ungewohnt harschen Mitteln. So enthält der Song "Gandhi" z.B. folgende Zeilen: "I wanted to be like Jesus but I turned out like Judas / I wanted to be like Buddha but I turned out like Nixon / I wanted to be like Gandhi but I turned out like Hitler" Und dann gibt es ja noch die eben auch nicht zartbesaitete "50 Dollar Whore". Sicher, so finden sich auch versöhnliche autobiographische Nummern wie "Milkman's Daughter" (was Anne tatsächlich ist), aber warum gibt es andererseits diese Härte in einigen Textpassagen? "Also, ich finde die Bilder gar nicht so drastisch", widerspricht Anne, "ich arbeite hart an meinen Texten und ich will etwas aussagen. Ich versuche, meine Gedanken auszudrücken und ich denke, man sollte nicht davor Angst haben, starke Bilder zu verwenden. Ich mag z.B. Leute wie Leonard Cohen. Ich mag überhaupt Leute, die Dinge sagen, die vor ihnen noch keiner gesagt hat. Und so etwas möchte ich auch erreichen." Wonach sucht Anne denn, wenn sie einen Song schreibt. "Nun, ich möchte die Wahrheit hören, jedenfalls zu einem gewissen Grad, und keine beschönigenden Bilder. Und musikalisch mag ich immer einfacherer Sachen. Ich mag Gitarren, das ist ja nicht zu verleugnen und ich will nicht anmaßend erscheinen. Ich weiß nicht: Für mich gilt - je einfacher, desto besser." Und das kommt von jemandem, der Jimi Hendrix als Leitfigur anführt? "Nun, das ist einfach der Moment in meinem Leben, an dem ich mich gerade befinde. So fühle ich mich gerade und das möchte ich gerade. Das kann sich ja wieder ändern. Aber wenn man sich dem Blues zuwendet, dann ist der ja auch immer ziemlich simpel. Ich möchte damit nicht sagen, dass ich wie die alten Blueser spielen möchte, aber als Ausgangspunkt ist das schon die richtige Adresse. Wenn man etwas gut spielen kann, dann muss es nicht kompliziert sein. Das ist auch der Grund, warum ich den Live-Ansatz bei den Plattenaufnahmen gewählt habe. Ich mag auch Scheiben, die mit einem kleinen Budget aufgenommen wurden. Weil man dann einfach live spielen musste. Auf diese Weise kannst du ja auch sehr viel mehr Emotionen einfangen. Und das ist es ja , was mir besonders am Herzen liegt. Das Album habe ich deswegen auch 'Roll' genannt. Lass' es einfach laufen. Das ist ein guter Titel. Es kann auch Rock'n'Roll heißen und der Song 'Roll' handelt vom Tour-Leben." Gibt es denn irgendetwas spezifisch Australisches in Annes Musik? (Dazu muss noch erwähnt werden, dass ihr Akzent breiter ist als der Ayers Rock.) "Wenn überhaupt, dann ist 'Milkman's Daughter' ziemlich australisch - wegen des Inhaltes. Abgesehen davon denke ich, ist aber nichts Australisches drauf. Ich mag ja eine Menge alten Blues und auch Sachen wie Django Reinhardt und auch Jazz - das ist ja alles nicht wirklich Australisch". Hinzu kommt ja auch, dass Annes eigene Musik ja möglichst zeitlos und herkunftsmäßig unspezifisch sein möchte. So lange ein Funken Wahrheit darin steckt und irgendwelche Emotionen ausgelöst werden, hat Anne McCue ihr Ziel dann ja auch erreicht...
Weitere Infos:
www.annemccue.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Anne McCue
Aktueller Tonträger:
Roll
(Cooking Vinyl/Indigo)
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