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THE 4 OF US
 
Music From The Big Green
The 4 Of Us
Mit der neuen CD, "Heaven & Earth", wollen The 4 Of Us von der grünen Insel wohl vor allem einmal richtig stellen, was sie NICHT sind. So beschreibt uns das zwischen den Zeilen 4 Of Us Mastermind Brendan Murphy, der zusammen mit seinem Bruder Declan den kreativen Kern des irischen Quartetts bildet. "'Heaven & Earth' haben wir ja bereits 2002 aufgenommen", erklärt er, "unsere Scheiben erscheinen zunächst immer in Irland und erst dann im Rest der Welt [die Band hat in Irland auch einen dementsprechenden Star-Status, der dieses Vorgehen rechtfertigt]. Wir haben uns in einem Studio eingeschlossen - ohne etwas geschrieben zu haben. Das heißt: Wir haben die Songs aufgenommen, während sie entstanden. Das hat ungefähr sieben oder acht Monate gedauert. Unser letztes Album, 'Classified Personals', war sehr sparsam arrangiert. Es war ja eine Reaktion auf unser überproduziertes Album 'Amplifier', das wir nicht veröffentlichten. Das neue Album baut nun auf dem 'Classified'-Sound auf. Auf dieser Scheibe wollten wir das nehmen, was auf 'Classified' funktioniert hatte und es 'vergrößern'. Was wir mochten war z.B. die melancholische Stimmung. Ich mag so etwas - es kann sehr romantisch und erhebend sein, wenn du es richtig hinbekommst. Wir wollten zwei Dinge: Zunächst mal hatten wir den Titel 'Heaven & Earth'. Der Himmel steht dabei dafür, dass wir dieses mal mehr Farben und Dynamik hatten als bei 'Classified' und die Erde steht schlicht für einen erdigeren Sound. Wir haben keine Overdubs oder Pro-Tools verwendet, sondern in einem Live-Setting aufgenommen, was wir dann mit einem subtilen, ätherischen, modernen - äh 'Unterströmung' versehen haben."
Was meint denn das? "Nun, wir wollten keine Streicher oder Synthesizer verwenden, sondern Ambient Sounds und Samples, die aber zu den Tracks passten und eine zeitlose Stimmung vermittelten. Eine Stimmung, die zugleich bodenständig wie spirituell sein sollte. Was wir wollten, war eine Scheibe zu machen wie The Band, als sie 'Music From The Big Pink' aufnahmen." Und warum keine Streicher? Die hätten doch gepasst? "Wir haben es ausprobiert, fanden aber nicht, dass es richtig gewesen wäre", meint Brendan. "wir wollten ja nicht unbedingt, dass das ganze Album organisch klingt. Das hätte sich dann wie Van Morrison angehört. Und das wollten wir nicht. Wir wollten eine moderne Scheibe machen. Und wir wollte eine Scheibe machen, die wir als Band alleine gemacht haben, um Kompromisse durch Dritte - wie z.B. Streicher - zu vermeiden." Und wie setzt man das technisch um? "Deswegen die Referenz zur Band: Wir wollten einen altmodischen, erdigen, glaubwürdigen Sound, bei dem die einzelnen Parts ineinander zusammenfließen - aber eben keine altmodische Scheibe. Wir wollten, dass der Hörer nicht mehr genau heraushören kann, welches Instrument welche Sounds macht", erklärt Brendan, "die Songs kommen ja von einem traditionellen Background. Und du musst dann etwas machen, das ein wenig außergewöhnlich ist. Ich mag Bands wie The Blue Nile, Talk Talk, Mercury Rev, Flaming Lips oder so etwas. In diese Richtung sollte es gehen. Das war relativ schwierig umzusetzen, aber ich denke, es ist das beste Album geworden, das wir bislang gemacht haben." Das heißt, die Philosophie muss stimmig sein? "Ja, alles musste stimmen", stimmt Brendan zu, "wir wollten, dass das Cover dasselbe ausdrückt wie die Musik und der Titel. Hier bekommst du das, was du siehst. Denn das war z.B. bei 'Classified' ein Problem. Die Leute erwarteten aufgrund des Covers etwas anderes."
In der Tat: Das Ding sah aus, wie eine Boygroup-Scheibe. Und eine Boygroup sind The 4 Of Us eben nicht. Ebensowenig wie eine Rockband. "Genau, ich mag keine großen Rockgesten, das ist nicht das was wir machen", erklärt Brendan, "es gibt großartige Rockbands, aber die kennt man ja auch - davon müssen wir uns distanzieren. Wenn wir uns nämlich als Rockband verkaufen wollten, müssten wir ja mit denen konkurrieren. Wir haben unseren eigenen Stil und der basiert doch eher auf klassischem Songwriting. Eine Band, die zusammen in einem Raum spielt. Ich suche nämlich immer nach der Menschlichkeit in der Musik. Weißt du, meine Lieblingsplatte vom letzten Jahr ist Johnny Cashs Scheibe. Da stimmt einfach alles. Rick Rubins Produktion ist hervorragend - obwohl kaum etwas da zu sein scheint. Johnny Cash ist sehr präsent, fast so als befände er sich im Raum und man hört, wie zerbrechlich, aber kämpferisch und menschlich er klingt. Vor allen Dingen aber: Man nimmt ihm alle Songs ab, die er da vorträgt. Und das ist das Wichtigste: Du musst dem Künstler die Songs abnehmen, sie ihm glauben. Das ist auch für uns das Wichtigste." Daran hat Brendan als Sänger und Texter ja sicher auch einen gewissen Anteil. Wie arbeitet er denn mit den Texten, um sie glaubwürdig zu machen. Verwendet er z.B. eigene Erfahrungen? "Nein, ganz und gar nicht", meint Brendan, "das vermeide ich sogar. Das braucht es auch nicht. Denn du kannst eine Szene initiieren und den Hörer durchführen als du selbst, ohne das selbst erlebt zu haben. Das interessiert mich. Beispielsweise 'Gospel Choir' - diese Geschichte ist mir selbst nicht passiert. Ich habe mich einfach von dem Wort 'Gospel Choir' inspirieren lassen. Ich gehe das so an, dass ich mir vorstelle, mich von der Enterprise in einen Gospel-Chor beamen zu lassen und dann zu sehen, was passiert. Daraus ergibt sich dann deine eigene Version von einem Erlebnis, das du selbst nicht hattest." In etwa so wie ein Drehbuch, bei dem man dann selbst auch die Hauptrolle spielt? "Genau", stimmt Brendan zu, "und das ist in vielerlei Hinsicht besser, als über dich selbst zu schreiben. Ich meine: Du kannst ja nur so und soviele Beziehungen durchleben - es gibt aber wesentlich mehr Songs. Für mich ist das interessant, weil ich mich als Geschichtenerzähler sehe und es - meiner Meinung nach - nicht so viele Geschichtenerzähler gibt. Mir ermöglicht es, Dinge auf eine persönliche Art zu sagen, ohne dabei zu predigen. Denn es ist ja für den Zuhörer langweilig, wenn ich ihm sage, was er zu denken hat, weil er sich vielleicht gar nicht dafür interessiert, was ich wiederum denke."
The 4 Of Us
Hat der Gesang auch damit zu tun? Auf "Heaven & Earth" ist der Gesang ja eine Note verspielter (und deswegen reizvoller) als noch auf 'Classified'. Ist das ein neuer Stil? "Nein, eher ein alter", schmunzelt Brendan, "oder eigentlich ist es eher ein 'Nicht-Stil'. Es ist meine Art, Songs zu schreiben und dazu jazzig zu singen. Auf 'Classified' habe ich dies bewusst zurückgefahren und jetzt mit 'Heaven' kehren wir eher wieder zu dieser Art zurück. Idealerweise sollte bei unserem nächsten Album auch unsere Musik so klingen. Ich liebe z.B. 'Astral Weeks' von Van Morrison. Da ist die Musik dermaßen spannend, weil die Musiker vom Jazz kommen und die Musik ständig beinahe auseinanderzufallen droht und Van Morrison sich bemüht, es zusammenzuhalten und zu kontrollieren. So etwas hörst du heutzutage kaum noch, wegen der ganzen Click-Tracks und Studiotechnik. Wenn alle ganz sauber zusammenspielen, wird das auch schnell langweilig. Wie gesagt: So etwas möchte ich auch erreichen, weil das quasi unsere natürliche Umgebung ist. Das möchte ich jedenfalls mit meinem Gesang versuchen. Manchmal bin ich aber auch nicht gut und verliere den Song, aber es ist ein sehr kreativer Prozess. Das ist meine Art zu singen und deswegen, denke ich, ist es glaubhaft und da ist ja - wie gesagt - das Wichtigste."
Weitere Infos:
www.the4ofus.com
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
The 4 Of Us
Aktueller Tonträger:
Heaven & Earth
(Future Inc./Alive)

 
 

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