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TIED & TICKLED TRIO
 
Familienbande - Tied & Tickled Trio vs. The Notwist
Tied & Tickled Trio
The Notwist bedürfen spätestens seit ihrem genialen "Shrink"-Album letztes Jahr keiner Vorstellung mehr. Beim Tied & Tickled Trio ist das anders, denn obwohl die Melange aus Blue-Note-Jazz, Elektronik-Experimenten, Dub und Postrock des 97er Debuts überall Begeisterung hervorrief, sehen einige das Projekt von Markus und Micha Acher mit Musikern von Ogonjok, den Slum Lords und dem Jazzer Johannes Enders als "nur" eine der vielen Nebenbeschäftigungen des Notwist-Kerns. Jetzt erscheint das zweite Tied & Tickled-Album, "EA1 EA2", aber bevor die Band auf Tour geht, widmeten sich die Gebrüder Acher einmal mehr The Notwist, spielten unlängst in Deutschland eine Handvoll Konzerte und supporteten in England Stereolab. Wir trafen Markus Acher vor der Notwist-Show im Kölner Prime Club zu einer kurzen Bestandsaufnahme.
Gästeliste: Wie fühlt man sich als Teil von The Notwist und Tied & Tickled Trio im Herbst '99?

Markus Acher: "Sehr gemischt. Erstmal ist es so, dass wir mit The Notwist jetzt gerade fünf Konzerte spielen und eigentlich kein einziges neues Stück haben, was schon mal irgendwie seltsam ist, aber es ist okay. Mit dem Tied & Tickled Trio ist es so, dass die Platte jetzt im November rauskommt und dass wir halt immer noch in der Phase der 'Vorspannung' sind. Wenn wir im Dezember mit Tied & Tickled auf Tour sind und die fertige neue Platte endlich haben wird das aber auch hoffentlich anders aussehen.

GL: Das heisst also, das es für dich immer noch etwas Besonderes ist, eine neue Platte zu machen? Bei so vielen Veröffentlichungen, an denen du schon mitgewirkt hast, könnte man ja vielleicht vermuten, das du denkst: Ach, es ist eben Platte Nummer 16 oder so...

Markus: "Die Spannung ist auf jeden Fall immer da. Bei Tied & Tickled war das dieses Mal ganz extrem, weil wir nicht genau mußten, wie das jetzt wird. Wir hatten sich das Prinzip, das Konzept, nach dem Tied & Tickled funktioniert hatte sich zwar etabliert, aber eigentlich hat es bei der zweiten Platte nicht mehr so funktioniert wie bei der ersten und deshalb war es ein ewig langer Prozess, bis wir an dem Punkt angelangt waren, an dem wir gesagt haben: So gefällt es uns jetzt. Und das war eigentlich schon extrem aufregend (grinst)."

GL: Sieht du solche Situationen als Herausforderung oder denkt man sich da manchmal: Mit The Notwist läuft's ja eigentlich ziemlich gut, warum mache spiele ich auch noch in all diesen anderen Bands?

Markus: "Nee, das ist ja auch vom Organisatorischen und Zeitmäßigen her sehr schwierig. Man hat halt ein Studio für eine bestimmt Zeit gebucht und wenn man dann an Probleme stößt, ist das halt doppelt Stress, weil man weiß, irgendwie kommt man nicht weiter, aber man hat nur noch zwei Tage Zeit und muss noch vier Stücken mischen und das geht zeitmäßig überhaupt nicht. Und solche Situationen hatte wir bei dieser Platte ständig, das war wirklich super anstrengend."

GL: Wie kriegst du die ganzen verschiedenen Bands überhaupt zeitlich koordiniert? Martin Gretschmann beispielsweise ist ja auch mit Console derzeit sehr gut im Geschäft - hängt man da stundenlang am Telefon, um herumzufragen, wer wann Zeit hat?

Markus: " Ja, aber das gehört einfach dazu. Man muss immer gucken, die eine Band ist weg, da kann man dann eh nichts machen, als nutzt man die freie Zeit, um Sachen zu tun, die auch noch anliegen, zum Beispiel sich neue Notwist-Stücke überlegen. Es funktioniert nur so blockweise."

GL: Wenn du Stücke schreibst, weißt du dann sofort, für welche Band die später sein werden. Oder gibt es Situationen, wo du denkst: Diese Idee halte ich lieber für The Notwist zurück etc.?

Markus: "Naja, mir fallen die Sachen nicht einfach so ein, man setzt sich hin und überlegt dann ganz konkret für irgendwas und man hat bestimmte Voraussetzungen. Für Tied & Tickled komponiere ich eh nur passiv, das heißt, ich mache bei den Arrangements mit. Bei The Notwist bastele ich eben mit bestimmten musikalischen Bausteinen was zusammen. Die Sachen sind auch eh so verschieden, dass sich das nicht überschneidet."

GL: Da möchte ich dir aber widersprechen. Auf der neuen Tied & Tickled Trio-Platte finden sich mit "Unwohlpol" oder "Van Brunt" auch einige Stücke, die meiner Meinung nach selbst auf einer Notwist-Platte nicht völlig fehl am Platze wären.

Markus: "Ja.... (lacht)... stimmt eigentlich."

GL: Es gibt also keine direkte Formel à la "Tied & Tickled Trio = The Notwist - Rock - Gesang"?

Markus: "Nee, es greifen immer wieder Sachen ineinander. Zum Beispiel verwendet man dann eben Elemente, die man bei Notwist verwendet hat auch für Tied & Tickled, allerdings sind wir bei Tied & Tickled auch noch ein paar Schritte weitergegangen, die man mit Notwist nicht gemacht hätte. Notwist ist ja immer eher Popmusik und da würde man eben nicht ein Saxophonsolo nach dem anderen machen wollen."

GL: Das heißt, die "musikalischen Grenzen" sind bei Notwist enger gesteckt als bei Tied & Tickled?

Markus: "Tied & Tickled und Notwist sind einfach in andere Richtungen abgesteckt. Es gibt sowieso ziemlich viele harte Grenzen, halt unsere Geschmacksgrenzen. Es gibt Dinge, die wir einfach nie machen würden, weil wir sie schrecklich finden. Viele die mit uns zusammenarbeiten, die wissen schon, dass manche Vorschläge zwar kommen, wir das aber trotzdem nie machen würden. Insofern ist alles schon sehr genau abgesteckt."

GL: Macht der Erfolg, den The Notwist mit "Shrink" hatten die kommenden Platten - sowohl von Tied & Tickled als auch Notwist selbst - schwieriger oder einfacher?

Markus (überlegt lange): "Für Tied & Tickled kann ich es eigentlich noch gar nicht sagen. Console funktioniert im Grunde ganz für sich alleine und ich denke, ähnlich autark wird auch die Tied & Tickled-Platte funktionieren, weil es doch ein anderes Publikum ist. Nur wenige Notwist-Hörer kaufen sich auch die ganzen Neben-Projekte. Als Tied & Tickled und Console auf Tournee waren, hatten wir sehr viele andere Leute im Publikum, die ganze Notwist-Posse war nicht da.

GL: Fast zeitgleich mit "EA1 EA2" vom Tied & Tickled Trio erscheint auch der Soundtrack zu "Absolute Giganten", auf dem auch The Notwist mit einer Handvoll Stücke vertreten ist.

Markus: "Der Kontakt kam über einen Bekannten von uns zu Stande, der wiederum den Regisseur kennt. Der hat dem Sebastian Schipper die CD vorgespielt und der wollte dann einige Sachen auf jeden Fall verwenden. Dann hatte er sogar die Idee, den ganzen Score mit unserer Musik zu machen und wir sollten extra was komponieren, und dann ging es hin und her und auf einmal - nachdem wir schon alles fertig komponiert hatten, hiess es, unsere Musik wird gar nicht verwendet und letztendlich kam es dann zu den fünf oder sechs Stücken."

GL: Filmmusik ist also etwas, das dich oder euch wirklich interessiert?

Markus: "Auf jeden Fall."

GL: Wäre ein Streifen wie "Absolute Giganten" auch die Art von Film, für die ihr die Musik machen wolltet, wenn ihr euch das selbst aussuchen könntet?

Markus: "Ich finde immer eher die entweder extrem klassischen oder extrem durcheinander Filme am Besten. Aber muss sagen, dass ich rückblickend auch sehr zufrieden mit "Absolute Giganten" bin. Von den ganzen deutschen Filmen die ich in letzter Zeit gesehen habe, ist das einer von Zweien, von ich denke: Schön, dass man da dabei ist.

GL: Die letzte Frage kann ich ob der Verlegung der heutigen Show in den kleinen Prime Club eigentlich gar nicht mehr stellen, aber ich tue es trotzdem: Hättet ihr lieber in der größeren Halle gespielt, oder, allgemeiner: Was macht mehr Spaß: Große Hallen oder Festivals oder kleine Clubs?

Markus: "Generell macht es mehr Spaß, in kleinen Hallen zu spielen, die dann auch voll sind und wo die Kommunikation direkter ist. Es gibt aber einige Aspekte, die bei großen Festivals auch supergut sind, die Bühne ist schön groß und man hat viel Platz, Anlage ist meistens sehr gut und es klingt einfach wahnsinnig gut und es ist sehr unkompliziert, zu spielen. Das ist in kleinen Hallen von der Soundsituation her oft schwierig und das kann ein Konzert auch beeinflussen."

GL: Auf The Notwist kommt in Kürze auch noch eine komplette England-Tournee im Vorprogramm von Stereolab zu. Kam es dazu durch die Duophonic-Connection, weil ihr "Shrink" auf dem Stereolab-Label veröffentlicht habt [und übrigens auch die Tied & Tickled-Platte dort veröffentlichen werdet]?

Markus: "Ja, die haben sich eben überlegt, das man von ihrer Seite auch noch mehr dafür tun könnte, die Platte in England zu verkaufen und da haben sie diese Tournee vorgeschlagen."

Tied & Tickled Trio
GL: Bitte setze doch zum Schluss noch fünf Leute auf deine imaginäre Gästeliste.

Markus: 1. Mark Hollis "Ihn würde ich aufgrund seiner Platten auf die Gästeliste setzen, obwohl ich, nachdem was ich so gehört habe, glaube, dass er eh nicht auf ein Konzert gehen würde."

2.-4. Low "Sind gleich mehere... ganz einfach, weil ich ihre letzte Platte wunderschön finde."

5. Jörg Hollertz "Der hat die Wunder-Platte gemacht und der ist heute auch da. Deshalb bin ich auch ein bisschen in Zeitdruck, weil ich den treffen wollte (lacht)."

Interview: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Carsten Wohlfeld-

Aktueller Tonträger:
EA1 EA2
(Community/Virgin)

 
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