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THE FIRE THEFT
 
(K)ein Etikettenschwindel!
The Fire Theft
Irgendwann in der ersten Jahreshälfte 2001 war es so weit. Sunny Day Real Estate, die als Mitbegründer des Emocore-Genres und weit über die Grenzen ihrer Heimatstadt Seattle, Washington, hinaus geliebte Kultband, löste sich auf. Nicht zum ersten Mal, denn nach zwei immens erfolgreichen Alben Mitte der 90er hatte die Band schon einmal eine Auszeit genommen, in der sich Sänger Jeremy Enigk dem Christentum zuwandte und Bassist Nate Mendel und Drummer William Goldsmith bei den Foo Fighters anheuerten. Der Split vor zwei Jahren war allerdings ein endgültiger, wenngleich er - wie wir inzwischen wissen - nicht das Ende der Zusammenarbeit der Bandmitglieder bedeutete.
Am Tag der SDRE-Auflösung hoben Will und Jeremy ihre neue Band aus der Taufe, später stieß auch Nate wieder zu ihnen und sorgte so für eine Fast-Reunion der legendären SDRE-Urbesetzung. Die Musik, die uns das The Fire Theft getaufte Trio auf seinem selbstbetitelten Debütalbum präsentiert, das vor wenigen Wochen erschien und fast überall auf hymnische Begeisterung stieß, hat mit dem Sound der alten Band allerdings nur noch wenig zu tun. "Opulent instrumentiert, mit unendlich viel emotionalem Tiefgang, wurde das Debüt-Album von The Fire Theft in den Staaten ob des nicht zu überhörenden Hangs zu Prog- und Hardrock bereits als Melange aus Yes, Led Zeppelin und Modest Mouse bezeichnet", war hier an dieser Stelle bereits vor einigen Wochen zu lesen. Die Band verbindet eingängigen Pop mit vertracktem Art Rock, ohne jemals wirklich in die eine oder die andere Schublade zu passen. Ganz einfach übrigens, weil sie beide Extreme langweilig finden.

Es gibt aber auch noch weitere Gründe, warum die Band, die ihren Namen der griechischen Mythologie entlieh, trotz der personellen Überschneidungen so völlig anders klingt als ihr Vorgänger. "Dieses Mal war alles ganz anders, weil die Platte über einen Zeitraum von fast drei Jahren entstanden ist", erklärt Jeremy beim Gespräch mit Gaesteliste.de in Köln. "Trotzdem hatten wir kaum die Chance, alle gemeinsam zeitgleich an den Songs zu arbeiten. Es war also in erster Linie ein 'recording project', bei dem es nur um die Studioarbeit an sich ging. Die Band kam nur sehr selten zusammen, um wirklich gemeinsam die Songs zu spielen." Stellt sich die Frage, ob das den Aufnahmen nur zuträglich war oder manchmal auch dem kreativen Prozess im Wege gestanden hat. "Weder noch", meint Nate. "So fing unsere erneute Zusammenarbeit einfach an. Soweit es mich angeht, würde ich mir wünschen, dass wir in der Zukunft die Stücke mehr zusammen ausarbeiten und dann erst ins Studio gehen, obwohl es auch dieses Mal gut funktioniert hat. Es war ganz einfach nur eine andere Art, an eine Platte heranzugehen."

So zeitlos "The Fire Theft" auch klingt, Anleihen bei alten Helden wie Pink Floyd, The Who oder den bereits erwähnten Led Zeppelin kann man dennoch ausmachen. Lassen sich The Fire Theft auch heute noch explizit von alten Platten beeinflussen? "Die Inspiration ist häufig nicht der Klang einer Band, sondern eher das, was sich dahinter verbirgt", sagt Jeremy vielsagend, erklärt dann aber auch, wie er das meint: "Ich meine damit, wo eine Band herkommt und wie sie zu ihrem Sound gekommen ist. Trotzdem ist es in der Tat heute wie früher die Musik anderer, die mich antreibt, selbst weiter Musik zu machen." Und Nate ergänzt: "Der Blickwinkel verändert sich allerdings. Nach einer Weile werden aus den Zielen, die anfangs unglaublich weit weg waren, Ziele, die du wirklich erreichen kannst. Du stellst fest, dass du selbst in der Lage bist, auch großartige Dinge zu tun." Das bedeutet allerdings nicht, dass sich die Amerikaner den unverfälschten Blick auf die Musik nicht bewahrt hätten. Das oft zitierte Musikerproblem, jeden Song beim Hören gleich zu sezieren und zu analysieren, kennt Nate jedenfalls nur am Rande: "Solange es ein guter Song ist, denke ich nur: 'Wow, das ist eine großartige Nummer'. Wenn es allerdings ein schlechter Song ist, fragst du dich, warum er dir nicht gefällt, oder du forschst nach den kleinen Dingen, die dir vielleicht doch gefallen."

The Fire Theft
Derzeit sind The Fire Theft auf Tournee in Europa, und auch der nächste Abstecher in die alte Welt ist bereits geplant. Im April nächsten Jahres wollen sie wieder auf europäischen Bühnen stehen. Vielleicht haben sie ja bis dahin auch ein paar neue Songs im Gepäck, denn derzeit müssen sich The Fire Theft mit der ebenso großartigen wie knappen Auswahl ihres Albums behelfen. Auf Tour neue Songs schreiben können die Musiker jedenfalls nicht. Nicht zuletzt deshalb, weil nicht nur Jeremy der Touralltag merklich zusetzt. "Je länger ich auf Tour bin, desto mehr habe ich das Gefühl, meinen Verstand zu verlieren. Zu Beginn einer jeden Tour bin ich voller positiver Energie und fühle mich gut. Je weiter die Tour fortschreitet, werde ich dann immer seltsamer, und meistens stelle ich dann irgendwas an, das ich nie wieder vergessen werde."

Was es auf dieser Tournee ist, stand bei unserem Gespräch übrigens noch nicht fest. Unglaublicherweise ist dies übrigens der erste Abstecher der drei nach Europa überhaupt (Wills und Nates Konzertreisen mit den Foo Fighters nicht mitgezählt). Als wir zum Schluss noch wissen wollen, was The Fire Theft nach einem Dutzend Jahren Tourerfahrung denn als guten Ratschlag für Newcomer weitergeben können, meint Nate folgerichtig: "Macht es nicht wie Sunny Day Real Estate, macht bloß keinen Bogen um Europa!" Jeremys Ratschlag dagegen ist eher praktischer Natur, dennoch allerdings unserer Meinung nach gerade in den kommenden Wintermonaten sehr befolgenswert: "Halte dich von kränkelnden Leuten fern - vor allem, wenn du der Leadsänger bist!"

Weitere Infos:
www.thefiretheft.com
www.sunnydayrealestate.net
Interview: -Simon Mahler-
Fotos: -Pressefreigaben-
The Fire Theft
Aktueller Tonträger:
The Fire Theft
(Rykodisc/Zomba)
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