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THE EELS
 
Wenig denken
The Eels
Der Bart ist ab. Lief der Eels Mastermind zum letzten Album "Souljacker" noch mit einem beeindruckenden Vollbart durch die Gegend, ist davon anlässlich des neuen Werkes, "Shootenanny!" nicht mehr viel übriggeblieben. Es geht das Gerücht, dass das Notwehr gewesen sei? "Wir waren gerade auf Tour, als das mit dem 9-11 passierte", erzählt E - und richtig: In der Woche nach dem World Trade Center Attentat spielten die Jungs in Deutschland, "und da wurde ich auf dem Flughafen immer ganz genau unter die Lupe genommen - weil ich eben einen Bart trug. Irgendwann wurde mir das zu bunt und ich habe ihn wieder abgenommen. Aber weißt du was: Seit ich mich rasiert habe, werde ich noch mehr belästigt. Es scheint also doch irgendwie an mir zu liegen." Nicht dass das offensichtlich wäre.
Wie auf der Bühne ist E auch im richtigen Leben ein grummeliger kleiner Mann, der immer recht ernst dreinschaut, aber nicht so richtig gefährlich aussieht. Aber er provoziert auch gerne. Wie sonst wohl sind Titel wie "Souljacker" oder eben "Shootenanny!" zu erklären? "Schon gut, ich habe mittlerweile gemerkt, dass der Titel 'Shootenanny!' nur in den USA funktioniert", winkt E ab, noch bevor eine Frage gestellt wurde. Es ist nämlich so, dass "Shootenanny!" keineswegs eine Aufforderung ist, ein Kindermädchen zu erschießen, sondern eine Wortspielerei. Ein "Hootenanny" ist ein volkstümliches Zusammenkommen, bei dem musiziert wird. Bei einem "Shootenanny" kommt man also zusammen und schießt ein wenig. Und dahin sollte auch die Frage gehen: Soll das provozieren, ist das nicht in Zeiten wie diesen ein wenig gewagt? E zuckt mit den Schultern. "Es ist ein Wortspiel, das mir irgendwann eingefallen ist", antwortet er ausweichend, "ich habe es mir ausgedacht und ich dachte mir, dass wir ein cooles MTV-Wort brauchen könnten, wenn das nächste Mal jemand in einer Highshool Amok läuft." Und das kommt von jemandem, der meint, dass der Begriff "edgy" (im Sinne von rauh, kantig, unbequem) durch ständige Abnutzung keinerlei Bedeutung mehr habe. Wenn nicht die Eels, wer ist denn dann heutzutage überhaupt noch "edgy"? "Ich weiß nicht, es ist verdammt schwierig heutzutage herauszufinden, ob der Begriff 'edgy' überhaupt noch eine Bedeutung hat. Wenn du auf die neue Scheibe anspielst: Die habe ich mit den Jungs aufgenommen, mit denen ich die 'Souljacker'-Tour gespielt habe. Wir waren da quasi noch heiß und ich dachte mir, dass es doch nett wäre diese Live-Energie auf der Scheibe einzufangen. Das ist natürlich recht rauh, das stimmt schon."
Auf dem neuen Eels Album spielt neben E, dem Gitarristen Joe Gore (mit dem E einige Tracks zusammen schrieb) und Drummer Butch auch wieder Lisa Germano mit (die uns vor kurzem noch ihre Seelenverwandschaft zu E bekundete). Wer ist denn nun eigentlich jetzt in den Eels? "Nun mit Lisa arbeite ich ja seit 1998 oder so zusammen", erzählt E, "ich denke, wir haben die Tendenz vielleicht zur selben Zeit in die selben Stimmungen zu verfallen. Was die Eels betrifft: Ich könnte dir sagen, wer genau momentan dabei ist, aber das könnte in ein paar Stunden aber schon wieder anders sein. Butch zum Beispiel spielt auf der CD mit, er wird aber vermutlich nicht mit auf Tour kommen können. Er ist momentan sehr gefragt und spielt - ausgerechnet - mit Tracy Chapman und sie braucht ihn bis in den Herbst hinein. Ich denke, er hat sich ein wenig verschätzt, wie schnell die Scheibe rausgekommen ist, denn das dauert bei Dreamworks für gewöhnlich länger." Wie gesagt klingt die neue Scheibe ein wenig 'edgier' - also rauher und rockiger - als gewohnt. Wie ist denn das Album enstanden? Es gibt z.B. weniger Samples als früher. "Ich nehme schon noch ein paar Samples her - auf 'Agony' gibt's z.B. welche. Ich bin aber kein Purist. Ich möchte mich nur gut fühlen. Natürlich denke ich, dass dies die beste Scheibe ist, die wir je gemacht haben - oder die jemals jemand gemacht hat. Das ist aber ein ganz normale Reaktion - ich würde sagen eines jeden Künstlers. Ich wollte ein paar einfache Songs machen. Es gab da nicht viel nachzudenken. Ich denke nicht gerne viel nach." Es gab also gar nichts außergewöhnliches bei diesem Album? "Doch schon", räumt E ein, "ich hatte nämlich das Studio gebucht und alle Termine gemacht, als mir auffiel, dass ich noch gar keine Songs hatte. Ich musste also schnell in den Keller gehen und ein paar Songs schreiben. Es passierte alles ziemlich schnell - in einer Woche würde ich sagen. Alle Songs sind in 20 Minuten entstanden. Ich arbeite aber gerne schnell - es spielt also keine Rolle, ob da ein Zeitdruck ist oder nicht." Was spielt denn eine Rolle? "Nichts", lacht E, "doch wirklich - es gibt einfach keine Regeln." Grummel! So geht das doch nicht. Vielleicht verrät uns der Herr Kompositeur dann wenigstens, woher er seine Themen nimmt? So schreibt E ja für gewöhnlich aus der ersten Person singlar. "Immer", stimmt er zu, "das mag ich einfach lieber. Ich war noch nie ein Fan von Story-Songs, wo der Sänger den Leuten eine Geschichte erzählt. Ich finde, es ist effektiver, wenn du die Geschichte von der Person hörst, der es passiert ist. Songs wie 'Restraining Order Blues' sind dabei zum Glück nicht autobiographisch. Es passte nur recht gut. Inspiriert wurde das übrigens von dem Randy Newman Album 'Good Old Boys'. Es ist die Geschichte von jemandem, der nicht auf seine Frau hört. Er ist ein Trunkenbold, du kannst aber doch erkennen, dass es kein schlechter Kerl ist. An solchen Sachen bin ich interessiert. Andererseits gibt es Songs wie 'Lone Wolf', bei denen ich nicht verleugnen kann, dass es dabei um mich geht. Das könnte ich zwar vorgeben, aber es geht darum, dass es nichts schlimmeres gibt, als in einer Beziehung mit jemandem zu sein, der mit sich selbst in einem Kriegszustand ist, der nicht weiß wer er ist. Ich sage hier: So bin ich nun mal, einiges kann ich verändern, anderes nicht. So bin ich, lass es uns genießen, so wie es ist. Nachdem ich das gesagt habe, ist es aber wichtig festzuhalten, dass ich es nicht wichtig finde, dass die Leute auseinanderhalten können, ob es um mich geht oder nicht. Weil es mich ja auch irgendwie ehrt, wenn die Leute automatisch annehmen, dass es um mich geht, weil ich dann ja auch irgendwie meine Arbeit gut gemacht habe. Ich finde es cool, wenn die Leute denken: 'Wow, der hat seine Frau geschlagen und singt auch noch drüber'."
The Eels
Warum beginnt das Album eigentlich mit dem Track "All In A Day's Work" - praktisch einem simplen Blues (der auch noch 'edgy' ist)? "Es ist immer viel Arbeit, eine Scheibe zu sortieren, den Gesamtüberblick zu bekommen, zu sehen, was wie zusammenpasst. Zunächst sollte die CD mit 'Saturday Morning' beginnen, einer poppigeren Nummer. Bei 'Work' dachte ich zunächst an ein Stück für die B-Seite einer Single oder sowas. Dann schob ich es aber hin und her und irgendwann dachte ich mir, was soll's, und nahm es als Opener her. Das ist weniger offensichtlich und ich finde es interessanter, das Album so zu beginnen." Dann gibt es einen Track namens "Dirty Girl"... "Das ist eher eine generelle Idee", beschreibt E das Stück, das in den USA für Wirbel sorgte, weil er hier sagt, dass er Mädels bevorzuge, die eben schmutziges Zeug reden, "es geht darum, dass ich Leute bevorzuge, die sich nicht selbst zensieren. Das ist aber eher eine amerikanische Sache. Bei uns heißt es doch immer: 'Sag bloß keine schmutzigen Sachen' oder 'Zeig bloß keine nackten Körper im Fernsehen' während es andererseits okay ist, wenn du zeigst, wie Leute umgebracht und erschossen werden. Das ist zwar lustig, aber auch peinlich." Neben den Eels hat E noch diverse andere Projekte am Start - z.B. eine Scheibe mit MC Honky, einem DJ aus Silverlake, auf dessen Schiebe "I Am The Messiah" er und Butch aushelfen und dann arbeitet E ja auch gelegentlich an Filmmusiken. "Es gibt da diesen Film 'Levity' mit Billy Bob Thornton und Holly Hunter, für den habe ich die Musik geschrieben und ein paar Songs gesungen", berichtet E, "das ist aber nicht das, was ich am liebsten mache. Ich bin da - denke ich - der falsche Mann. Weil ich es nämlich nicht ausstehen kann, untätig daneben stehen zu müssen und mit anzuschauen, wie andere Leute Fehler machen. Wenn ich meine Scheiben machen kann, dann kann ich alles selbst entscheiden. Beim Film habe ich aber nichts zu sagen. Und ich denke, dieser Film funktioniert einfach nicht so gut. Das Problem dabei ist, dass niemand weiß, wie ein Film am Ende sein wird. Es ist ein ziemlich komplizierter Prozess, weil einfach zu viele Leute ihre Finger drin haben. Es gibt einfach keine Stanley Kubricks mehr, die man mit ihrer Vision machen lässt. Nicht mal Wim Wenders - jedenfalls nicht mehr, seit er in Hollywood arbeitet. Da gibt's all diese dummen Produzenten, die sagen, wie man's machen soll. Und das musste ich alles miterleben. Das hat übrigens auch den Song 'Rock Hard Times' inspiriert, der genau diese Erlebnisse beschreibt." Welche Visionen hat denn der Musiker E noch? "Ich habe viele Ideen, aber es liegt mir nichts daran, Sachen zu machen, nur um den Leuten zu zeigen, wie vielseitig ich bin", beschreibt er die Situation, "es muss also bereits in mir drin sein, wenn ich etwas mache. Ich werde also bestimmt keine Oper schreiben oder so was - weil ich da nämlich überhaupt nicht gut wäre. Ich versuche immer, mich selbst zu unterhalten. Sobald ich mich langweile, mache ich etwas anderes."
Weitere Infos:
www.eelstheband.com
www.eelsmusic.de
www.eelsfan.de
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Pressefreigaben-
The Eels
Aktueller Tonträger:
Shootenanny!
(Dreamworks/Motor Music/Universal)
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