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THE BEES
 
Ein Teil Realität und ein Teil Fantasie
The Bees
Die Bees sind jene Band, die vor zwei Jahren mit ihrem unerschütterlichen Garagen-Soul-Album "Sunshine Hit Me" die Isle Of Wight auf die musikalische Landkarte holten. (Mittlerweile ist ja noch ihr Kumpel Drew Kennet dazugekommen) Vergleicht man diesen Erstling und die neue Scheibe, "Free The Bees", so stutzt man zunächst mal bei den Liner Notes. Entstand das Debüt nämlich noch in der heimischen Gartenlaube, nahmen die Jungs auf Anregung ihrer Plattenfirma ihr neues Werk in den Abbey Road Studios auf - und saßen (wie jeder, der nach 1970 dort war) ehrfürchtig an dem Piano, an dem Paule "Lady Madonna" spielte. Wenn das mal nicht der Prototyp eines Quantensprunges ist!
Wie war das denn so und wie kam es dazu? "Ja, das war schon eine etwas andere Erfahrung", murmelt Bee-Gitarrero Kris Birkin, "wir sind dieses Mal als Band, zu sechst, ins Studio gegangen. Das gab eine wirklich gute Atmosphäre und wir haben uns gegenseitig angespornt." - "Das erste Album haben Paul und ich ja alleine in unserer Gartenlaube aufgenommen", ergänzt Aaron Fletcher, neben Paul Butler die andere Ur-Biene, "wir hatten damals ja gerade mal einen Namen und noch keine Band. Als wir aber die Band hatten, hat sich uns überhaupt erst unsere musikalische Zukunft offenbart. Wir haben zwar jetzt unser eigenes, neues Studio - das aber natürlich nicht wie Abbey Road eingerichtet ist." Dass Aaron und die Bees die Beatles (und die Stones, James Brown, Lee Scratch Perry, The Kinks und Brian Wilson) gut finden, hört man ihrer Musik auch an. Ihr Sound ist ein Mischmasch all dessen, was die Musik der 60s und 70s auszeichnete. Nun, viele Bands wollen klingen wie die Bees, aber nur diese tun es. Was ist also das Geheimnis? "Das ist relativ einfach", erläutert Aaron, "wir hören uns Scheiben von den Beatles oder James Brown an und versuchen dann, herauszufinden, wie die das gemacht haben und wir machen es dann genau so. Alles direkt auf's Band, keine digitalen Prozesse." - "Wenn du sagst, dass nicht viele Bands wie wir klingen", ergänzt Kris, "dann hat das sicher damit zu tun, dass die sich dem anpassen, was die Plattenfirmen wünschen. Wir haben es aber deutlich gemacht, dass wir unseren Sound behalten wollen und eben keine hippen Produzenten. Das war ein Wagnis, aber als die bei Virgin hörten, was wir machen, haben sie uns gewähren lassen. Es ging darum, uns gegenüber der Plattenfirma zu behaupten." Und wie ist die neue Scheibe dann entstanden? "Wir hatten ja mal gesagt, dass wir die Isle of Wight niemals verlassen würden - aber als sich die Möglichkeit ergab, in Abbey Road aufzunehmen, als wir bei Virgin unterzeichnet haben, haben wir diesen Vorsatz natürlich fallen gelassen. Wir hatten sofort nach 'Sunshine' begonnen, neue Songs zu schreiben. Als wir ca. 30 zusammen hatten - alles verschiedene Stile, wie du dir vorstellen kannst -, haben wir dann welche davon ausgewählt. Hierbei haben wir bewusst die schnelleren Tracks bevorzugt. Wir wollten, dass diese Scheibe einen aggressiveren Touch hat - mit mehr Gitarren und so."
Für eine Scheibe, die heutzutage erscheint, klingt "Free The Bees" vergleichsweise ruppig. Das ist nicht das, was man in den Charts gemeinhin findet - im Gegensatz zum Beispiel zu den 60s. "Es ist ja auch falsch, wie im Radio klingen zu wollen", meint Aaron, "diesen Pfad wollen wir nicht verfolgen. Wir möchten mit uns glücklich sein. Das schöne bei Virgin ist, dass wir da in einer Linie mit Daft Punk oder Lenny Kravitz stehen. Darauf sind wir stolz. Wir sind in England übrigens trotzdem in die Charts gekommen - auf Platz 31 mit unserer ersten Single. Vielleicht ist unser Sound ja auch unser Vorteil. Aber andererseits ist es natürlich schon schade, dass das Zeug in den Charts alles gleich klingt." Ist es auch für die Bees noch wichtig, die Songs auf der Isle of Wight zu schreiben? "Ja, absolut", pflichtet Kris bei, "die Insel ist für uns ein großer Faktor. Es ist wie eine zweischneidige Klinge. Einerseits ist es gut, isoliert zu arbeiten, weil du damit natürlich nicht in den direkten Wettbewerb mit anderen Bands trittst und dich vielleicht genötigt siehst, wie eine andere klingen zu wollen. So können wir sehr leicht unseren eigenen Stil erarbeiten. Andererseits geht es in den Songs natürlich auch um andere Themen als die Insel. Wir müssen also auch über unseren Tellerrand hinausschauen." Wovon handeln die Texte denn? Sie sind ja nicht so simpel und geradlinig wie z.B. die vom Inselkollegen Drew. "Genau, das ist auch meine Absicht", meint Texter Aaron, "ich versuche sie immer so offen wie möglich zu halten. Ich will nicht erklären, wie ich mich fühle. Ich betrachte mich als kreativer Songwriter und ich will, dass die Leute sich die Musik anhören und auch die Texte. Die Fans sollen sich auf die Texte und nicht den Typ, der die Texte singt, konzentrieren. Die Regel ist: Ein Teil Realität und ein Teil Fantasie. Da kann jeder was mit anfangen. Ich denke, die Beatles und die Stones haben das auch ganz gut drauf." Woher kommt eigentlich das Instrumental "The Russian"? "Wir haben immer schon Instrumentals geschrieben. Tim Parkin, unser Trompeter, setzte sich ans Klavier und hatte die Idee für den Song. Es klang wie ein russisch angehauchtes Thema für einen Agentenfilm, der in Jamaika spielt, wenn du weißt, was ich meine", erklärt Aaron. Instrumentals schön und gut - aber sind denn nicht bei den Bees eher die Gesangsharmonien wichtig? "Schon, aber nicht mehr so sehr wie früher", schränkt Aaron ein, "das hängt damit zusammen, dass Paul jetzt wirklich seine eigene Stimme gefunden hat. Er schreit und jault dieses Mal ja geradezu. Daran hat er lange gearbeitet. Und das ist wichtig für diese Scheibe, weil Paul das bisher nicht gemacht hatte. Das ist eben die Weiterentwicklung von einer Scheibe zur nächsten. Wir haben das dann bewusst als Stilmittel eingesetzt, um mehr nach den Stones oder den Kinks zu klingen."
The Bees
Das mal vorangestellt, muss man aber doch feststellen, dass die Bees - anders als viele andere Retro-Bands - sich nicht auf einen bestimmten Typ festgelegt haben. Man kann sie nicht gut mit EINER Band jener Ära vergleichen. Liegt das vielleicht daran, dass die Jungs nicht als reine Gitarrenband auftreten, sondern auch ein Herz für Keyboards oder Bläser haben? "Als wir in Abbey Road waren, konnten wir die Pianos verwenden, die die Beatles gespielt haben", schwärmt Aaron, "das war natürlich ein ganz besonderes Erlebnis. Aber ja: Kein einzelnes Instrument steht bei uns im Mittelpunkt. Es geht immer um einzelne Teile, die zusammen ein rundes Ganzes ergeben." - "Außerdem hat ja jeder seinen eigenen Geschmack, nicht wahr", ergänzt Kris, "und so kommt es, dass jeder Song von uns unterschiedlich klingt." Was war denn für die Bees das wichtigste an der neuen Scheibe? "Wir wollten nicht diesen Effekt haben, dass wir eine gute Scheibe haben, die jeder für fünf Minuten gut findet, die aber eine Woche später schon wieder vergessen ist", führt Kris aus, "dafür haben wir zuviel Arbeit da reingesteckt." - "Wir sind keine Rockstars", fügt Aaron wiederum hinzu, "ich meine, wir hätten nichts dagegen - aber darüber denken wir nicht nach. Worüber wir allerdings ständig nachdenken ist Musik." Wenn die Bees nun also keine Rockstars sein möchten, was möchten sie denn? "Äh", überlegt Aaron, "was mir möchten, ist zeitlose Musik zu machen, die sich die Leute anhören können - entweder live oder zu Hause - und die ihnen dann ein wenig in ihrem jeweiligen Leben weiterhilft." Wie soll es denn weitergehen? Sehr viel mehr kann man ja auf die Bees-Musik nicht draufpacken, ohne dass diese unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbräche, nicht wahr? "Ja, ich weiß, was du damit meinst", räumt Kris ein, "wir möchten auf jeden Fall so natürlich wie möglich bleiben. Wir haben auch schon drüber nachgedacht. Wir werden wohl eher versuchen, etwas anderes zu machen als dieses Mal - wobei wir noch nicht wissen, was das sein könnte." - "Es geht bei uns ja auch immer um das Entdecken", überlegt Aaron, "wenn ein paar Musiker ihre Instrumente spielen, entsteht ja auch immer irgendetwas dabei. Das finden wir schon sehr aufregend. So arbeiten wir." Okay. Da bleibt noch die Frage, warum die Scheibe "Befreit die Bienen" heißt. Befreien von was? Und warum? "Also, das war unser Fehler, dass wir die Scheibe so genannt haben", kratzt sich Aaron am Kopf, "es soll bei den Songs darauf um Freiheit gehen. Bienen sind ja auch freie Tiere. Das wollten wir damit ausdrücken. Es ist ein bisschen missverständlich rübergekommen..."
Weitere Infos:
www.thebees.info
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
The Bees
Aktueller Tonträger:
Free The Bees
(Labels/Virgin/EMI)

 
 

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