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JANSEN
 
Des nassen Pudels Kern
Jansen
What you see is what you get: Das neue Album von Krefelds beliebtester Band mit einem drehbaren Sternenhimmel heißt "Für 10 Euro nasse Hunde", zeigt auf dem Cover einen ebensolchen (in dem Fall Maestro Markus Maria Jansen), die CD soll tatsächlich nur 10 Euro kosten und die besagten nassen Hunde sind dann wahrscheinlich die Songs - oder? "Jansen ist ein nasser Hund und jeder Song ist ein nasser Hund", erläutert Markus den psychologischen Überbau, der sich hinter dem sozialistisch anmutenden Bonmot verbirgt, "er stinkt ein bisschen und schüttelt sich und macht auch alle nass, die ihm zu nah kommen. Dann wedelt er mit dem Schwanz und einige wenden sich angeekelt ab ('Hau bloß ab, du Köter!'). Andere streicheln ihn trotzdem und geben ihm was zu fressen." Das umschreibt dann ja auch ganz ansehnlich den Status von Jansen, der Band. Mit ihren Versatzstücken aus Rock, Moritat, Kirmesmusik, Kunst-, Jazz- und Blasmusik haben sich die Jungs ja eine ziemlich einzigartige musikalische Nische erspielt, die eben nun mal polarisiert.
Wie ist das denn mit den 10 Euro geplant - ist das ein Witz oder wie kommt man da über die Runden? "Ich wollte immer schon eine CD für einen angemessenen Preis verkaufen", verrät Markus, "einerseits kann man heute eine CD wesentlich billiger herstellen als noch vor Jahren. Studiokosten fallen zum größten Teil weg. Andererseits ist Musik zu einer Art Fastfood-Produkt degeneriert. Durch unüberschaubare Masse und viel schlechte Qualität, was ja auch durch den ersten Punkt bedingt wird. Man muss sich kümmern und auf Tipps hoffen, um die Perlen zu entdecken. Und dann gibt's die Platte nicht bei deinem Höker um die Ecke. Wir versuchen uns zu positionieren durch Qualität zum fairen Preis. Hört sich Scheiße an, ist aber glaub ich ein guter Versuch." Zumindest einer, der mal gewagt werden musste. Wäre ja auch zu schön, wenn das - also das Feilbieten der Musik zu vernünftigen Preisen - der Ausweg aus der Misere der Musikbranche wäre (Und das vermuten ja so einige). Kommen wir zur Musik: Was ist die Funktion des instrumentellen Intros? Es ist ja sehr - wie soll man sagen - kontemplativ und beschaulich und wird auch öfter ausgebremst. Welche Stimmung sollte hier ausgedrückt werden und warum wird da eine Beatbox eingesetzt - was Jansen ja ansonsten nicht machen? "Das war das Introstück von 'Werther In New York' von Tim Staffel aus dem Theater Oberhausen, zu dem ich die Musik geschrieben habe", erklärt Markus, "die Inszenierung spielte in einer Bar und Markus Türk [die Jansen 1-Mann-Blaskapelle] und ich waren zu zweit die Barkapelle. Da habe ich viel mit alten Tanzmuckerngeräten gearbeitet. In der Jansen-Bandversion ist davon dann was hängengeblieben. Ist ja auch nichts anderes als ein Sample." Als Markus neulich im Duett mit Philip im Vorprogramm von Sophia auftraten, hatte er eine (teure) Gretsch-Gitarre, die indes genau so klang, wie seine bisherige Sperrholzgitarre. Es scheint also doch so etwas wie einen Jansen-Gitarrensound zu geben, oder? "Ich hab so ein Korg-Effektgerät, da klingen alle Gitarren gleich", verrät Markus, "vielleicht machen das aber auch meine Finger oder der Soundmann. Keine Ahnung, ich versuch eigentlich immer so wenig Effekte wie möglich zu benutzen und die Gitarre und den AMP klingen zu lassen. Bei mir zu Hause klingen die beiden Gitarren schon sehr, sehr anders."
Die neue CD ist ja irgendwie auch die bislang undüsterste. Was ist passiert, woher kommt die doch zumindest nicht mehr morbide, gleichmütige Grundstimmung? "Sehr interessant diese Einschätzung. Kann ich eigentlich gar nicht beantworten", räumt Markus ein, "es sind ca. fünf Stücke drauf, die ich für verschiedene Theaterinszenierungen geschrieben habe. Soundmässig habe ich mich wieder eher natürlich orientiert. Wie bei der ersten Jansen-Scheibe. Ich wollte den Orginalraum (mein Dachstudio klingt ja wunderbar. Ich hab teilweise die Bläser frei im Raum spielen lassen und nur mit einem entferntem Mikro im verglasten Bad aufgenommen) klingen lassen und nicht so viel EQs und digitale Sachen verwenden." Es geht dieses Mal ja zuweilen auch ganz schön laut und / oder poppig zur Sache. Arbeitet Jansen jetzt doch in Richtung Boygroup? "Ganz schön alte Boygroup! Ich hoffe es wird 'populär'", überlegt Markus, "mir kommt's nicht poppiger und lauter vor. Ich hab vielleicht nicht den Abstand dazu. Eine CD ist immer nur ein Fragment des Ganzen. Einige Songs spielen wir ja schon länger live. 'Die Axt hervor' ist z. B. schon ein sehr alter Song zu dessen Bedeutung ich selber nur noch assoziativen Zugang habe, was ihn für mich nicht gerade unspannender macht. Dann die Theatersongs, 'Alles ist Erinnerung' und auch 'Work in Progress' und jetzt mein fragmentarisches Tagebuch." Was hat es mit dem Wolf aus dem Babel-Song auf sich? Wer ist der Wolf und für was steht so einer? (Im Jansen Super-8 Film gab's ja zumindest auch eine Wolfsmaske). "Der Urvater aller nassen Hunde! Auch ein Song aus 'Werther'..." Nachdem sie - s.o. - musikalisch den Nischensound ja ziemlich definitiv definiert haben, fragt es sich, wie Jansen versuchen, diesen zu variieren und am Leben zu halten? "Das ist nur unterbewusst und eigentlich egal", stellt Markus fest, "ich schreibe Songs, sehe zu, dass sie mir gefallen und verwirkliche Ideen und Sounds, die meiner Meinung passen und schön oder auch großartig schrecklich klingen. Die Band gibt ihren Sound und Inspiration mit ihren wunderbaren Fähigkeiten hinzu." Wo sieht Markus denn die Zukunft der Musik, generell und auf Jansen bezogen? "Musik zu erfinden und auf die Bühne zu bringen ist das GRÖSSTE!", schwärmt Markus, "...bis der Arsch im Sarge liegt. Ich bin sehr dankbar, diese Möglichkeit zu haben und kann immer wieder alle küssen, die mir die Möglichkeit dazu geben. Wo es hinführt weiß keiner, das ist das Schöne! Wir lassen uns überraschen. Die ganze Industrie wird es nicht schaffen, die Musik zu töten."
Jansen
Markus hat ja auch als Produzent mit Paul James Berry auf dessen neuer Scheibe "Nations" zusammengearbeitet. Herausgekommen ist - zufällig? - Pauls bisher schlüssigstes und zugänglichstes Werk. "Der Deal war der", erinnert sich Markus, "ich produziere PJB und King-Ink - seine Agentur - macht für Jansen die Promo. Ich war teilweise bei den Aufnahmesessions dabei und habe meine Meinung gesagt. Ich habe dann die Aufnahmen mit nach Krefeld genommen und dort, wo ich es für gut erachtete, etwas hinzugefügt (...mit Hilfe der Jansens!) . Dann ist Paul noch mal nach Krefeld gekommen und wir haben zusammen noch ein paar Spuren hingebastelt, diskutiert usw. Gemischt haben wir dann zusammen in Ratingen, wo Engineer Heinz eine gute Arbeit gemacht hat. Am Ende ist das Album dann zu 99% so geworden, wie ich es mir gewünscht habe." Wann steht denn die nächste "richtige" Tour an, und was gibt's da zu erleben? "Ich sitz' gerade im Dramaturgenbüro vom Staatstheater Darmstadt und schreibe diese Mail fertig. Wir sind am Anfang der Proben zu 'Iron John', einer Art Musical, zu dem ich die Musik und zusammen mit dem Regisseur Kay Voges auch den Text geschrieben habe. Bis auf die Sonntage werde ich bis zur Premiere am 5. Juni vorwiegend in Darmstadt sein. Zu 'Iron John' wird es auch ein Jansen-Album geben (VÖ voraus. im Juni / Juli). Letzte Woche hab ich mit Michael Schwabe in Düsseldorf im Monoposto-Studio gemastert. Das ist im Moment eine Menge Arbeit. Dies ist die erste Platte mit Songs, die wir nie zusammen vor den Aufnahmen geprobt haben. Die anderen haben ihre Spuren über meine Demos aufgenommen. Jetzt proben sie ohne mich in Krefeld die Songs und werden in den letzten beiden Probewochen in die Produktion hier einsteigen. Bis zum 3. Juli sind dann sieben Vorstellungen, zwischen denen wir ein paar spontane Warmups im Süden einstreuen wollen. Ende Juli, Anfang August spielen wir dann eine Woche in Litauen und vielleicht drei, vier Gigs in New York. Dann kommt die 'Nasse Hunde'-DVD raus, eine Low- Budget-DVD, zu der viele Freunde mit viel Einsatz und null Knete Kurzfilme zu den einzelnen Songs (+ Singlebonustracks) gedreht haben. Dazu gibt's noch unsere bisherigen Videos. Das wird für mich sehr spannend. Was ich bis jetzt gesehen habe, hat mich begeistert. Im Sept. und Dez. kommen dann endlich die nassen Hunde hier in Deutschland auf die Bühne. So, ich mach mich gleich auf den Weg nach Krefeld, die Probe morgen fällt wegen Krankheit aus. Zwei Tage Zuhause. Schön!!" Man merkt schon: So richtig langweilig wird's den Jansens so schnell nicht - es gibt ja immer was zu tun. Und wenn nicht mal die Industrie es schafft, die Musik zu töten, dann gibt es ja noch Hoffnung - auch für nasse Hunde.
Weitere Infos:
www.fuego.de/jansen/
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Jansen
Aktueller Tonträger:
Für 10 Euro nasse Hunde
(Rent A Dog/Alive)
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