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LAMBCHOP
 
Unverstandene Magie
Lambchop
Dass in Kurt Wagners Brust so einige musikalische Seelen herumschwirren müssen, machte der Lambchop CEO ja schon durch seine teilweise recht ambitionierten Neben-Projekte wie z.B. KORT (zusammen mit Courtney Tidwell) oder sein Elektronik-Projekt HeCTA deutlich. Nun ist es auch mit seiner Mutterband an der Zeit, ein neues musikalisches Kapitel aufzuschlagen, und das gewohnte Lambchop-Setting vor allen Dingen mit elektronischen Mitteln und experimentellen Vokal-Partien anzureichern.
Das mag für den Fan zunächst mal ungewohnt erscheinen - doch für Kurt gibt es da eine ganz einfache Erklärung: "Ja, das kam durch die Mittel neuer Technologien und neu erlernter Programme und Werkzeuge, durch die sich mir ganz neue Ansätze im Songwriting erschlossen", resümiert er nämlich, "und auch durch mein so neu gewecktes, allgemeines Interesse an zeitgenössischem HipHop und elektronischer Musik jeder Spielart". Dabei ist "Flotus" - ein Akronym für "First Lady Of The United States" (das aber (wir sind schließlich bei Lambchop) gerne auch anders interpretiert werden darf) - vor allen Dingen Kurts Frau, der demokratischen Politikerin Mary Mancini gewidmet. "Ich wollte einfach ein Album machen, das meiner Frau gefallen würde", erklärt Kurt, "ich verwandte dabei musikalische Element, die sie interessieren würden und kombinierte das mit meinen Ideen. Durch ihre Involvierung in der lokalen Politik ist ihre Rolle in unser beider Leben zu einem bedeutenden Faktor geworden - wodurch meine Rolle heute eher eine unterstützende Funktion einnimmt - ein wenig so, wie eine First Lady den Präsidenten unterstützt. Zusätzlich zeigt dieses Album aber auch, dass die Idee der Liebe als andauerndes Konzept uns fortwährend überraschen und inspirieren kann... Das Leben - speziell das Leben mit meiner Frau, meiner Familie und meinen Freunden - ist so die größte Inspirationsquelle des neuen Albums geworden." Das ist ja schön und gut - aber warum nutzte Kurt denn diese Situation nicht gleich, in seiner Musik selbst politische Ideen zum Ausdruck zu bringen? "Weil ich meine Politik eher als eine des Handelns sehe", meint Kurt, "indem ich mit meinen Handlungen direkt Freunden in Not oder bedürftigen Personen helfen kann, so gut mir das möglich ist. Das zeigt halt, wie ich mein Leben führe. Jeder hat da ja so seine eigene Meinung. Ich finde aber, jeder sollte heutzutage informiert sein, sich einmischen, anderen helfen und sich mehr am Allgemeinwohl als an dem 'ich' orientieren." Dass Kurt sich durchaus für andere Leute einsetzt, hat er ja hinlänglich bewiesen - zum Beispiel mit seinem Support für den verstorbenen Freund Vic Chesnutt, mit dem er ja auch auf professioneller Ebene zusammenarbeitete. Auf die Frage etwa, wen er denn gerne auf seiner Gästeliste wiedersehen würde, antwortet er wie aus der Pistole geschossen: "Marc Trovillion, Candice Ferguson, Vic Chesnutt (allesamt Musiker aus Nashville) und der Filmkritiker Jim Ridley. Einfach deswegen, weil diese Menschen nicht mehr bei uns sind und ich es schön fände, wenn sie noch mal dabei sein könnten."
Kommen wir aber mal zur Musik von "Flotus": Wie angesagt ist das neue Album in weiten Teilen sehr experimentell angelegt und insbesondere die elektronischen Aspekte überraschen und dominieren dann in diesem Zusammenhang und ihrer eher abstrakten, klangmalerischen Art doch schon sehr. Interessanterweise werden diese experimentellen Stücke aber eingeklammert durch zwei eher konventionelle Lambchop-Tracks (wobei beide mit 10 bzw. 18 Minuten Lauflänge wahrlich epische Ausmaße annehmen). Was hat es denn damit auf sich? "Das hast du mit 'eingeklammert' ziemlich akkurat beschrieben", räumt Kurt ein, "und aus chronologischer Sicht ist das insofern interessant, als das wir den letzten Track, 'The Hustle', als aller ersten eingespielt haben, während der erste 'In Care Of 8675309' als allerletzter aufgenommen wurde. Die Arbeit dazwischen steht essentiell dann für die Idee der ganzen Scheibe." Wie ebenfalls schon gesagt, arbeitet Kurt - neben den elektronischen Elementen - auch mit einer Vielzahl stimmlicher Effekte. Die Stimmen - verbal oder nonverbale - sind oft gedoppelt, mit Effekten belegt, elektronisch verfremdet oder gesampelt. Das führt zu zwei interessanten Aspekten: Wie sieht sich Kurt Wagner heutzutage eigentlich als Sänger (früher sah er sich ja gar nicht als Sänger) und warum arbeitete er dieses Mal teilweise ohne Texte? "Für mich ist die Sache als Sänger heutzutage ein ganz neues Spiel", gesteht er, "in vielerlei Hinsicht hat mich die neue Technologie befreit und mir ermöglicht, viele interessante Ideen zu entdecken. Und weil ich das Ganze von einer technischen Warte aus gar nicht verstehe, ist das für mich wie Magie und überrascht mich immer wieder mit den Ergebnissen. Und mir ging es darum, diese Technologie - was die Stimmen betrifft - dazu einzusetzen, sie mit den elektronischen Teilen in Einklang zu bringen, die wir auf der anderen Seite erzeugt hatten. Eine Sache, die mir dabei aufgefallen ist, ist der Umstand, dass die Elektronik es verträgt, wenn die Worte eher abstrakt eingesetzt werden - und dennoch einen emotionalen Eindruck beim Hörer hinterlassen können."
Lambchop
Was war - abgesehen vom Reiz der technologischen Aspekte - für Kurt eigentlich das Wichtigste am neuen Album? "Etwas Gutes zu machen, dass jetzt deine Aufmerksamkeit erregt und mich darüberhinaus im Rückblick auch in den kommenden Jahren noch stolz machen kann. Das ist eigentlich wie bei allen Unternehmungen, die ich über die Jahre in Angriff genommen habe. Manchmal scheitere ich, manchmal nicht. Dieses Mal fühlt es sich aber ziemlich gut an..." Sagen wir mal so: Von einem kreativen Standpunkt aus, hat Kurt sein Ziel mit Sicherheit erfüllt. Und man muss ja auch nicht jeden glücklich machen wollen (zumal Kurt ja vor allen Dingen seiner Frau gefallen wollte). Lambchop-Fans der ersten Stunde, die einfach eine Fortschreibung des bisher Erreichten erwarten, müssten mit "Flotus" zunächst ein Mal Basis-Arbeit leisten und als Hörer mit Sicherheit darin investieren. Das freilich könnte sich am Ende lohnen und zu einem insgesamt versöhnlichen Ergebnis führen - spätestens dann, wenn Kurt das neue Material auf unseren Bühnen präsentieren wird...
Weitere Infos:
www.lambchop.net
twitter.com/lambchopisaband
www.facebook.com/lambchopisaband
Interview: -Ullrich Maurer-
Fotos: -Elise Tyler-
Lambchop
Aktueller Tonträger:
Flotus
(City Slang/Universal)
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