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THE WINTER BLANKET
 
"Alles ist ein Abenteuer!"
The Winter Blanket
Sie klingen wie die perfekte Mischung aus Low, Galaxie 500 und Beat Happening, sie sind zu viert, kommen aus der Kleinstadt Moline in Illinois und haben soeben ihr zweites Album "Actors & Actresses" veröffentlicht. Die Rede ist von Doug Miller, Stephanie Davila, Paul Blomquist und Kim Murray alias The Winter Blanket. Das Quartett entstand aus den Überresten der Band Darling, die im Gegensatz zu The Winter Blanket eher mit den Worten "Jazz" und "Freeform" beschrieben werden konnte. Als die Band auseinander brach, war es Dougs erstes Ziel, sich mehr in Richtung des klassischen Singer/Songwritertums zu orientieren. Das erste Album ("Hopeless Lullaby") erschien bereits 1999 und war wesentlich minimalistischer und auf traditionelle Weise slow-coriger als der aktuelle Tonträger, der wiederum mit Alan Sparhawk von den grandiosen Low als Produzent, Tontechniker und Aushilfsmusiker eingespielt wurde.
War ihr Debütalbum vor drei Jahren noch eine ziemliche Low-Key-Angelegenheit, hat die Veröffentlichung von "Actors & Actresses" auf Alan Sparhawks Chairkickers Label schon in den ersten Wochen für reichlich Feedback gesorgt. "Ich mache seit 1994, als wir mit Darling begonnen haben, Musik, und noch nie waren wir so erfolgreich wie jetzt", bestätigte uns auch Doug im Interview mit Gaesteliste.de. "Wir bereiten uns gerade auf eine zweieinhalb-wöchige Tournee mit dem immer wieder großartigen Richard Buckner vor. Er war gerade in der letzten Zeit ein wichtiger Einfluß für uns, und nun hat er uns gleich noch zu unserer ersten großen Tournee eingeladen! Im Vergleich zu 1999 sind wir jetzt nach der Veröffentlichung viel beschäftigter. Stephanie und ich gehen noch aufs College, und manchmal ist es schwierig, die richtige Balance zu finden, aber im Großen und Ganzen ist einfach alles besser als nach dem ersten Album."

Auch wenn The Winter Blanket inzwischen eine echte Band sind - angefangen haben Doug und sein ehemaliger Darling-Mitstreiter Kim nur zu zweit. Nicht zuletzt, weil sie nicht die Fehler der alten Band wiederholen und sich auf gar keinen Fall einengen lassen wollten. "Ich mag Musik viel zu sehr, um nur der Schlagzeuger in irgendeiner Band zu sein", erklärte uns Doug. "Trotzdem wollten wir von Anfang an eine echte Band haben. Selbst als wir zu zweit Demos aufgenommen haben, hatten wir Stephanie und Paul, mit denen wir schon seit Jahren befreundet sind, schon im Hinterkopf. Ich hatte Paul schon immer gesagt: Wenn ich eine Band gründe, dann wirst du der Schlagzeuger. Stephanie suchte nach einer Band mit unserem Stil, nachdem sie vorher in einer Punkband gespielt hatte. Eine ganze Reihe von Bands aus unserer Gegend hat sich um sie gerissen, aber wir haben letztendlich gewonnen!" Und das ist gut so, schließlich war das ausgezeichnete Zusammenwirken von Dougs und Stephanies Stimme à la Beat Happening so etwas wie der Masterplan hinter dem Winter-Blanket-Sound: "ALLE sagen uns inzwischen, daß wir nach Beat Happening klingen, dabei hat keiner von uns sie je gehört! Das ist aber trotzdem in Ordnung, denn sie scheinen ja ziemlich beliebt zu sein! Die Idee des kombinierten Gesangs kommt in erster Linie von meiner Vorliebe für Bands wie Low, Yo La Tengo oder Ida. Ich habe mich nie für einen besonders guten Sänger gehalten, und Stephanie hat dafür gesorgt, daß ich besser klinge. Ich denke, unsere Stimmen ergänzen sich einfach sehr gut. Ich versuche immer, mich hinter ihrer Stimme zu verstecken, aber dann singt sie einfach leiser! Es ist zum Verrücktwerden! Viele Leute vergleichen uns auch mit Galaxie 500 - noch so eine Band, von der wir nicht viel wissen. Das ist wohl eher ein Einfluß, der sich durch unsere Liebe zu Low übertragen hat."

Apropos Low: Alan Sparhawk ist offensichtlich weit mehr als nur der Produzent für The Winter Blanket. "Alan ist großartig! Wir kommen sehr gut mit ihm aus, weil wir beide aus sehr abgelegenen Städten kommen. Er war unser erster Unterstützer, der auch einen Fuß in der Tür der Musikindustrie hatte. Er ist so unglaublich respektiert als Musiker und Mensch, daß es stets sehr inspirierend ist, in seiner Nähe zu sein. Er ist ein tolles Vorbild. Er hat auf unserer letzten Platte ziemlich viel gemacht. Er kann diese punktgenauen Harmonien singen, die ich einfach nicht hinkriege, und er spielt eine sehr J-Mascis-mäßige Gitarre auf einigen Songs. Er hat im Studio wie Jimi Hendrix auf dem Boden gekniet, und wir haben ihn durch das Fenster im Kontrollraum beobachtet und konnten es kaum glauben! Ich denke, er hat sehr viel Freude daran, mit anderen Leuten zusammen zu arbeiten und neue Dinge auszuprobieren. Wir wollten ihn für unsere zweite Platte wieder als Produzenten gewinnen, und nachdem er uns dann in seiner Heimatstadt Duluth live gesehen hatte, war er so hin und weg, daß er dann auch gleich unsere Platte noch auf seinem Label veröffentlichen wollte! Das war ein großartiger Abend für uns, schließlich sind wir in erster Linie Fans und haben Low-Poster an den Wänden hängen. Das war also so, als wenn du ein Radiohead-Plakat in der Wohnung hängen hast und Thom Yorke fragt dich, ob er deine Platte veröffentlichen darf!"

"Actors & Actresses" scheint fast ein Konzeptalbum zu sein, denn das Thema Schauspielerei wird nicht nur im Titel der Platte, sondern auch in einigen Songs aufgegriffen. "Es ist auf jeden Fall ein Konzept, auf das wir hingearbeitet haben. Allerdings war das nicht als weltbewegende Philosophie gedacht, eher als Bestandsaufnahme, wo wir uns mit Mitte 20 im Leben befinden. Die Platte setzt sich mit der Enttäuschung auseinander, die du fühlst, wenn dir klar wird, daß du mehr vom Leben zu erwarten hast, wenn du dich wie ein Schauspieler verstellst und die Leute blendest, als wenn du eine ehrliche Haut bleibst. Das ist das alte 'Fänger im Roggen'-Konzept. Ich weiß, daß das nicht auf alle Menschen zutrifft, aber doch für einen beträchtlichen Teil, und ich finde, das ist eine Tragödie. Man muß die Platte aber nicht zwangsläufig so interpretieren, und du kannst die Stücke auch wie gewöhnliche Liebeslieder hören. Aber Liebe kann ja oft auch Show sein, richtig?"

Daß sie mit ihrer Art von Musik keine Million Platten verkaufen werden, ist Doug und seinen Mistreitern natürlich bewußt, trotzdem lassen sie sich nicht aufhalten und versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Immerhin haben es Bands wie Low geschafft, auf einem bescheidenen Level trotzdem sehr erfolgreich zu sein. "Alan hat mir mal gesagt: 'Alles, was du machst, ist ein Abenteuer', und genau daran halte ich mich fest, wenn bei 30 Grad im Schatten unser Bus mitten in Indiana liegen bleibt. Unser Ziel ist es, an den Punkt zu kommen, wo wir den Menschen als Künstler etwas bedeuten, so wie für uns bestimmte Bands wichtig sind. Hier und da passiert das bereits, und das ist einer der Hauptgründe dafür, warum wir derzeit so zufrieden sind."

In Gedanken sind The Winter Blanket inzwischen schon bei ihrer nächsten Platte, für die Stephanie sehr zu Freude von Doug eine ganze Reihe Songs geschrieben hat und so etwas den Druck von ihm nimmt. Dieses Mal wollen sich die vier auch nicht wieder drei Jahre Zeit lassen bis zur nächsten Veröffentlichung, und bereits im Herbst hoffen The Winter Blanket in England (und vielleicht ja sogar auch in Deutschland?) spielen zu können. Und sonst? "Wir würden gerne einmal in Alaska spielen", meint Doug abschließend. "Aus irgendeinem Grund denken eh alle, daß wir von dort stammen, deshalb würden wir uns das einfach mal gerne selbst anschauen!"

Weitere Infos:
www.blanketmusic.com
Interview: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Pressefreigabe-
The Winter Blanket
Aktueller Tonträger:
Actors & Actresses
(Chairkickers Music/Cargo)

 
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