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Interview-Archiv

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KATE ROGERS
 
Kein Poster-Girl
Kate Rogers
Kate Rogers mag zwar ihren Lebensmittelpunkt in Kanada haben - da aber eben dort nicht gerade der Nabel der Rock-Welt ist, arbeitet sie momentan von England aus. Und das, obwohl die Musik ihrer Solo Debüt CD "St. Eustacia" eher von amerikanischen Traditionen geprägt ist. Doch davon später mehr. Zunächst einmal möchten wir wissen, wie die Achse Kanada / England etabliert wurde. "Gute Frage", lacht Kate, die sich zum Zeitpunkt des Interviews gerade auf einem Bahnhof aufhält, "ich lebe zwar die meiste Zeit in Kanada, aber mein Label, Grand Central, ist in Manchester. Und hier mache ich momentan Presse und spiele Shows." Grand Central ist auch das Label, womit für Kate musikalisch alles begann.
"Meine Geschichte ist ziemlich abwechslungsreich", erzählt Kate, "als ich sehr jung war, begann ich klassisch zu singen. Ich träumte davon ein Broadway Star zu werden. Dieser Traum verflüchtigte sich aber, als ich ein Teenager war. Ich strebte dann das Modefach an. Mark Ray von Grand Central, der mein Cousin ist, besuchte uns in Kanada und überzeugte mich als ich 20 war, es wieder mit der Musik zu versuchen. Grand Central hatte gerade den Betrieb aufgenommen. Ich ging also nach England, sang auf ein paar Grand Central Scheiben mit (z.B. bei dem Projekt Aim) und jetzt, sieben Jahre später, habe ich eine eigene Scheibe." Die sich aber überhaupt nicht mehr nach klassischen Einflüssen anhört. "Nun, klassische Musik ist sehr strukturiert. Ich habe auf der königlichen Akademie studiert, da bekommst du das sehr schnell mit. In meiner Jugend entdeckte ich dann aber alle möglichen Arten von Musik und bewegte mich weg von der Klassik. Ich weiß gar nicht, wie man meine Art von Musik bezeichnen soll, aber sie hat sehr viel mehr mit Roots, Folk und Americana zu tun." Das herausragende Merkmal auf Kates Scheibe ist zweifelsohne ihr glasklarer, ausdrucksstarker Gesang. Mit einer Stimme wie dieser hätte sie doch eigentlich alles machen können. Z.B. eine lukrative Pop-Scheibe. "Wenn das nur so wäre", lacht sie, "ich weiß nicht. Für mich ist die Art, auf die ich singe, sehr natürlich. Ich denke, es ist ehrlicher als klassische Musik, die sehr streng ist. Damit hatte ich immer Schwierigkeiten. Weil man sich dazu disziplinieren muss, auf eine bestimmte Art zu singen, bestimmten Erwartungen zu entsprechen und bestimmte Sounds zu machen - wenn man z.B. eine Prüfung bestehen will. Heutzutage belaste ich mich nicht mehr mit dem Druck, perfekt sein zu müssen. Ich mag es, relaxter und ehrlicher zu sein. Ich denke nämlich, dass sich z.B. das Gefühl besser transportieren lässt, wenn man sich nicht damit beschäftigen muss, einen bestimmten Ton oder eine Note exakt zu treffen."
Kate Rogers
Wie sieht es denn mit dem klassischen Background aus? Viele Leute mit klassischer Ausbildung (zuletzt Julie Delpy) sagen ja, dass man das alles vergessen muss, wenn man zeitgemäße Musik machen möchte. "Das Beste, das ich in diesem Zusammenhang gelernt habe, ist die Atemtechnick. Und die verwende ich heute auch noch. So kann ich z.B. die Töne länger halten. Ich versuche also nicht, es zu vergessen. Es geht darum, es unbewusst anzuwenden." Was uns wieder zu Kates Gesang zurückführt. Wer oder was oder wo ist aber das im Titel besungene "St. Eustacia"? "Mein musikalischer Partner, Matthew Bannister, mit dem ich eine Menge der Stücke auf dem Album geschrieben habe, verbringt jedes Jahr seine Ferien in der Karibik. Dort fand er die Insel St. Eustacia. Er nannte eines der Instrumentals, das er zu den Songwriting Sessions mitbrachte so und es gefiel mir so gut, dass wir es behielten. Ich fand es nämlich nett, dass wir damit etwas hatten, was nicht sofort wiederzuerkennen ist." Daran scheint Kate einiges zu liegen - denn auf der CD ist z.B. kein Foto von ihr zu finden. Was ist der Grund dafür? "Nun ja, ich habe es bislang vermieden, mich fotografieren zu lassen", gesteht sie, "ich wollte auf jeden Fall vermeiden, mein Aussehen mit der Musik in Verbindung zu bringen. Es ist nämlich so, dass man sich automatisch Vorstellungen davon macht, welche Art von Person auf einem Foto zu sehen ist. Mir ist aufgefallen, dass viele Künstlerinnen zuerst ihr Bild auf die CD pappen. Das wollte ich aber aus diesem Grund vermeiden." Ist das eigentlich ein kanadisches Problem? Melissa Auf der Maur und Suzy Ungerleider haben uns ja quasi das Gleiche erzählt. "Und nicht zu vergessen Kathleen Edwards", ergänzt Kate, "nein, ich denke nicht, dass das ein kanadisches Ding ist. Ich mochte einfach, dass niemand wusste, wie ich aussehe. Ich mag die Freiheit, die mir das gibt. Ich mag es nicht, in eine Schublade gesteckt zu werden. Es ist ein persönliches Ding." Nun gut: Es muss ja auch nicht immer gleich ein Poster-Girl sein. Das mit der Schublade bezieht sich aber ja wohl auch auf Kates Musik, die sich ja auch keinem bestimmten Image zuordnen lässt, nicht wahr? "Das stimmt", pflichtet Kate bei, "wirklich - wenn mich jemand fragt, welche Art von Musik ich mache, kann ich es nicht beantworten. Es sind zu viele verschiedene Genres und ich möchte es auch gar nicht zuordnen." Was ist denn für Kate der rote Faden, der alles zusammenhält - einmal abgesehen von ihrem Gesang? "Das ist eine gute Frage", seufzt sie, "Ich weiß gar nicht, ich glaube der Titel hält alles zusammen. Das ist der Song, der am natürlichsten entstand, der aus mir herausgeflossen ist und der alles enthält, was ich sagen möchte." Was möchte Kate denn sagen? Ihre Texte ragen mit ihren intelligenten Wendungen und philosophischen Phrasierungen nämlich deutlich über das belanglose Gemurmel vieler Storyteller-Songwriter hinaus. "Manchmal funktioniert das mit den Texten ziemlich gut, manchmal ist es aber auch die Hölle", erzählt Kate, "ich möchte nämlich nichts schreiben, woran ich selber nicht glaube. Und ich unternehme bewusste Anstrengungen, keine gewöhnlichen Reime zu verwenden oder Dinge, die die Leute einfach nicht mehr hören möchten, weil sie so abgegriffen sind. Wenn ich einen Song schreibe, muss ich sichergehen, etwas zu sagen zu haben und eine Geschichte zu haben, bevor ich überhaupt beginne. Die Melodie kommt meistens zuerst, so dass ich etwas habe, worauf ich aufbauen kann. Manchmal ist es aber auch umgekehrt."
Kate Rogers
Die meisten Songs scheinen von Beziehungen zu handeln, nicht wahr? "Nun, nicht wirklich", zögert Kate, "jedenfalls nicht so, wie du denkst. Es ist ein wenig seltsam, aber einige Stücke handeln zwar von Beziehungen - aber nicht Liebes-Beziehungen, sondern Beziehungen innerhalb der Familie. Weil es ja ehrliche Songs sind. Die Stücke handeln also zwar von der Liebe, aber nicht der Art der Liebe, die man vermutet." Es scheint, dass eine Menge Fragen in Kates Texten gestellt werden. Geht es hier um einen philosophischen Aspekt? "Nein", wehrt Kate ab, "ich versuche, möglichst nicht zuviel technische Aspekte in mein Songwriting einzubringen. Manchmal laufe ich einfach herum und habe quasi Unterhaltungen mit mir selbst. Das ist aber keine bewusste Technik, die ich anwende. Ich überlege mir nie, wie das, was ich sagen will, wie es am Ende herauskommen soll." Und wie entstehen daraus fertige Songs? "Nun, Matthew schrieb zunächst einmal ganz einfache Gitarrenparts, auf die ich dann aufbauen konnte", erläutert Kate den Prozess, "ich habe dann etwas dazu gesungen und versucht, die besten Ideen zu sammeln und damit etwas zu machen." Wenn man es genau nimmt, sind Kates Stücke - einmal abgesehen von den ideenreichen Arrangements - im Kern relativ einfach strukturiert. "Ja, die Einfachheit ist etwas, das ich wirklich zu schätzen gelernt habe", stimmt Kate zu, "denn wenn ich mir meine Lieblingssongs anhöre, stelle ich fest, dass diese auch immer sehr einfach sind. Es geht nie um die Technik oder die Virtuosität. Mir ist klar geworden, dass die Songs nicht besonders detailliert sein müssen, um ihre Wirkung zu entfalten." Einen einfachen Song zu schreiben, ist ja gewiss auch eine Herausforderung. "Das stimmt", überlegt Kate, "ich denke, dass die besten Songs die sind, die ohne großes Kalkül entstehen. Die passieren einfach. 'St. Eustacia' ist für mich ein gutes Beispiel." Ist Kate in diesem Sinne dann einmal - abgesehen vom Musikalischen - eine moderne Folk-Sängerin? "Jjjjjja", sagt Kate bestimmt, "vor ein paar Jahren hätte ich das niemals eingeräumt aber heutzutage stimme ich zu. Meine Musik basiert ja im Wesentlichen auf Folk. Bluegrass ist meine Lieblingsmusik. Und das hat mich beeinflusst. Im Folk geht es ja um's Geschichtenerzählen. Also - ja, ich bin eine Folk-Sängerin." Und wenn man das andere Extrem nimmt: Woher kommen die Rock-Einflüsse in Kates Musik? "Nun, ich bin ja auch mit der Rock-Musik aufgewachsen", gibt sie zu bedenken, "es ist ein Teil von mir. Ich will nicht immer nur subtil und still sein. Rockmusik ist für mich vor allen Dingen auch Live-Musik und das ist es, was ich liebe. Ich liebe es, wenn ein Song richtig laut sein kann. Ich liebe es, mich in der Musik zu versenken. Das geht eben am Besten, wenn die Musik laut und rauh ist. Hoffentlich kann ich bald mit meiner Band auf Tour gehen. Meine Musiker sind nämlich alle Kanadier..." Okay: Für's erste Album hat man ja bekanntlich sein ganzes Leben Zeit - für das zweite muss man sich dann etwas einfallen lassen. Wie geht es weiter mit Kate Rogers? "Wir haben schon wieder ein paar neue Songs geschrieben", erklärt sie, "wir versuchen, uns möglichst kein Ziel zu setzen. Wir wollen so viel wie möglich schreiben, um dann aussuchen zu können. Ein Teil von mir sehnt sich danach, mehr Low-Fi zu arbeiten, ein anderer möchte mehr experimentieren - mit verschiedenen Instrumenten, mit Sounds. Denn wenn du etwas einmal gemacht hast - z.B. eine Scheibe wie 'St. Eustacia' -, dann möchtest du das ja nicht einfach wiederholen. Es ist einfach nur eine Idee - wer weiß, was passieren wird." Was ist denn für Kate das wichtigste bei ihrer Arbeit? "Meine Motivation meist du?", überlegt sie, "nun, Musik war immer ein Teil meines Lebens, aber ich habe sie auch weggeschoben. Jetzt habe ich realisiert, dass das, was mir am Meisten gibt, das Live-Spielen ist. Wann immer ich einen Song schreibe, dann denke ich daran, wie es wäre, diesen einem Publikum vorzutragen. Das ist für mich das, was all die Mühen und Entbehrungen aufwiegt, die man auf sich nehmen muss, wenn man dieser Art von Beschäftigung nachgeht."
Weitere Infos:
www.grandcentralrecords.com/artists/katerogers.php
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
Kate Rogers
Aktueller Tonträger:
St. Eustacia
(Grand Central Records/Rough Trade)
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